Radtour Griechenland 2005

Patras - Patras:
4 Ausgrabungsstätten,
3 x 2 Tage,
1 Meister des Peloponnes!

A.S.: Ausrüstung vgl. die Alpentour im Jahr 2002 (Prolog/Vorbemerkung).

Anreise: München - Patras

Nach dem EZF am 2.9.05 des RC Concordia in Baiernrain (hier beim anschl. Essen: Tanja, SL Christoph, Mr. 6-days Walter und Herbert ) geht es zurück nach München in die Oberländerstraße und von dort direkt zum Hauptbahnhof. Mit dem Nachtzug verlasse ich München um 23:40 direkt nach Venedig: Zu zweit teilen wir uns das Schlafwagenabteil, so daß mein Rad genug Platz hat. Am 3.9.05 erreiche ich Venedig um 7:36, stelle das Rad in der Gepäckaufbewahrung unter und mache mich auf den Weg, mir Murano anzusehen: Diese Venezianische Insel ist ja bekannt für die Glasherstellung. Danach hole ich mein Rad ab und fahre zum Fähranleger, nehme mein Ticket in Empfang und checke auf dem Schiff ein. Nach eineinhalb Tagen einer sehr sonnigen und ruhigen Fahrt - auf der ich leider etwas unachtsam war und Zug bekommen habe - erreiche ich am 4.9.05 gegen 20:30 (Ortszeit) Patras, wo ich für 30 Euro im EZ direkt in der City unterkomme. Ich bummel durch die Stadt, die neu angelegte Fußgängerzone und esse erstmal "griechisch":-)

1. Tag (5.9.05): Patras - Delfi (129 km)

Ich mache mich direkt auf Nebenstrecken auf nach Rion, den Golf von Korinth zu überqueren; dies tue ich auf der neuen Harilaos Trikoupis Brücke: Diese ist seit August 2004 fertig und stellt die Verwirklichung eines 100 Jahre alten Traumes dar. Die Region ist stark Wind- und Erdbeben-gefährdet; außerdem ist der Golf bis zu 65 Meter tief! In Antiorion angekommen fahre ich zum Fähranleger im Hafen und mache erstmal Kaffee-Pause. Dann fahre ich über Platanitis nach Nafpaktos; der Hafen lädt mit einem neuen Cafe schon wieder zu einer Kaffee-Pause ein:-) Das ist auch ein großer Fortschritt: In den vielen sehr modern gestalteten Cafes gibt's neben dem traditionellen Kaffee Helleniko (greek coffee) die vielen aus Italien bekannten Kaffees ..., leider zu stolzen Preisen von 2-3 Euro! Weiter geht es für mich bei viel Sonne und wenig Verkehr am Golf entlang die E65, die ich wann immer möglich verlasse, um der alten Nationalstraße oder der coastal route durch die Dörfer zu folgen. So auch nach Glifada, wo ich direkt am Wasser entlangfahre und die Gischt der Wellen auf die Straße spritzt. Im nächsten Ort Spilia mache ich Frühstückspause und bestelle - auf griechisch - Brot, Feta-Käse, Kaffee und Milch (jede meiner Bestellungen quittiert die Dame mit einem beherzten 'ne', nachdem ich fertig war, verschwindet sie. Ich frage mich, was ich wohl bekomme, wenn sie nichts, aber auch gar nichts da hat! Die Rechnung habe ich aber ohne den Wirt bzw. die Wirtin gemacht: In griechisch heißt 'ne' 'ja', sie hatte also alles was ich wollte da und so sah auch das Frühstück aus:-) Das gibt Kraft für den weiteren Weg - vor Erateini biege ich wieder auf die coastal route ab - an Galaxidi, Itea und, durch den ehem. größten zusammenhängenden Olivenhain Griechenlands, hinauf an Chrisso vorbei nach Delfi. Auf den letzten Kilometern steige ich noch mal von Meeresniveau auf 550 Meter. Nach dem Hotelpreis-Geschacher "60 - 50 - 40 - 30" Euro esse ich zu Mittag und mache mich an die Besichtigung der Ausgrabungssätte: Die Heilige Straße mit den Schatzhäusern - u.a. dem Schatzhaus der Athener, welches mir als Vorlage zum Aufsatz meines Sekretärs gedient hat, der Apollo-Tempel, das Theater und das Stadion, welches sich alles den Hang hinauf stapelt. Von oben hat man den schönsten Blick über dieses außergewöhnliche, sich über 160 Hm erstreckenden Heiligtum in schönster landschaftlicher Lage bis hinüber zum Gymnasion und dem Heiligtum der Athena Pronaia! Abends esse ich noch in einem der Straßenrestaurants: Dabei vermeide ich die absoluten Touristenfallen, indem ich Restaurants suche ohne den Traumblick oder in einer Nebenstraße gelegen.

2. Tag (6.9.05): Delfi - Xylokastro (144 km)

Ich frühstücke mit Blick über den Olivenhain auf die Bucht von Itea. Das Wetter ist bewölkt (und wird sich ab mittags zu Sonne durchringen): Gut, daß ich die Besichtigung der Ausgrabung gestern schon geschafft habe. Zurück nach Itea fahre ich auf der alten Straße durch den Ort Chrisso; das ist etwas winkliger als über die neue gerade gebaute Straße. An der Bucht von Itea fahre ich nicht den ersten Abzweig in Richtung Ag. Efthymia, sondern will eine kleiner Straße in einem Seitental nehmen, die mich aber nur zu einer Mülldeponie bringt:-(Vielleicht 'verliere' ich hier die entscheidenden 40 Minuten ... aber dazu später mehr.) Zurück an dem offiziellen Abzweig geht die Straße in Serpentinen mit schönem Blick auf Delfi hinauf bis auf 414 m und weiter nach Ag. Efthymia; hier biege ich nach links ab und steige stetig leicht an, mit nettem Blick über die Landschaft. Nach einem weiteren kleinen Ort erreiche ich die höchste Stelle mit 838 m, bevor es dann mit bestem Blick (400 Meter tief!) und mit hoher Geschwindigkeit in paar Serpentinen wieder nach Eratini an den Golf von Korinth geht. Zuerst auf der alten, dann auf der neuen Straße geht es zum Fähranleger in Ag. Nikolaos. Hier komme ich 12:45 an und sehe, daß die Fähre nur 4 mal am Tag fährt: Zuletzt um 12:00! So habe ich fast 3 Stunden, bis um 15:30 die nächste Fähre geht. Naja, die 90 km könnte ich in der Zeit (2:50 + 0:45 Überfahrt) zwar über die neue Brücke fahren, aber es ist ja Urlaub:-) So lasse ich mich in einem der beiden Hafen-Restaurants des Ortes nieder und schreibe Postkarten und esse zu Mittag. Die Fährüberfahrt ist unspektakulär - mittlerweilen scheint wieder uneingeschränkt die Sonne. In Egio fährt noch eine der seltenen Bahnlinien Griechenlands vorbei; ich versuche, abseits der Hauptstraße der Küstenlinie zu folgen in Richtung Osten. Dies gelingt mehr oder weniger staubfrei: U.a. muß ich unter der Eisenbahnbrücke ein trockenes Flußbett durchqueren. Über weitere nichtstaubfreie Straßen und mit Nachfragen erreiche ich die Hauptstraße, auf der ich dann zügig - z.T. direkt am Golf entlang - nach Xylokastro fahre. Das erste Hotel will 30 Euro für's DZ mit Balkon direkt an der Küstenpromenade haben; ich bleibe, gehe abends in der Sporthafen-Bar ein Bier trinken und in einem der Küstenrestaurants noch Fisch essen.

3. Tag (7.9.05): Xylokastro - Mykene (159 km)

Zum Frühstück nehme ich nur einen Kaffe in einer Bar, den ich noch ausgegeben bekomme: Die Bedienung spricht fließend Deutsch (und hilft mir so bei meinem brüchigen Griechisch) und ich habe nur 'große' Scheine dabei. Dann geht es weiter am Golf, vor Korinth biege ich aber nach Süden ab, wo ich einen Blick auf Akrokorinth habe. Leider wurden hier einige Umgehungs-Autobahnen gebaut, so daß die Straßenführung etwas interessant wird: Ich trage mein Rad eine Böschung zu einer Brücke hinauf um auf eine Straße nach Examilia zu kommen. Über Loutro Elenis geht es mit schönem Blick auf's Meer weiter, ohne viel Verkehr; ich mache in einem einsam gelegenen Restaurant eine Greek-Salad-Pause mit Ouzo - mit schönem Blick in die Landschaft, dann fahr' ich weiter an Nea und Palea Epidauros zur Ausgrabungsstätte Epidauros: Diese beherbergt das Asklepios Heiligtum und das große Theater. Leider ist alles recht flächig angeordnet, einige Baugerüste trüben den Eindruck, aber die Erklärungen zum Asklepios-Kult kann ich gut nachvollziehen, indem ich den antiken Weg nehme von den Nordpropyleän hin zum Heiligtum. Nach der Besichtigung geht es noch nach Nauplia - am Hafen nehme ich einen Frappe - und nach einer kleinen Stadtrundfahrt weiter über die Nebenstrecke nach Mykene. Hier komme ich für 25 Euro inkl. Frühstück im alten Haus von Schliemann unter (Hotel Belle Helene). Abendessen tue ich dort auch, da mir die "Anreißer" der anderen Restaurants auf der Hauptstraße (aka Touristenmeile) auf den Geist gehen.

4. Tag (8.9.05): Mykene - Langadia (106 km)

Vor dem Frühstück schaue ich mir die Ausgrabung an. Auf dem Weg dorthin (2 km vom Ort) geht die Sonne an einem blauen Himmel auf. Die Stätte war auch schon vor 3100 B.C. besiedelt, ist also runde 5000 Jahre alt! Aber auch die Griechen hinterließen ihre Spuren über alle Epochen. Zu sehen sind die beeindruckenden Umgebungsmauern, die von Zyklopen errichtet worden sein mußten, so groß sind die Steine und das Löwentor. Weiter oben auf dem Bergkegel dann der Palast, der Tempel und weitere Gebäude; immer mit einem tollen Blick über die Ebene von Argos. Auf der Rückfahrt zum Ort sehe ich mir noch das Grab an, welches eine eindrucksvolle Akustik bietet! Das Früstück ist ganz gut und ich mache mich - wieder teilweise über Nebenstrecken - auf nach Sterna und weiter nach Kaperelli: Allerdings folge ich zuerst noch einem Flußlauf im Tal, bevor ich nach dem letzten Ort 400 Hm hinauf muß zum Niveau der Autobahn und ihrem Tunnel! Dank des guten Wetters geht es aber ganz gut, die Autobahn ist wenig befahren. Es ist auch nur eine der beiden Tunnelröhren in Benutzung, so daß die Autobahn auf zwei Fahrspuren ohne Mitteltrennung durch den 1.4 km langen Tunnel geführt wird, der auch noch in meine Fahrtrichtung abfällt; so fahre ich mit 40 km/h durch. In Richtung Tripolis bleibe ich noch etwas auf der Autobahn - es hupt kein einziges Auto! - bevor ich nahe dem Ort Nestani auf die Landstraße wechsle. Dann geht es zuerst nach Levidi, wo ich zum Mittagessen halt mache, und weiter durch schöne Landschaft nach Arkadien hinauf. Der Verkehr ist kaum spürbar, die beständige leichte Steigung aber schon: Es geht hinauf bis auf 1135 m! (Hier eines der zahlreichen kleinen Heiligen-Häuschen am Straßenrand.) Die Vegetation wie Temperatur ab 1000 m ist sehr angenehm. Leider wurde die Straße als 2-spuriger Highway ausgebaut, so daß der alte Chrakter der Strecke einer kleinen Gebirgsstraße verlorengegangen ist:-( Nach Karkalou erreiche ich dann - auf einem Stück schmaler Straße! - Langadia, wo ich für 30 Euro ohne Früstück im Hotel unterkomme. Abends bummel ich noch etwas durch den nicht sehr großen Ort, bevor ich mich auf der Terasse meines Hotels zum Abendessen einfinde.

5. Tag (9.9.05): Langadia - Olympia (59 km)

Sonne ..., was sonst! Aber es ist direkt nach dem Sonnenaufgang mit 17 Grad noch recht frisch auf 1000 m. Es folgt die schönste Strecke der Tour, hier ein Rückblick auf Langadia: In leichten Schwüngen geht es leicht bergab mit schönstem Blick in's Tal auf der schmalen, alten Straße, immer die Sonne im Rücken! In Stravrodromi halte ich an zum Frühstück: Beim Bäcker hole ich Brot und in zwei Läden Käse, einmal Feta und einmal - so wurde er mir verkauft - Käse für Spaghetti: Ein Hartkäse, der sehr salzig schmeckte und den man über Spaghetti oder eine Moussaka reiben könnte. Damit lasse ich mich in einem Cafe einer alten, schwarz gekleideten Frau nieder und bestelle griechischen Kaffee. Danach geht es noch etwas weiter hinunter auf der breiter werdenden neuen Straße, ich quere noch zwei Flußtäler bevor ich nach Olympia komme. Hier quartiere ich mich schnell in ein Hotel ein (30 Euro inkl. Frühstück) und mache mich an die Besichtigung der Ausgrabung: Diese hälte einmal den geistlichen Bezirk, die Altis, und den weltlichen Bezirk der Olympischen Spiele bereit (mit u.a. der Palästra und dem Stadion). Beeindruckt bin ich wieder davon, wieviel Material auf dem Gelände herumliegt und daß man eigentlich viel mehr der Ruinen wieder aufbauen könnte. Aber eine Politik der Ausgräber ist, alles so zu lassen, wie man es gefunden hat. (Klar, wer kann sich schon 100% sicher sein, daß er es richtig aufbaut?!) Nach der Ausgrabung sehe ich mir noch das Museum an: Es spannt auch wieder den Bogen der frühen Besiedlung über die griechische Hochkultur (hier ein Ausschnitt aus dem Westgiebel des Zeus-Tempels, welcher den Kampf der Lapithen gegen die Kentauren darstellt: Deidameia wehrt sich gegen den Kentauer Eurytion) bis zu den Römern und danach! Interessant ... Abends suche ich mir wieder ein Restaurant etwas abseits; dort zahle ich etwas mehr als die Hälfte von dem, was an der Hauptstraße verlangt wird.

6. Tag (10.9.05): Olympia - Patras (153 km)

Zuerst: Frühstück im Hotel. Dann: Auf Nebenstrecken fahre ich die wenig reizvolle Strecke in Richtung Patras. Auf der jetzt ausgebauten Hauptstraße um Pirgos herum und entscheide mich spontan - da noch viel Zeit übrig ist - Katakolo auf einer Landzunge am Meer mitzunehmen; so kann ich auch der Hauptstraße entgehen. In der netten Hafenstadt - scheinbar für griechische Touristen - setze ich mich für einen Frappe an den Hafen in eine Bar. Ein kleiner Kutter liefert frischen Fisch an, der gleich Abnehmer findet. Vor der Weiterfahrt schaue ich mir noch den Leuchtturm an. Die Weiterfahrt gestaltet sich griechisch. Aber was heißt das? Sobald man die Hauptstraße verläßt und auf einer Nebenstrecke fährt, gibt es keine/kaum Wegweiser, die Wegführung ist nicht offensichtlich, oft enden die Straßen als Sackgassen oder der Teer geht in Schotter über. Straßenverlauf und -karte stimmen nur rudimentär überein; Orte sind nicht oder falsch in der Karte eingezeichnet. Ähnlich schwierig ist die Orientierung nur in China mit noch zweifelhafterem Kartenmaterial (dort sind die Karten sicher wegen militärischer Geheimhaltung absichtlich falsch). Ich komme letztendlich über Kardamas nach Amaliada, fahre gleich weiter - mit kurzem Intermezzo auf der Hauptstraße - über Gastouni nach Lehena; und ab hier auf der Hauptstraße nach bis Sageika. Nach diesem wenig schönen Abschnitt biege ich ab nach Kato Ahaia, von wo es wieder direkt am Meer entlang geht. Dabei begegne ich dem ersten und einzigen Rennradfahrer - mir sind 3 Reiseradler entgegengekommen in den 6 Tagen: Er dreht nach einiger Zeit um, überholt mich und ich geselle mich zu ihm. Und wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellt, handelt es sich um einen ehem. Meister des Peloponnes! Wir fahren noch eine Weile gemeinsam und unterhalten uns angeregt. Aber vor Patras will ich eine Pause am Meer einlegen und kehre in Rogitika in einem Strandrestaurant ein, wo ich nochmals Fisch bestelle und die Zeit in's Land gehen lasse: Die Fähre geht ab Patras erst um 23:59. Am frühen Abend setze ich meine Fahrt direkt am Meer fort und komme nach 10 km zum Hafen von Patras. Dort sind an allen Kiosks die SZ ausverkauft; leider muß ich zur FAZ greifen. Auf der Fähre selbst spare ich mir für die zweite Übernachtung das Bett in der Kabine und 44 Euro; es gibt sehr bequeme Polstergruppen überall auf dem Schiff:-)

Abreise: Patras - München

Die weitere Fährrückfahrt verläuft so ereignislos wie die Hinfahrt: Ich studiere die Tageszeitung und genieße die Sonne. Die Ankunft erfolgt in Venedig bei Sonnenaufgang, ... recht gemächlich. Fast zu gemächlich: Nach Anlegen trage ich mein Rad über Kopf zwischen den Autos zur Ladeluke und mache mich mit Höchstgeschwindigkeit auf zum Bahnhof; dort erreiche ich noch die schnelle Verbindung mit Eurostar Italia und EuroCity über den Brenner mit Restaurant-Wagen nach München.

Fazit: Griechenland lohnt!

Es jährt sich meine erste Reise durch Griechenland zum 20. Mal. Zwischendurch war ich einige Male mit Rad, Bus und Bahn dort unterwegs. Was hat sich über die Jahre geändert?

Was hat sich NICHT geändert?

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