Schon mehrfach bin ich mit dem Fahrrad in den Alpen unterwegs gewesen:
Das war der vorerst letzte Ausflug mit dem Rad in die Alpen. Und immer hatten
die Touren in den Alpen alleine das Ziel, die Alpen zu überqueren um nach
Griechenland und Italien vorzudringen.
1999 war ich dann mit Jan Rathert in
den Pyrenäen unterwegs auf der großen Portugal-Spanien-Pyrenäen-Radtour (6
Wochen). Und wir haben alle großen Tour-Pässe mitgenommen: Aubisque, Soulor,
Tourmalet, Aspin, Peyresourde, Mente, Portet d'Aspet! Und es hat richtig
Spaß gemacht, die Berge nicht zu überqueren, sondern regelrecht längs des
Gebirges zu fahren.
In Verbindung mit dem leichten Rennrad und minimalem
Gepäck im sog. Behindset ist dann diese Radtour durch die
schweizerischen, französischen und italienischen Alpen entstanden.
(Datum) Start - Ziel: Tages-km, Durchschnittsgeschwindigkeit, Fahrzeit von Herberge zu Herberge/reine Fahrzeit h; Info (Persönliche Paßwertung Auffahrt/oben/Abfahrt: - - Nicht vorhanden, - = Nicht erwähnenswert, * = Ist ok, ** = Das lohnt schon, *** = Imposant!)
(29.5.01) Zürich - Flüelen: 89 km, 24.0 km/h, 6:05/4:43 h
Ich treffe in Zürich Wollishofen Jan und Valli in der
Jugendherberge. Wir sind zu dritt und wollen die Alpenpässe erobern. Um die
Hauptstraße zu vermeiden wählen wir eine kleinere Straße und haben so am ersten
Tag auch schon unseren ersten Paß: Den Albis-Paß (791 m **/*/*). Paar
herrliche Blicke zurück über den Zürich See gibt's während der Auffahrt. Über
Mettmenstetten, Cham und - am Zuger See abseits der Hauptstraße - über Risch
geht es nach Küssnacht am Vierwaldstätter See.
Meiner Meinung mit dem Luganer und Comer See einer der Schönsten! Der Verkehr
ist hier auf der 2b während der Woche mäßig. In Brunnen machen wir Pause am
Vierwaldstätter See: Einkauf beim Supermarkt, essen auf der Bank
direkt am See! Baguttebrötchen mit Käse und Tomaten, dazu Milch und
Apfelsaftschorle. Und reichlich Bananen. Dann geht es die Axenstraße entlang
nach Flüelen. Mittlerweilen haben wir die schneebedeckten Berge schon ganz
dicht vor uns. Naja, wir sind eigentlich ein wenig früh dran für die Alpen.
Und das bestätigt man uns auch: Alle Pässe sind noch zu - bis auf Operalp und
Lukmanier, die aber völlig aus der Richtung liegen - und machen erst das
Pfingstwochenende auf. Wir schmieden schon Ersatzrouten, doch fragen wir
geistesgegenwärtig ein paar Radler, denn die müssen es ja wissen: Jaja, die
Pässe sind schon geräumt aber noch nicht freigegeben. Mit dem Rad kommt ihr alle
Male durch. Unterkunft: 26 DM im privaten Dreibettzimmer (Preis immer ohne
Frühstück pro Person, wenn nicht anders angegeben).
(30.5.01) Flüelen - Hospental: 135 km, 18.2 km/h, 11:13/7:26 h; Max.: 70.0 km/h, ca. 4000 Hm
Wir starten mit einem Frühstück in einer Bäckerei in
Altdorf. In Erstfeld kaufe ich ein Dioden-Vorderlicht welches in Deutschland
verboten und nicht mehr zu bekommen, in der Schweiz auch verboten aber noch auf
Lager ist. Wir wollen uns ein Bild von den gesperrten Pässen machen und
verlassen das Reuss-Tal in Wassen, um so weit es geht zum Sustenpaß
vorzudringen. Hier reißt mir beim Antritt eine Speiche, wird gegen eine von
Valli's Notspeichen ausgetauscht.
Wenige Kilometer vor dem Paß ist die Durchfahrt verboten. Wir ignorieren das
Schild und der ohnehin schon sehr dürftige Verkehr versiegt vollends. Nach eine
Biegung liegt der schneebedeckte Paß vor unseren Augen, ab 2000 m liegt
reichlich Schnee. Die Steigung ist gut zu fahren, obwohl ich immer (viel)
später als Jan und Valli ankomme, da ich einen langsameren Tritt fahre. Aber so
habe ich länger Zeit, mir die Landschaft anzusehen. Der Sustenpaß (2224 m
***/**/***) ist frei (Tunnel) und ein einsamer Rennradfahrer gesellt sich
oben zu uns. Klar fahren wir oben schon an meterhohen Schnee- und Eiswänden
vorbei, wie in einem Eiskanal. Aber da die
Pässe durchweg zu Pfingsten aufmachen sollen, ist schon alles geräumt.
In einer sehr schönen - autofreien - kurvenreichen
Abfahrt geht es reichlich runter nach Innertkirchen (ca. 650 m). Hier können
wir kurz nach 12:00 noch lecker einkaufen:-) Zu früh (Verdauungspause
beachten!) machen wir uns auf die rund 1500 m hohe und 24 km lang Auffahrt. Die
Steigung ist wieder gut zu fahren. Vor dem Räterichbodensee allerdings gibt's
einen ca. 1 km Tunnel mit kontinuierlichen 11% Steigung. (Tunnel in Steigungen
sind meist für Fahrradfahrer gesperrt, es gibt dann eine Umfahrung - auf der
alten Straße. Für Radverkehr in der Abfahrt sind sie meist geöffnet.) Am See
selbst ist es flach, eine echte Entspannung. Ab dem Grimselsee ist die Straße
wieder gesperrt, wir fahren weiter: Paar Arbeiter sind mit Bagger und
Schneefräse am Schneeräumen und lassen uns passieren bevor es dann zum Paß
hochgeht, einige Serpentinen und man ist oben angekommen! Weil der
Grimselpaß (2165 m ***/**/***) noch gesperrt ist, ist alles zu,
... eigentlich. Ein Gasthof renoviert gerade und hat offen, wir
trinken Apfelsaftschorle. Ein wahnsinniger Ausblick bietet sich uns bei blauem
Himmel und toller Sonne hinüber zum Furkapaß.
Da man aber am Rhonegletscher keine Straße bauen wollte,
fahren wir nach Gletsch hinunter auf 1757 m, um den dritten Paß für heute
zu nehmen. Die Abfahrt auf den Serpentinen gestaltet sich als sehr schnell -
nur bei einigen Straßenarbeiter, die lose Felsen zu Fall bringen, müssen wir
warten, die Auffahrt eher nicht.
Die Straße ist direkt im Ort für die Auffahrt gesperrt (Im Hintergrund die
Auffahrt zum Furka). Zuerst entlang der Bahnstrecke der
Furka-Oberalp-Bahn (Mit Zahnradtechnik! Wird noch geräumt.) geht es 674 m
hinauf, erst moderat, dann aber auch recht steil mit Gegenwind (Rückblick auf die Abfahrt vom
Grimsel-Paß und den Ort Gletsch), vorbei am Gasthof Belvedere
(Rhonegletscher) in einigen Serpentinen. Am Furkapaß (2431 m
***/***/***) ist oben alles zu. Aufwärmen in der Sonne
, dann die Abfahrt - sehr schnell in vielen Serpentinen und
zwischendurch nur kurvig - über Realp (Station am Furka Basistunnel) nach
Hospental.
Hier halten wir beim ersten Schild "Zimmer" an und bekommen ein schönes
Dreibettzimmer (60 DM inkl. Frühstück). Die Dame (Mutti) fragt auch ob wir
heute abend bei ihr essen wollen, wir einigen uns auf 1 kg Spaghetti. Im Hotel
weiter unten im Ort finden wir uns zum Abendessen ein, vorbei an geschlossenen
Gasthöfen, Restaurants und Hotels:-| Wir erfahren: Die Wintersaison ist
abgeschlossen und die Sommersaison noch nicht eröffnet, weil die Pässe noch
geschlossen sind. Wir bekommen zwei mal 500 Gramm Spaghetti - was für uns kein
Problem ist. Sehr gute Spaghetti mit einer lecker Käse-Sahne-Soße. Die Mutti
hat öfter Fahrradfahrer bei sich, was man sofort merkt.
(31.5.01) Hospental - Brig: 108 km, 22.9 km/h, 13:10/4:43 h; Max.: 75.7, ca. 1838 Hm
Frühstück im Hotel im Dorf, es nieselt leicht. Abfahrt,
es ist trocken, aber wolkig. Es geht zuerst den - gesperrten - St. Gotthard
(2108 m **/***/**) hinauf. Dazu geht es gleich mit einer kräftigen Steigung
los, Zeit zum Warmfahren gibt es oft nicht. Die alte Paßstraße ist noch völlig
zugeschneit, aber wegen dem fehlenden Autoverkehr ist auch die neue Paßstraße
ok. Sonnige Abschnitte wechseln mit Nieselregen ab. Oben kommt noch mal kurz
die Sonne raus. Wieder viel
Schnee, Fräsen sind noch im Einsatz (Rückblick nach Norden). Der
Paß ist ein flacher Sattel ( hier Jan
und Valli vor dem Hotel ), nicht ganz so spektakulär wie die drei Pässe
bisher. Wir fahren hinunter nach Airolo, in den italienisch-sprachigen Teil der
Schweiz. Wolken, Sonne, Nieselregen wechseln sich ab. Die Autostraße - ab der
die Fahrradfahrer sonst auf die alte, kopfsteingepflasterte Straße ausweichen
müssen - nehmen wir wegen fehlendem Autoverkehr.
In Airolo sitzen wir in der Sonne draußen und lassen uns den ersten Cappuchino
schmecken! Dann machen wir uns auf die Auffahrt zum - gesperrten - Nufenen Paß.
Bis weit in's Tal ist die Straße allerdings noch offen - mittlerweilen regnet
es ununterbrochen, erst ab A. di Cruina ist die Schranke unten. In der ersten
Serpentine hält mich ein Transporter der Straßenarbeiter an, ich solle
umdrehen, der Paß ist gesperrt, es läge 10 m Schnee. Ich verwies auf die
anderen Beiden. Die seinen weitergefahren ..., stupido tedesco. Naja, etwas
mulmig ist mir beim Weiterfahren, zumal es in Strömen regnet (erhöhte
Lawinengefahr?) und wahre Schneeberge an den Felsen hängen! Auch die "10 Meter
Schnee" machten mir Kopfzerbrechen: Auf 10 Meter Länge, 10 Meter hoch auf der
Straße oder 10 Meter hohe Schneekanten an der Straße? So fahre ich schnell von
Kurve zu Kurve, wo ich mich sicherer fühle. Die anderen
beiden treffe ich dann an der Schneefräse wieder, die mitten auf der Straße
steht: Meterhoher Schnee versperrt die Strecke! Und da wir nicht wissen, wie es
auf der anderen Seite aussieht - uns trennen nur 300 Hm und 3000 m vom Paß -
fahren wir auf der gleichen Seite zurück. Der Nufenenpaß (2478 m ***/- -/-
-) - höchster (geteerter) Paß (mit kompletter Auf- und Abfahrt innerhalb)
der Schweiz - ist also das erste Opfer unserer frühen Tour:-(Später erfahren
wir, daß der Nufenen Paß erst am 7./8.6. aufmachen soll.)
In Airolo essen wir erstmal lecker Pizza und trinken wieder schön Kaffee. Wir
entscheiden uns, mit der Bahn in die Nähe des Ortes zu fahren, an dem wir nach
dem Nufenen Paß herausgekommen wären. Zuerst nehmen wir den Gotthardtunnel von
Airolo nach Göschenen, von dort geht es die Schöllenen Schlucht hinauf nach
Andermatt (Zahnradtechnik) und weiter durch den Furka Basistunnel nach
Oberwald. Das Wetter ist soweit trocken - Essenspause beim Schauer - und wir
fahren noch das Rhonetal hinunter nach Brig (60 DM inkl. Frühstücksbuffet).
Schnelle, aber wegen der Bewölkung nicht so eindrucksvolle Abfahrt.
(1.6.01) Brig - St. Pierre: 174 km, 22.5 km/h, 12:18/7:44 h; Max.: 70.6
Start in Brig mit tollem Wetter, alleine auf den ersten 82 km haben wir einen
verheerenden Gegenwind, frontal von vorn:-| Aber wir sind zu dritt, so wechseln
wir uns vorne ab. Die B9 ist recht voll und es gibt keine direkt
Ausweichstrecke. In Visp bekommt Valli neuen Vorder- und Hinterreifen, Jan
einen neuen Hinterreifen. Ab Sierre gibt es über Sion eine schöne ruhige
Nebenstrecke bis Riddes, wo wir eine Spaghetti/Pizza Mittagspause einlegen.
Auf der B9 erreichen wir Martigny (476 m), ab wo uns die 44
km lange Auffahrt zu unserem einzigen Paß heute erwartet: Col du Grand
St. Bernard! Vom Paß trennen uns jetzt noch 1993 Hm. Der Wind dreht auf
Rückenwind, sobald wir uns an die Auffahrt machen. Zusammen fahren wir - mit
Pause zum Einkaufen in Orsieres - bis zum Tunneleingang. Die beiden fahren ein
gutes Tempo: Auch an den kleinen Antritten bis dahin kann ich gut mitkommen.
Interessant, als wir wärend der Auffahrt über die Ankunft am Paß sinnieren: Jan
meint, daß es noch rund 1000 Höhenmeter sind. Valli schätzt gut eine Stunde
Fahrzeit und ich rechne mit 13 Kilometern. Drei Sichtweisen auf die Auffahrt
zum Col du Grand St. Bernard (2469 m ***/***/***). Der Verkehr läßt
nach, je weiter wir noch oben kommen (der Tunnel ist ja offen und der Paß -
wurde uns angekündigt - macht um 15:00 auf:-).
Ab dem Tunnel versiegt der Verkehr wieder ganz. Hier folgen dann auch paar ganz
ruppige Anstiege, abwechselnd mit ganz ordentlichen Anstiegen, aber irgendwie
müssen wir ja auf 2469 m kommen. Paar Wolken gibt es jetzt am Himmel, aber die
Sonne behält Oberhand. Ab 2000 m wieder viel Schnee. Die Kurven werden enger,
die Serpentinen häufiger, und es wird kalt. Oben hat man eine tolle Sicht
nach Italien. Wir bleiben aber in der Schweiz im Hospitz und
trinken erstmal was gegen die Kälte. Dann ziehe ich mich warm an - eigentlich
alles, was ich so mit habe - und es geht zuerst durch die metertief
verschneiten schroffen Berge abwärts, sehr schnell, eine atemberaubende Fahrt
..., und bis die Tunnelausfahrt auf die Paßstraße kommt auch eigentlich
ohne Verkehr.
Weiter geht es mit reichlich Autoverkehr und es wird wärmer, die Kleidung muß
wieder in die Lenkertasche am Behindset. Bei gutem Wetter geht es an Aosta
vorbei weiter. Wir suchen eine kleine Stadt warten die erste Anschlußstelle der
Autobahn ab. In St. Pierre finden wir eine Albergo - Bar - Ristorante (Hotel
Chateau) mit 3-Bett-Zimmer (31 DM, Frühstück 8 DM).
(2.6.01) St. Pierre - Bourg St. Maurice: 77 km, 21.2 km/h, 6:40/3:40 h
Nach dem Frühstück starten wir mit viel Sonne im Tal
Richtung Courmayeur. Tief eingeschnitten ist es sehr sehenswert. In
Pre-St.-Didier biegen wir ab. Heute steht der Col du Petit St. Bernard (2188
m */**/-) auf dem Programm. Der Anstieg beginnt mit acht Kehren. Es geht
aber moderat bergauf wie die gesamte Distanz, aber wieder fast ohne
Autoverkehr. Nach la Thuile - einem geschäftigen Urlaubsort - wird es
ruhiger. Wieder Serpentinen, aber nie steil. Nur wenn der Wind hinter einer
Biegung um den schroffen Fels direkt von vorne kommt wird es regelrecht kalt
und es heißt, die Zähne zusammenbeißen. Bißchen Schnee, dann ein Sattel vor dem
eigentlichen Paß am See L. Verney: Rechts und links schaut man über leicht
verschneite Flächen am Fuße der steil aufragenden Felsen. Am Paß - recht unspektakulär,
aber mit viel Schnee - kehren wir im Wirtshaus ein. Aber weder
eine Apfelsaftschorle haben sie noch einen vernünftigen Tee für Valli. Nur Jan
und ich kommen beim Kaffee auf unsere Kosten.
Mir leichten Wolken fahren wir die unspektakulärste, langweiligste Abfahrt
herunter:-| Nach Seez. Dort essen wir lecker Pizza und trinken französischen
Landwein. Und wir wollen uns nach dem Paß Col de l'Iseran erkundigen. Bekommen
aber nur unzureichende Auskünfte. Ein Rennradfahrer schafft Klarheit: Ist zu,
zu viel Schnee! Mit 2764 m auch der höchste Paß der Alpen. Naja, wir haben als
Ersatz den Col de la Madeleine. Auch einen Paß der Ehrenkategorie, denn wir
sind schon in Frankreich, ... dem italienisch-sprachigen Teil Frankreichs. Bei
viel Wolken und bißchen Nieselregen fahren wir bis Bourg St. Maurice und
quartieren dort im Dreibettzimmer (34 DM). Nach diesen 77 km haben wir von
einem ersten "Ruhetag" gesprochen.
(3.6.01) Bourg St. Maurice - Moutiers: 29 km, 27.8 km/h, 1:13/1:02 h
Frühstück im Hotel, dann Regen und Sonne im Wechsel. Bei Sonne starten wir, es geht runter im Isere-Tal, bald regnet es und wir fahren nur bis Moutiers, wo es stark regnet. Wir sind aber eh schon klitschnaß, suchen noch ein Hotel und kommen hoch oben im Ibis-Hotel unter (32 DM im Dreibettzimmer mit Frühstücksbuffet), wo es dann aber schon nicht mehr regnet und Sonne und Wolken sich locker abwechseln. Wir vertrödeln diesen Ruhetag regelgerecht mit Essen und Trinken und bummeln durch die Stadt. Bei Sonne sitzen wir auch mal draußen und trinken Bier.
(4.6.01) Moutiers - Valloire: 98 km, 18.9 km/h, 8:46/5:10 h; Max.: 68.3, ca. 2566 Hm
Wir starten bei Sonne und blauem Himmel mit paar dekorativen
Wolken. Morgens ist es noch kühl und wir suchen die Sonne. Nach la
Lechere biegen wir irgendwann zum Col de la Madeleine (2000 m
***/***/**) ab (26 km lang, 1435 Hm, ∅5.5%; von St. Oyen auf
630 m bis 2000m). Die Auffahrt beginnt auch gleich wieder mit einigen
Serpentinen, diesmal aber geht es gleich zur Sache im Gegensatz zum
Col du Petit St. Bernard! Wir folgen einer kleinsten Straße mit so gut
wie keinem Autoverkehr. Und nach den ersten Kurven suchen wir schon
den Schatten, weichen der Sonne aus:-) Es folgen in der Auffahrt ein
paar schöne Ort, die eigentlich zum Verweilen einladen. Den Anfang
macht Bonneval. Im weiteren Verlauf gibt es wenige Serpentinen, die
Straße steigt mehr oder weniger an ohne sich zu winden. Die Landschaft
und das Wetter sind genial! Nach
einer ruppigen Steigung und paar abschließenden Serpentinen erreichen
wir die Paßhöhe. Der Gasthof renoviert gerade noch, so daß wir nur
in der Sonne sitzen können. Es ist toll hier oben, nur paar
Autos. Eine Familie samt Hund erklimmt einen schneebedeckten Hang und
rodelt.
Die Abfahrt unterbrechen wir nur im (Wintersport-)Ort
Longchamp um einen Kaffee in der Sonne trinken zu können. Dann geht es
in rasender Fahrt hinab. Der bisher schönste Paß! In la Chambre biegen
wir nach links und haben zum Mittag in St. Jean de Maurienne einen
Araber entdeckt, bei dem sich formidabel in der Mittagssonne speisen
läßt. Dann biegen wir in St. Michel de Maurienne nach rechts ab und
wir müssen abrupt bremsen, denn das Schild widerspricht allem
Gehörten: Col du Galibier FERME! Wir fragen Passanten, Barbesucher und
Fahrradfahrer, die gerade aus der Richtung kommen: Der Paß ist zu,
doch es sind viele Fahrradfahrer oben unterwegs.
Wir wollen wenigstens noch den Col du Telegraphe
(1566 m **/*/- -) mitnehmen und morgen dann über den Galibier
entscheiden. So fahren wir den Telegraphe mit seine vielen Serpentinen, daß
geht noch ganz gut. Oben hat man schöne Blicke zurück in's Are-Tal und wir
genießen die Sonne. Quartier wollen wir in Valloire suchen. Wieder ein
Urlaubsort, wo der Wintersport definitv zu Ende ist und die Sommerurlauber noch
nicht da sind. So sind von den vielen Hotels mal gerade zwei offen. Wir kommen
im Hotel de la Poste in einem Dreibettzimmer unter (43 DM
inkl. Frühstück). Abends suchen und finden wir noch eine offene Bar, wo wir in
der Abendsonne einige Biere genießen.
(5.6.01) Valloire - Pragelato: 109 km, 19.8 km/h, 9:30/5:30 h; 2478 Hm
Kleines Frühstücksbuffet vor dem Start und viel
Sonne. Ziel war es bei geschlossenem Paß - und Höchstem der Tour - soweit wie
möglich hochzufahren und wenn es zu gefährlich wird umzudrehen. Es geht ganz
gemächlich rauf. Ab Plan-Lachat ist die Straße gesperrt, Autos müssen draußen
bleiben:-) Es geht in paar Serpentinen etwas höher, der Schnee wird mehr, dann
kurvig und wieder Serpentinen tief eingeschnitten in meterhohem Eis und
Schnee. Schwere Räumfahrzeuge sind auf der Straße - obwohl uns paar
Schneefräsen und Fahrzeuge entgegen gekommen sind - und Jan wartet vor den
letzten Serpentinen, es sieht recht gefährlich aus. Ich fahre Valli direkt
hinterher, paar Kurven und zum Teil viel Schnee auf der Straße, dann oben am
Col du Galibier (2646 m ***/***/***) Die Sonne brennt, die
Sicht ist super!. Kurz
hinter dem Paß, der ersten Kurve, räumen eine Schneekatze und ein
Bagger Schnee fort. Die Straße ist total blockiert, doch
Rennradfahrer kommen von der anderen Seite durch, weiter unten rutscht
der Schnee, der oben abgetragen wird, auf die Straße. Mittlerweilen
warten 6 Radfahrer, die Arbeiter halten inne und lassen uns
passieren. Wir tragen
unsere Räder über den Schneeabhang und sinken knietief ein, so
bekommen wir auch nasse Füße.
Warm eingepackt machen wir uns an die Abfahrt,
zuerst verhalten, zuviel Eis und Schnee und Geröll auf der
Straße. Nach dem Tunnelausgang - die letzten Serpentinen und
Höhenmeter kürzt ein kurzer Tunnel ab - ist wieder alles in Ordnung
und die Räder rollen schneller. Nach sehr kurzer Zeit
erreichen wir unseren zweiten Paß für heute (Col du Galibier
FERME:-), den Col du Lautaret (2058 m -
-/***/**). Hier - wo auch die Straßensperre endet, der Col du
Lautaret ist offen - kehren wir in den Gasthof ein zu einem
Abschiedskaffee: Valli will nach rechts (durch's schweizer Jura nach
Basel), Jan und ich links weiter nach Italien.
Mit hoher Geschwindigkeit fahren wir nach Briancon und legen erst mal eine
schöne Mittagspause aus dem Supermarkt ein. Ich wechsel derweil meinen
Hinterreifen, bei hohen Geschwindigkeiten hat er seitlich doch eine erhebliche
Unwucht, das Gewebe ist leicht hinüber nach 5200 km. Da der Col Agnel/Colle
del'Agnello mit seinen 2744 m noch gesperrt ist, lassen wir den Col d'Izoard
(2360 m) zu Gunsten von Montgenevre und Sestriere links liegen.
Nach Briancon (1321 m) steigen wir in vielen
Kehren an, immer einen schönen Blick zurück in's Tal auf die Festungen
von Brinacon. Dann der Col de Montgenevre (1854 m */-/*) auf
dem auch gleichnamiges Dorf liegt, komplet verlassen (Wintersaison
vorbei und Sommersaison noch nicht angefangen), nicht sehr einladend
und wir entschließen uns, weiterzufahren nach Sestriere nach
Italien. Nach dem Grenzübergang geht es recht
gut herunter mit paar Serpentinen in einer Art Schlucht. Cesana
Torinese (1344 m) macht einen ganz netten Eindruck, doch wir wollen
noch nach Sestriere (2000 m */-/**). Eine ganz nette Auffahrt,
die nur ganz am Schluß einmal ruppig ansteigt. Der Ort ist genau so
tot wie Montgenevre (tutto chiuso) so fahren wir weiter.
Es geht ganz gut runter, aber im gleichen Maße wird es kühl, ja regelrecht
kalt. Im ersten größeren Ort frage ich in der Bar: Ja, in 1 km gibt es ein
Hotel, wo wir für 46 DM inkl. Frühstück unterkommen. Abendessen gibts noch im
Restaurant des zugegebenermaßen sehr kleinen Hotels, aber umso gemütlicher.
Scheinbar hat alles andere wieder zu, denn einige Leute versammeln sich hier.
(6.6.01) Pragelato - La Morra: 120 km, 27.6 km/h, 8:27/4:20 h
Wir fahren den Kilometer zurück zur Bar - wo wir beim Frühstück mit
Zeitungslektüre den Regenschauer abwarten - weil das Hotel/Restaurant heute
Ruhetag hat. Bei Sonne mit paar dekorativen Wolken geht es los. Das Chisone-Tal
hinunter recht zügig auf netter Strecke nach Pinerolo und weiter durch die
Po-Ebene nach Villafranca Piemonte. Hier essen wir zum Mittag unser
erstes italienisches Menü unter Arkaden: Antipasta, Primero,
Segundo, Dessert und Kaffee.
Es geht über den Po und kleine Straße entlang durch
kleinste nette Städtchen nach Bra. Hinunter in's Tanaro-Tal und über den hinweg
wieder hinauf nach La Morra. Dirk sagte immer, La Morra sieht man von jedem Ort
ringsum, weil es auf einem Hügelkamm liegt. Doch neben Nuß- und Kirschbäumen
sehen wir weder La Morra noch irgendwelche Weinberge:-| Doch als wir oben im Ort
ankommen und direkt nach Belvedere fahren haben wir einen phantastischen Blick
über die Barolo-Gegend: Castiglione Falletto, Serralunga d'Alba,
Monforte d'Alba und Barolo liegen vor uns! Und Weinberge so weit das Auge
reicht, jetzt braucht kein Paß mehr zu kommen. Wir nisten uns für zwei Tage im
Hotel Italia ein (57 DM im Doppelzimmer). Essen tuen wir wieder ein tolles Menü
im Bel Sit mit lecker Wein.
(7.6.01) La Morra - La Morra: 27 km, 21.3 km/h, 3:00/1:16 h
Frühstück nehmen wir in der Vinbar, echt nettes Ambiente: Bar und Enoteca.
Zuerst fahren wir rasch hinunter nach Barolo und nehmen ein zweites Frühstück
in der Bar. Nettes Städtchen mit Schloß. Dann fahren wir weiter nach
Monforte d'Alba und machen eine Mittagspause aus dem Alimentari. Die Landschaft
ist nett, leicht bis kräftig hügelig, viele Kurve und mal Weinberge, Wald oder
etwas Landwirtschaft. Paar Rennradfahrer sieht man, aber die werden mehr. Die
Städtchen (2500 - 500 Einwohner) sind verschlafen, wirken fast abweisend.
Sobald man aber mit den Menschen in Kontakt kommt, sind sie einladend, so daß
man nicht mehr gehen möchte!
Über Annunziata fahren wir zurück nach La Morra. Im Hotel wollen wir die Etappe
des GIRO nach St. Anna di Vinadio sehen, doch es gibt nur Interviews und
Nachtaufnahmen zu sehen, und alles in italienisch:-| Nachher erfahren wir: Die
Etappe wurde von den Fahrern verweigert, dann anulliert, weil die Drogenfahnder
eine Razzia nach Dopingmittel bei allen Teams in der Nacht durchgeführt hatte.
Abends dann wieder ein Menü, diesmal im Restaurant des Hotel Italia.
(8.6.01) La Morra - Castilione Falletto: 58 km, 19.7 km/h, 8:44/2:56 h
Wieder Frühstück in der Vinbar: Man steht ein bißchen an der Bar (al banca) und
bestellt einen Kaffee (espresso, caffe macchiato freddo/caldo, cappuchino,
caffelatte) und bedient sich aus der Vitrine mit Teilchen (biscotti). Dann
ordert man nach oder bestellt noch einen Wein (vino rosso: Nebbiolo, Barolo,
Barbera classic/in barrique, Barbaresco, Dolcetto). Oder man ordert beim
zweiten Frühstück an der Bar und setzt sich dann auf die Terrasse
(terrazza).
Es geht erneut die Serpentinen herunter nach Annunziata - La Morra
liegt auf 513 m - und wieder hinauf eine recht ruppige Steigung nach
Castiglione Falletto (
Blick nach Serralunga d'Alba). Doch weder die Bar La
Terrazza von Renza noch der Gran Duca del Pietro hat offen. So fahren
wir direkt nach Alba weiter an der großen Winzervereinigung Terre del
Barolo vorbei. Dort
finden wir uns nach kurzer Zeit im Fahrerlagen des GIRO wieder und
postieren uns vor'm Telekom-Mannschaftsbus (Nummer [1]91: Jan Ulrich;
die rosa Zeitung: Gazetta de la Sport). Ein großes
Hallo. Den Start der Tour verfolgen wir vor einer Bar, wo wir das
zweite Frühstück einnehmen. Vor Jan's Abfahrt vom Bahnhof suchen und
finden wir noch eine waschechte Pizzeria, wo wir es uns noch mal gut
schmecken lassen.
Ich mache mich über Serralunga d'Alba - Festung mit kleinem Städtchen drum
herum - auf nach Castiglione Falletto. Da immer noch keine der Bars offen hat,
genieße ich vom Dorfplatz den Blick über die Weinberge hinauf nach La Morra.
Dann checke ich beim Bruder von Pietro im Gran Duca ein (82 DM im Doppelzimmer
ohne Frühstück). Den Abend starte ich in der Bar La Terrazza. Doch da die
Stimmung und die Mutti, die die Bar macht, so gut sind bleibe ich den ganzen
Abend dort - entgegen meiner Planung, im Gran Duca schön essen zu gehen. Aber
es muß ja etwas geben um wiederzukommen:-)
(9.6.01) Castiglione Falletto - Barolo: 29 km, 24.4 km/h, 3:00/1:12 h; +29 km, 18.5 km/h
Ich fordere die Rechnung. Pietro erscheint, bietet mir einen Kaffee und ein
Teilchen an (al banca) und spricht mein Rad an, welches die ganze Zeit über in
der Enoteca, im Nachbarzimmer gestanden hat. Daß Gios ja ganz aus der Nähe bei
Turin herkommt usw. Die Rechnung fällt dann auch mit 67 DM etwas niedriger aus.
Ich mache bei dem schönen Wetter noch eine Runde über Monforte d'Alba - zweites
Frühstück - nach Dogliani. Es geht dabei durch ein schönes Flußtal mit viel
Wald. In der Stadt selbst beeindruckt mich die große Kirche (Dom?). Und es geht
zurück an Monforte vorbei nach Barolo (72 DM im Zweibettzimmer), dem Endpunkt
der Radtour (Startpunkt war für mich Frankfurt/Main).
Im Fernsehen sehe ich die vorletzte Etappe des GIRO auf RAI3 während Bettina
eintrifft. Wir starten einen kleine Cruise durch das Gebiet des Barolo: Bar in
Barolo, Auffahrt nach La Morra, Weinprobe in der Vinbar, Stärkung aus der
Bäckerei, Weiterfahrt nach Castiglione Falletto mit Einkehr in der Bar La
Terrazza wo wir von der Mutti versorgt werden - die Bar scheint noch gar nicht
offen, denn es sieht so aus, als wenn vor fünf Minuten der letzte Gast der
Nacht gegangen wäre - und wieder Wein probieren, dann in Monforte Einkehr in
die Enoteca Caffe' mit Weinprobe und kleinen Happen und Rückkehr nach Barolo.
Dort haben wir den Abend mit einem Menü und einer guten Flasche Wein im La
Cantinetta ausklingen lassen (Die Weinkarte mit ca. 20 Seiten war recht
umfangreich, während es keine Speisekarte gab, da es eh nur das Menü
gab:-).
Am 13. Tag, Sonntag dem 10.6.01 ist Rückreise
angesagt: Doch die Weinprobe des Vortages sollte nicht ganz nutzlos sein. Wir
fahren in der Reihenfolge des Vortages die Städtchen und Enotecas ab, verkosten
nochmals ein paar Weine (
Verkostung in der La Terrazza Bar mit Signora Renza) und laden
die Besten in's Auto. Im
Regen geht es dann zurück, wobei es fast nur bei der Paßüberfahrt
des Col du Grand St. Bernard nicht regnet, nach Frankfurt.
Hinter mir liegen 1778 km in 15 Tagen, etliche Höhenmeter, phantastische
Fahrten bei meist bestem Wetter über die schönsten Pässe der westlichen Alpen
und eine kulinarische Rundreise durch die sehr übersichtliche Region des Barolo
im Piemont!
Ich freue mich schon auf die nächste Rennradtour mit dem GIOS und dem Behindset und bin gespannt, wohin es mich
führen wird.