Urlaub im Winter Fast genau 3 Jahre ist es her, daß ich in der SZ las (4. Januar 2020): "China - 44 Menschen an mysteriöser Lungenentzündung erkrankt" [26.1.23]. Das war auf der Rückfahrt von meiner Radtour Marseille - Spanien - Marseille. Jetzt bin ich froh, daß wenn die Pandemie schon nicht vorbei ist, wenigstens eigentlich alle Einschränkungen aufgehoben sind. So fühlt sich das Reisen schon an fast wie früher: Bahnfahren, Kneipenbummel, Gedränge, offene Hotels mit Frühstück; und alles mit Impfung, aber ohne Maske! So genieße ich Sonne und Temperaturen bis 35°C auf den 1.200 km doppelt. Hier meine Impressionen der Reise mit dem Rennrad von Narbonne nach Barcelona, ... über Valencia mit vielen Photos!

Wieder Streik! Wie Ende 2019, wo alle Züge am 23.12. von Marseille nach Perpignan ausgefallen sind, ist auch 2022 der Zugverkehr eingeschränkt:-| Gottlob ist der TGV von Frankfurt nach Marseille am 24.12. davon - bis jetzt noch! - nicht betroffen; doch meine Weiterfahrt am 25.12. verzögert sich schon um 2 Stunden. Ich werde froh sein, wenn ich in Narbonne auf's Rad steigen kann, um Silvester in Valencia meinen Bruder zu treffen ... Denn das Rennrad ist geputzt und die Großwetterlage in Frankreich und Spanien läßt am Mittelmeer Gutes ahnen:-) Und warum die Costa Verde Costa Verde [30.1.23] heißt, ist schnell klar ...

Narbonne - Barcelona ...,

über Valencia 2022/23

Zuerst fahre ich Richtung Süden (Hinfahrt); hier Sitges mit Blick nach Westen die Küste entlang ...
... dann wieder nach Norden (Rückfahrt); hier auf der Panoramastraße an der Costa del Garraf.

Vorbemerkungen

An fast 11 Fahrtagen lege ich 1.200 km zurück (Ø 110 km/Tag). Da ich aber Lauftraining und -wettkämpfe eingestellt habe und auch sonst wenig Rennrad gefahren bin, fehlt mir die sportliche Grundlage: Die ersten 3-4 Tage leide ich, so daß ich fast einen Ruhetag einlegen will (doch dann wäre Valencia und das Treffen dort nicht mehr möglich gewesen). Das Wetter ist noch ok; für meinen Geschmack etwas zu viele Wolken. Und der Gegenwind zehrte zuerst an der Form und der Psyche.

Landkarten

Route Frankreich klein (180 KB) oder Frankreich GROSS (1,9 MB) und Spanien klein (410 KB) oder Spanien GROSS (8,6 MB).

Anreise: Frankfurt - Marseille - Narbonne

Der TGV 9580 bringt mich in der 1. Klasse pünktlich von Frankfurt nach Marseille; hier komme ich nahe beim Bahnhof St. Charles im Ibis Styles unter. Am Morgen geht es nach dem ausgiebigen Frühstück mit dem IC 4758 wieder pünktlich weiter bis Narbonne: Während in Marseille strahlender Sonnenschein herrscht - und ich einer Fahrt durch die Provence hinterhertrauere - erwartet mich in Narbonne um 12 Uhr eine dichte Wolkendecke:-| Sa./So., 24./25.12.2022: 70 EUR Ü+Fr

Nur kurz Frankreich ...

Erste Etappe (Tag 1: Narbonne - Perpignan)

Ich rolle aus dem Bahnhof, will endlich losfahren; doch das Vorderrad rollt nicht rund, der Reifen sitzt an einer Stelle nicht richtig auf der Felge:-| Ok, Luft raus, Reifen richten, Luft rein, losfahren. Dies ist wohl dem hektischen Schlauchwechsel vor der Abfahrt geschuldet: Beim finalen Reifenaufpumpen keine Stunde vor der Abfahrt reißt das Ventil raus! Also Reifen runter, Schlauch wechseln, Reifen drauf, aufpumpen und ab zum Bahnhof ...; die erste Panne schon vor der Abfahrt.

Geradlinig geht es aus der Stadt hinaus; es ist zwar trocken, aber bewölkt und kalt (14-15°C): Nicht mein Wetter:-| Um Bages herum fahre ich auf altbekannter Strecke und selbst die Flamingos links und rechts sind mir kein Photo wert. Fast gottlob schon ist die Bar in Peyriac-de-Mer zu, eigentlich eine sichere Bank: Bei dem Wetter will ich aber nur radfahren, was wärmt, und keine Pause machen. In einem kleinen Schlenker über Portel-des-Corbieres komme ich nach Sigean und fahre auch hier durch; i.d.R. mache ich alle 50 km eine Pause. Auf geradlinigen, langen Abschnitten, die mir heute noch länger vorkommen und kein Ende zu nehmen scheinen, biege ich nach La Palme auf die lauschige Nebenstrecke ab: Langsam macht das Radfahren Laune ...

Ich überquere final dann die Bahnlinie, auf der ich von Barcelona die Rückfahrt antreten werde - sehe dabei die Pyreänen nicht wie sonst (2019), und will in Leucate einkehren; nur habe ich die Rechung ohne den bekannten Wirt gemacht: Heute - zumal am Feiertag - schließen alle Restaurants und Bars pünktlich um 14:00! Und es ist 1 nach 14 Uhr ... Einige Gäste verlassen das Restaurant Le Bistro Lab' [21.1.23], die letzten zahlen gerade an der Theke. Klar, die Küche ist zu, aber ich kann mir das Brot aus dem Brotkorb eines Tisches klauben. Dazu bekomme ich noch einen Cafe au Lait ..., sogar nett serviert:-) Klar, Trinkgeld inklusive!

So gestärkt fährt es sich gleich besser:-) Weiter geht es durch die Sommer-Urlaubs-Infrastruktur gen Süden - in der ich mich infolge der Uniformität verfahre: Statt nach Süden fahre ich fälschlicherweise zuerst ein Stück nach Norden; alsdann erreiche ich den Fluß Agly. Hier folge ich dem flußbegleitenden Radweg abseits des Verkehrs (Leider auch hier: Kein Blick auf die Pyrenäen wie sonst 2019.), wechsel über Bompas an den Fluß Tet, dem ich nach Perpignan folge. Hier beziehe ich mein Zimmer im Hotel de la Loge, welches in einem alten Stadthaus aus dem 16. Jh. im katalanischen Stil untergebracht ist; auch das Rad findet seinen Platz. Auf einem kurzen Rundgang durch die Stadt esse ich auf dem Place de la Republique mit illuminierter Fassade des Theatre Municipal früh zu Abend: Ich entscheide mich für die Moules a la soubressade, dabei klingen mit der Soubressade [25.1.23] schon spanische, eher katalanische bzw. Einflüsse der Ballearen (Mallorca: Perpignan war Hauptstadt des Königreichs Mallorca) [25.1.23] an, dem für mich folgenden Programm der nächsten Tage. Traditionell schaue ich noch beim Stand vor der Kathedrale Saint-Jean-Pabtiste vorbei: Hier gibt es Austern zu einem Glas Weißwein für mich. Nach der Besichtigung der Kathedrale frage ich beim Stand nach einem Vin Muscat; doch der Chef bittet mich um Geduld und holt eine besondere Flasche Wein, einen Rivesaltes Grenat sur Grains der Domaine Boudau: Eine ganz neue Erfahrung - im Gegensatz zu den weißen Vin doux naturel - die intensivst nach Cassis schmeckt! Etwas später kehre ich noch beim Italiener Il Gusto auf einen Cafe Gourmand ein. Ich bin ja immer noch in Frankreich:-) Auf dem Weg zurück in's Hotel lasse ich die festlich geschmückte Stadt auf mich einwirken ... (rechts das alte Hotel de France [25.1.23]: Aber zwischen den Jahren leider nicht mehr geöffnet ...) P.S.: Heißt es eigentlich Ballearen oder Balearen? Vom Bal·lermann oder Mal·lorca abgeleitet sicher eher Bal·learen ... So., 25.12.2022: 85 km Ø 24,6 km/h (3:26) 340 Hm 59 EUR Ü+Fr

Endlich Spanien (Tag 2: Perpignan - L'Escala)

Mit dem Frühstück starte ich in den Tag. Das Wolkenradar zeigt: Sonne erst ab der Grenze zu Spanien:-| So fahre ich eher pflichtgemäß nach Argeles-sur-Mer: Hier komme ich zwar an meinem Lieblingscafe vorbei; aber wieder gilt: Bei der Kälte und ohne Sonne fahre ich lieber weiter. Direkt geht es auf die Küstenstraße zu, es folgen das Weingut Reno (noch mit Wolken), Collioure und Port Vendres. Nur nervt mich der Verkehr, den ich nicht erwartet habe. So denke ich latent daran, die Küstenstraße zu verlassen, um über den Col de Banyuls Spanien zu erreichen und dem Verkehr zu entfliehen (unter Inkaufnahme, die Bar in Portbou zu verpassen genauso wie El Port de la Selva und den Parc Natural del Cap de Creus). Doch der Paß hat von der französischen Seite ein paar unangenehm steile Passagen, wie sie mir von der Abfahrt 2021 noch in Erinnerung sind:-| Und ich weiß nicht, ob ich mir die am 2. Tag schon zutraue ... Doch ein Hinweisschild zum Radweg macht mir die Entscheidung leicht, ich biege sofort ab; außerdem scheint mittlerweilen die Sonne, so fühle ich mich stark:-)

Auf einer netten Nebenstraße ohne Höhenvorteil umrunde ich Banyuls und finde mich in der flachen Anfahrt zum Paß ein, die ich nur von der Abfahrt 2021 kenne. Die Anfahrt ist für meinen Geschmack aber etwas zu flach; denn die Rampen im Anschluß werden umso heftiger:-| 1,5 km vor dem Paß steigt die Straße an; im Schnitt schätze ich 10-12 %. Doch vor den Serpentinen reiße ich zweimal ganz schön am Lenker, um die Kurbel rum zu bekommen! Es geht so gerade noch, mehr hätte es aber auch nicht sein dürfen. Osmand [30.1.23] gibt mehrfach 20 % und mehr als Steigung an, unglaublich! Doch auch quaeldich.de [21.1.23] gibt zweimal den Wert 20 % an! Mann, Mann: Was eine Sägerei ...

... und jetzt in Spanien!

Oben verschnaufe ich und genieße den Rückblick auf die Auffahrt und die Küste mit dem Ort Banyuls. (STEREO)

Dann mache ich mich an die Abfahrt, andere Radfahrer grüßen. Auf der Abfahrt Sonne und viel Ruhe: Die spanische und französische Anfahrt zum Paß ist zwar für KFZ erlaubt; die Überfahrt aber unmöglich! So sind Fahrradfahrer i.d.R. unter sich:-) Ich erreiche Espolla, umfahre den Ort, doch die Bar El Portal de l'Albera ist zu:-| So sehe ich mich im Ort um und finde das Cafe la Fraternal [21.1.23]: Es handelt sich um eine Art Dorftreffpunkt, Restaurant, Bar, Saal und im hinteren Teil die aufwendig beleuchtete Krippeninstallation! So muß das sein; und während ein Franzose schreibt "Petit etablissement familial pittoresque." hatte eine Schweizerin ihre Probleme: "gewöhnungsbedürftig :) ... Es war eine Art Dorffest im Gange, und wir habe da wohl die Party gecrasht. ... Die Leute sind sich Besucher ganz offensichtlich nicht gewöhnt und wusste überhaupt nicht was mit uns anfangen." Herrlich: Bocadillo de queso y copa de tinto! (In Bars der Einheimischen wird meist die Flasche Wein - klar: Ohne Etikett! Kommt eh aus dem Ort. - auf den Tresen gestellt, so daß sich der Gast selbst nachfüllen kann ...)

In der weiteren Abfahrt blicke ich zurück auf Espolla vor der Serra de l'Albera (franz. Massif des Alberes), den östlichen Ausläufern der Pyrenäen. Über Castello - wo ich nach etwas Suchen doch noch eine Bar mit Plätzen in der Sonne abseits der Hauptstraße für eine Pause finde - und Pere Pescador erreiche ich L'Escala, meinen Zielort. Das Hostal Poch hat scheinbar geschlossen, so nehme ich ein Zimmer im Hostal El Roser (wo scheinbar die Betreiber gewechselt haben, egal). Zuerst sehe ich mir die Kirche mit harmonischer Fassade an, die um die Ecke liegt: Ein dunkler Bau mit nur kleinen Fenstern und eigenwilligem baldachinartigen Altarüberbau; ansonsten noch schönes Kreuzrippengewölbe über der Orgelempore. Und wo es noch hell ist, suche ich mir direkt - da L'Escala [25.1.23] der Ort der Anxoves ist, die überall angeboten werden - einen Platz in der Botiga Anxoves Salons Soles [21.1.23] und probiere die Tapa d'Anxova i Boquero zu einem Copa Vi blanc Marrec Emporda. Zu Abend essen tue ich dann nicht wieder beim Italiner, denn es hat das Hotel Voramar mit Restaurant [21.1.23] geöffnet: Dort nehme ich den Bacalla amb patates al caliu i verdures ..., was sonst:-) Das Wetter für Granollers und Barcelona unterscheiden sich nicht wesentlich; im Landesinneren ist es sogar etwas wärmer. Und auch die weiteren Aussichten für Siges stimmen mich zuversichtlich ... Mo., 26.12.2022: 105 km Ø 22,2 km/h (4:45) 1.078 Hm Σ 190; 40 EUR Ü

Zuerst ruhig durch's Hinterland (Tag 3: L'Escala - Granollers)

Nach dem Kauf von Briefmarken kehre ich für ein kleines Frühstück in der Bar nebenan ein ..., und sitze draußen schon in der Sonne. Wieder auf altbekannten Trainingsstrecken Richtung Süden habe ich mich für die Umfahrung von Palafrugell - und damit gegen Palamos, Sant Feliu und Tossa de Mar - entschieden: Vielmehr lockten mich die Bergkette Les Gavarres und Caldes de Malavella: Immer eine sichere Bank! Später dazu mehr ...

So biege ich in Richtung Paratellada ab (rechts die Bergkette Montgri), eine alte Stadt aus dem frühen Mittelalter: Es stechen mir die Kirche Sant Esteve (13. Jh.) und die Stadtmauer mit Tor in's Auge. Jetzt im Winter ist allerdings nicht viel los; wobei es wohl im Sommer ein beliebtes Reiseziel für die Sommerurlauber der Costa Brava ist. Anschließend mache ich mich an die Auffahrt nach Sta. Pellaia: Durch tolle Landschaft windet sich die Straße eigentlich ohne Verkehr und nennenswerte Steigungen nach oben. Nach der Abfahrt kurve ich durch Cassa de la Selva auf der Suche nach einer Tapas-Bar. Eher lustlos frage ich nach; doch eigentlich freue ich mich schon auf die Bar im Casa Rosa im 9 km entfernten Caldes de Malavella ... doch die hat genau diese Tage (27.-29.) zu:-( So kehre ich in der nahegelegenen Bar Can Floris ein.

Jetzt folgt - bis auf den ganz netten Abschnitt bis Hostalric - eine recht gesichtslose Etappe - nur unterbrochen durch eine Pause in Sant Celoni - bis ich Granollers erreiche, mein Zielort heute. Sofort fahre ich zum Hotel Iris vor; doch das ist - entgegen anfänglichen Andeutungen - ausgebucht:-| Scheinbar sind dort viele jugendliche Sportmannschaften einquartiert. So fahre ich weiter zum ***-Hotel Granollers und kann mich ob des Preises zuerst nicht entscheiden (das Frühstück war aber schon klasse). Abends bummel ich in die Innenstadt zurück, schaue bei einem der schönsten Bauten der Modernisme in der Stadt vorbei und nehme als Appetizer Pintxos mit Anchovis und Boquerones zu einem Glas D.O. Montsant Ulldemolins Garnatxa Tinta und esse später im veganen Restaurant L'efecte Borboleta [23.1.23] (k)ein (Chicken) Tikka Massala bzw. Tika Masala [sic!] (wo kurz zuvor der Erfinder gestorben ist) [23.1.23]. Di., 27.12.2022: 128 km Ø 21,5 km/h (5:57) 1.259 Hm Σ 318; 9~21(~28)°C 80 EUR Ü+Fr

Der Moloch Barcelona (Tag 4: Granollers - Sitges)

Nach dem schon genannten guten Frühstück - auch hier sind jugendliche Sportmannschaften des Torneig de minibasquet de Nadal [30.1.23] untergebracht - lasse ich mich vom Osmand Richtung Barcelona leiten; das will ich mglst. nördlich umfahren zum Walden 7 (später mehr dazu ...). Zuerst zwar bei Sonne, aber durch Industriviertel ohne viel Verkehr komme ich auf die BV-5001, der ich lange bis Barcelona folge: Leider liegt sie im Schatten und es ist gerade am Morgen rattig kalt:-( Ungeachtet dessen sind endlos viele Rennradfahrer unterwegs!

Dann arbeite ich mich durch den unübersichtlichen Stadtverkehr bis Sant Just Desvern vor: Hier sehe ich schon Weitem die monumentale Architektur Walden 7 (1975) [23.1.23] von Ricardo Bofill (der vor einem Jahr gestorben ist). Ich schlüpfe am Concierge vorbei in die Eingangshalle und sehe mich um: Eine wirklich eindrucksvolle Architektur, die interessante Aspekte und Ideen umsetzt! Den Rundgang lasse ich auf der Terrasse der Bar Cafeteria Munoz in der Sonne ausklingen. Anschließend umfahre ich noch das alte Zementwerk (rechts; links Walden 7), was Bofill sich zu seinem Privathaus mit Architekturbüro umbaut [30.1.23] ..., mit endlos schönem Wohnzimmer [25.1.23]!

Auf der langweiligen Strecke über Viladecans, Gavi und Castelldefels erreiche ich die Costa del Garraf: Hier kriege ich überhaupt keine Kraft mehr auf's Pedal, zumal es in Wellen hoch und runter geht:-| An einem Aussichtspunkt mache ich sogar Pause! Vielleicht ist auch mein Magen nicht ganz auf der Höhe ...

In Sitges - meinem Tagesziel nach keinen 80 km! - suche ich das Hotel Medium Sitges Park auf: Sie wollen aber - da ich keine Reservierung habe - 20 EUR mehr haben als auf einem Buchungsportal. Ich weiche auf das Hostal Ibiza in der Nebenstraße aus: Vorsorglich frage ich schon nach einer zweiten Nacht, zahle aber erstmal nur die erste. Ich bekomme ein Zimmer mit Dachterrasse im 3. Stock: Super! Dann bummel ich durch den Ort, runter zur Strandpromenade, an der Kirche vorbei durch den alten Teil (Palau de Maricel) ..., aber irgendwie habe ich keinen Hunger und keine der Pintxos-Bars macht mich richtig an. (Am späten Nachmittag nehme ich in der Taberna el Donostiarra nur 2 Pintxos und einen Copa Blanco.) So versorge ich mich am frühen Abend mit dem Notwendigsten im Supermarkt und verzeihe mich auf mein Zimmer ... Mi., 28.12.2022: 76 km Ø 20,3 km/h (3:44) 852 Hm Σ 394; 7-20/22~30°C 60 EUR Ü+Fr

Jetzt läuft's (Tag 5: Sitges - El Perello)

Sehr gut geschlafen stärke ich mich in einer Bar vor der Abfahrt; die zweite Übernachtung ist schnell beiseite gewischt! Immer mal wieder auf den Strandpromenaden fahre ich gen Westsüdwest: Pausen lege ich in Sant Salvador/Coma-ruga/el Vendrell ganz nett in der Tama Taberna del Mar [23.1.23] an der Strandpromenade, in Tarragona am Hafen in einer Bar zweifelhaften Ambientes ein sowie spät am Nachmittag - bevor ich die Küste verlasse - in der Bar des Campingplatzes Cala d'Oques [23.1.23] (l'Hospitalet de l'Infant), welche ich nur das Rad schiebend über den Weg direkt am Strand erreiche.

Der nahen Dämmerung geschuldet und dem extrem dünnen Verkehr nehme ich diesmal die Hauptstraße N 340, das Ziel übermorgen schon im Blick und erreiche meinen Zielort El Perello: Der hatte mir auf der Tour 2018/19 mit Christian bei unserer Pause sehr gut gefallen (mit einer Art Weihnachts-/Wochenmarkt); nach dem Beziehen des Hotelzimmers jetzt ist es aber kalt und dunkel und die Bar, die ich im Auge hatte, ist voll:-| So gehe ich die Straße weiter zur Bar Cal Xic Cafe; hier gibt es ab 20 Uhr auch Abendessen. Die etwas abseits gelegenen Restaurants habe ich erst auf dem Rückweg gesehen. Ich muß also noch mal wiederkommen ... Do., 29.12.2022: 126 km Ø 22,22 km/h (5:40) - Hm Σ 520; 9-20°C Ø 16°C 60 EUR Ü+Fr

Veloroute 8 verweigert (Tag 6: El Perello - Alcossebre)

Nach den ernüchternden ersten Tagen der Reise habe ich aufwendige Umwege gestrichen, um wenigstens mein Minimalziel anständig zu erreichen. Auf altbekannter Strecke rolle ich also runter nach L'Ampolla am Port del Fangar - wobei mir der Ort am Meer im Nachhinein viel besser gefällt als El Perello! Später mehr dazu ... - und fahre auf Deltebre (Behindsettour nur echt mit Spiegelbild), wo ich im Internet lese "Auch wenn die Ortschaften uns nicht überzeugt haben" [25.1.23] und dies auch bestätigen kann für Deltebre: Hier hat der Fluß Ebro das riesige Flußdelta Delta de l'Ebre gebildet, wo endlos Reis angebaut wird. Ich vergleiche diese Ecke gerne mit der Poebene:-) Diese Ebene stellt heute den Parc Natural del Delta de l'Ebre dar, für Vogelbeobachter sicher äußerst interessant. Den Ebro überquere ich im Ort Deltebre über die 'neue' Brücke - früher pendelten hier Fähren - und fahre an den Reisefeldern weiter - am Port dels Alfacs vorbei (größtes natürliches Hafenbecken Europas) - nach St. Carles de la Rapita: Hier mache ich Pause mit Weißwein und Boquerones fritos.

Nach der Küstenpromenade ist der schönere Teil der Tagesetappe schon vorbei, denn ich folge jetzt im Wesentlichen der N 340; der leichte Rückenwind macht es dabei angenehm. Vor Benicarlo entscheide ich mich, Peniscola und die Schotterstrecke danach auszulassen (die der Regen am Vormittag vielleicht in eine Schlammpiste verwandelt hat) und auf der N 340 zu bleiben. Nachher sehe ich zwar, daß es sich dabei um die offizielle EuroVelo 8 Mittelmeer-Route [24.1.23] handelt; aber: Keine Experimente i.M. Die Abfahrt nach Alcala de Xivers bringt mich schnell nach Alcossebre an's Meer. Bis mir das Zimmer übergeben wird nutze ich die Sonne an der Küstenpromenade; abends gibt es dann noch ein farbenfrohes Naturschauspiel am Himmel und anschließend esse ich im Hafen eine - klar! - Paella de marisco! (Vorab zur Tapas Tortilla Espanola einen Tinto Pata Negra - draußen wird's jetzt frisch - und abschließend einen Cortado.) Fr., 30.12.2022: 112 km Ø 25,0 km/h (4:31) 460 Hm Σ 632; 13-22~35°C 59 EUR Ü

Point of no return (Tag 7: Alcossebre - Valencia)

Wechselnde Winde begleiten mich heute auf der Etappe, welche auch die sonnigst ist (Vorhersage vom Vortag) und mich zum südlichsten Punkt der Reise führt! Ich starte an der Küste, über Cap i corp - sehr, sehr nett! - erreiche ich Torrenostra auf kleinen Straßen für meine Frühstückspause (in Torreblanca: Tapas Xaloc). In (Blick auf) Benicasim lasse ich mir die Villen an der endlos langen Strandpromenade nicht entgehen: Eine Villa anders als die andere; aber alle im um die Jahrhundertwende der Belle Epoque üblichen Stil der Modernisme! [24.1.23] An Castello vorbei durch El Grau de Castello (mit Pause in der Strandbar my sweet) [30.1.23] und südlich von Burrina durch die Orangenplantagen mit Pause in Moncofa an der Strandpromenade erreiche ich mit exterm wenig Verkehr an diesem letzten Tag im Jahr Valencia über die Brücke Pont dels Serranos (mit den Torres de Serranos) [25.1.23].

Ich beziehe mein Zimmer in einem Hotel in der Altstadt. Anschließend bummel ich durch belebte Gassen (das Teatre Talia von 1928 fällt mir in's Auge) und über Plätze (Catedral de Santa Maria de Valencia) und an der alten Seidenbörse Lonja de la Seda (um 1500) vorbei, suche dabei eine Tapas-Bar; in der Bar Gran Mercat [24.1.23] werde ich schlußendlich fündig. Kurz darauf treffe ich schon meinen Bruder mit Verlobten und familiärem Anhang, wir essen marrokanisch. Weiter geht es - ja, Valencia ist ausgebucht heute Abend! - an einem Stehtisch draußen beim Iren:-) Ich trinke Cava ... Und da es wegen strenger Kontrollen für die zentrale Silvesterveranstaltung auf dem Placa de l'Ajuntament lange Schlangen am Einlaß gibt, verabschiede ich mich frühzeitig. Sa., 31.12.2022: 128 km Ø 23,3 km/h (5:31) 389 Hm Σ 760; 13-23°C 99 EUR Ü

Heute ab in's Hinterland (Tag 8: Valencia - El Grau de Castello)

Durch die verlassene Stadt will ich starten ..., aber nicht ohne ein kleines Frühstück. Dann fahre ich auf kleinen Straßen hinaus, über Betera steigt es immer leicht an. Ab hier sind jetzt auch immer mehr Rennradfahrer unterwegs - weshalb großformatig darauf hingewiesen wird: Schon einmal kam mir hier am vermeintlichen Neujahrstag (2010) eine riesige Radausfahrt entgegen. Ich freue mich schon auf die Bar Faustino in Olocau, die bei Rennradfahrern sehr beliebt ist (2018)! Gerade am Feiertag ... doch ich habe mich getäuscht: Es ist nicht der Neujahrstag, sondern immer der 24.12. gewesen:-| So fahre ich jetzt an vielen geschlossenen Bars vorbei, wo ich gerne eingekehrt wäre. Nur gut, daß ich in Valencia noch gefrühstückt habe. Die Landschaft ist aber ausnehmend schön, zumal kaum Verkehr ist. Zuerst erreiche ich den Port de Chirivilla (711 m), nach der Abfahrt, der Pause in Segorbe und der Auffahrt den port Marianet (400 m). Bis jetzt eine Etappe, die mir viel Spaß macht! Ab La Vall d'Uixo wird es flacher und ich gebe Gas: Denn den zuerst avisierten Übernachtungsort Onda (Villarrel/Vila-real liegt 10 km zum Meer und 12 km nach El Grau de Castello entfernt) habe ich gekippt zugunsten einer Fahrt bis an's Meer: Ich will El Grau de Castello erreichen! Wieder ohne Experimente lasse ich Nules und Burriana hinter mir und erreiche abends das nh-Hotel gegenüber dem Hafen; in dem heute renovierten Gebäude der alten Werft ist das Casino untergebracht. Nach einem Rundgang kehre ich gegenüber vom Hotel in das Restaurant Freiduria el Port ein und bestelle Bacalao Vizcaina, abschließen tut das Essen ein Cortado. Und ein Blick in's Wetter läßt die lange Etappe morgen möglich erscheinen ... So., 1.1.2022: 125 km Ø 22,00 km/h (5:41) 1.311 Hm Σ 885; 9-20°C (~22~35°C) 74 EUR Ü+Fr

Stierkampfarena: Ja oder nein? (Tag 9: El Grau de Castello - L'Ampolla)

Mittlerweilen läuft es auf dem Rennrad ganz gut; ohne Übermut versuche ich aber, pro Etappe ein paar km herauszufahren, um nicht auf der letzten Rille in Barcelona anzukommen, sondern noch etwas Zeit für einen Stadtbummel zu haben. Nach einem klasse Frühstück - mit Blick auf den Hafen - starte ich gen Nordwesten an der Küste entlang: Nur den Schlenker nach Alcossebre lasse ich aus, denn ich will den netten Ort L'Ampolla erreichen, wo ich ein Hotel am Meer in's Auge gefaßt habe, was mich zusätzlich motivieren soll (s.o.:-)!

Auf gleicher Strecke starte ich, wie ich gekommen bin: Eine erste Pause lege ich nur in Sta. Magdalena de Pulpis bei der Umfahrung von Peniscola ein; dazu verlasse ich die N 340 kurzfristig. Und da es gut läuft auf der Veloroute 8, kann ich an der (Stierkampf-?)Arena in Vinaros nicht vorbeifahren (die mir schon auf der Hinfahrt in's Auge gefallen ist); aber ich bin am schwanken: Will ich durch Besuch der Bar den Irrsinn des Stierkampfs unterstützen? Die Architektur ist besonders und die Bar einladend. Ich entscheide mich dafür; denn auch wenn ich eine Kirche - der Architektur wegen - besuche, muß ich ja nicht gleich Fan der entsprechenden Religion sein!

Selbst für meine 3. Pause in St. Carles de la Rapita kehre ich in der selben Bar ein und bestelle auch das Gleiche wie auf der Hinfahrt 3 Tage zuvor:-) Und auch durch die Reisfelder vorbei an den Hütten im Ebro-Delta fahre ich identisch zurück über die 'neue' Brücke ..., nur der Sonnenuntergang war damals eher ein Sonnenaufgang. In L'Ampolla angekommen beziehe ich mein Zimmer im Hotel Flamingo [26.1.23], bummel durch den Ort, kaufe Postkarten und lande unversehens beim Restaurant Pinana [24.1.23], wo ich - klar, nach der zweiten Durchquerung des Ebro-Deltas! - Paelle Marinera bestelle. Mo., 2.1.2022: 138 km Ø 23,8 km/h (5:48) 617 Hm Σ 1.023; 10-15(~17)°C 79 EUR Ü+Fr

Die eigentlich letzte Etappe (Tag 10: L'Ampolla - Sitges)

Mit dem Tagesziel L'Ampolla gestern rückt Barcelona heute schon in erreichbare Nähe ...; aber es ist ja Urlaub und kein Training mehr! Also fasse ich wieder Sitges als Etappenziel in's Auge (und diesmal wird es mir sicher besser gehen). Bei der letzten Übernachtung hat mich die Frage, ob ich denn eine Reservierung hätte, im Hotel Medium Sitges Park [24.1.23] gewurmt: Warum wird die Übernachtung für Reisende ohne Reservierung bei den großen Buchungsportalen teurer? So buche ich - günstig im Internet - diesmal vor in der Dependance Renaixenca [24.1.23] - noch etwas günstiger! - mit Frühstück;-) Nach einem skeptischen Blick aus dem Hotelzimmer (ich habe die Vorhersage von gestern für L'Ampolla und Salou noch im Kopf) fahre ich aber gelassen los ...

... und auf gleicher Strecke wie auf der Hinfahrt zurück, nur diesmal mit Pause in Cambrils und einer Panne auf der Küstenpromenade nach Tarragona: Der Schaltzug hinten reißt ... endlich, muß ich sagen; denn die ständige Einstellerei am Schaltwerk hinten nervte mich schon seit Tagen und legte das bevorstehende Versagen nahe. In Sitges angekommen beziehe ich mein Zimmer - ja, diesmal mit Reservierung! - und kehre abends in einer der zahlreichen Pintxos-Bars ein. Di., 3.1.2022: 127 km Ø 21,8 km/h (5:51) 809 Hm Σ 1.150; 12-18(-27)°C 62 EUR Ü+Fr

Entspannt in's Ziel (Tag 11: Sitges - Barcelona)

Da ich mir für Barcelona nur einen Bummel zu Bofills Hotel W vorgenommen habe, gehe ich den letzten Tag sehr entspannt an: Das ****-Frühstück im historischen Teil des Hotels genieße ich ausgedehnt. Durch die Altstadt verlasse ich Sitges - bei bestem Wetter so wie für Sitges - und auch Barcelona - vorausgesagt und mit Rückblick über den Strand zur Altstadt - und die Costa del Garraf geht mir sehr viel leichter von der Hand als auf der Hinfahrt; zumal ich jetzt auf der Seite zum Meer hin fahre: Hier fahren die Vorortzüge Barcelonas durch Tunnels, während sich die Straße oberhalb windet. Traumhaft schön auch der Rückblick ...

Da kein Zeitdruck herrscht, entscheide ich mich dafür, eine neue Einfahrt nach Barcelona auszuprobieren: Statt ab Castelldefels direkt über die C 249, bleibe ich erstmal am Meer bis kurz vor dem Flughafen, fahre unter Umgehung der C 31 nachher auf der B-204 mit mäßigem Verkehr durch landwirtschaftliche Gegend. Erst auf der B-250 wird die Bebauung rechts und links dichter; der Verkehr bleibt aber eher mäßig. Zum Schluß kurz durch ein Industriegebiet und parallel zur Ronda Litoral, die ich dann zum Messegelände unterquere, erreiche ich nach einem letzten Stop in der Bar El Castell de la Fira recht geschmeidig mein Hotel Barcelo über dem Bahnhof Barcelona-Sants. Das Thema des Hotels ist die Raumfahrt, was sich in zahlreichen Zitaten und Einrichtungsgegenständen widerspiegelt.

Von hier aus starte ich meinen kleinen Rundgang: Zuerst Kauf der FAZ, dann Parc de Joan Miro, der Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe der Weltausstellung von 1929 [25.1.23] (Rekonstruktion) und der Blick auf das W-Hotel von Bofill. Bisher habe ich keine einladende Tapasbar entdeckt; beim Restaurant Mombiela zögere ich. Vielleicht das nächste Mal ... Fündig werde ich dann anschließend in der Bar Leones 2, wo ich meine lang ersehnten Tapas bekomme:-) Mi., 4.1.2022: 45 km Ø 20,0 km/h (2:15) 386 Hm Σ 1.195; 14-20°C 108 EUR Ü

Abreise

Morgens verpacke ich mein Rad im Zimmer; zum Frühstück (Ist 1 Cafe con leche G und 1 Croissant Paris schon ein Hinweis auf mein Zwischenziel?) bin ich schon unten im Bahnhof und reihe mich ein in die Schlange zum Durchleuchten des Gepäcks. Mein Wagen steht unten am Gleis direkt am Ende der Treppe, ich verstaue mein Rad. Meine Radreise läuft jetzt in Zeitraffer rückwärts: Die schöne Strecke zwischen Hostalric und Sils, der Tunnel unter den Pyrenäen durch, Perpignan, Etang de Leucate, Port-la-Nouvelle, Narbonne ...: Anfangs habe ich noch gehofft, trocken die Bahnhöfe in Paris zu wechseln; doch feinster Nieselregen und tiefnasse Straßen erwarten mich, zudem Dunkelheit! Ich hänge mich an eine Fahrradfahrerin, die mich auf den Radstreifen - zuletzt am Canal Saint-Martin - bis zum Gare de l'Est bringt. Die Zeit reicht noch für Cafe au lait und Sandwich in einem Bistro gegenüber. Der ICE bringt mich dann recht pünktlich zurück nach Frankfurt.

Fazit

Auch wenn ich diese Strecken schon x-mal gefahren bin, ergeben sich immer neue Blickwinkel, wie z.B. hier in Narbonne im Bahnhof und später in Barcelona im Walden 7 oder beim Col de Banyuls, den ich diesmal von der steilen, französischen Seite fahre und in Espolla in der Ortsmitte einkehre statt am Ortsrand (wie 2021). Klar, schöne Locations wiederholen sich wie in einer Zeitschleife, z.B. L'Escala: 2021 und 2022. Aufgefallen ist mir auch - im Gegensatz zur Corona-Zeit, daß das Reisen entspannter ist: Das Suchen von Hotels oder der Aufenthalt am Abend in einer Bar oder einem Restaurant ist ohne Einschränkungen möglich ..., so wie früher!

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