Eine herbstliche Reise durch Slowenien

3 Länder, 3 Pässe, 3 Sprachen

Vorbemerkungen

Landkarten

Anstelle der freytag&berndt-Karten orientiere man sich lieber an Michelin-Karten: Zur Übersicht (mit Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina) [www.viamichelin.de] und für die Tour im Detail (mit Bad Gastein, Villach, (Venedig) Triest, Ljubljana (Zagreb) und Graz) [www.viamichelin.de].

Mo., 14.10.13: Anreise

Mit dem durchgehenden EC fahren wir tagsüber von Frankfurt nach Villach. Der Zug hat Fahrradstellplätze und ein Restaurant, so wird es ganz komfortabel. Es sind auch Kurswagen durch Slowenien bis Zagreb vorhanden; doch wir wollen über den Wurzenpaß einreisen und sehen uns abends noch Villach an: Beeindruckend sind die Reliefs an der Südseite der Stadtkirche. Stärken tuen wir uns in einem österreichischen Wirtshaus zum Dessert mit einem Palatschinken mit Marillenkonfitüre, wobei der Puderzucker stark an die mit Schnee bedeckten Berge bei der Alpenüberquerung (Bad Gastein) erinnert:-) Das Wetter gestaltet sich im Raum Klagenfurt (Start) und Graz (Ziel) sehr gut; auch hat sich die Wettervorhersage nochmals verbessert. Unterkommen tun wir im Hotel Kasino in der Altstadt nache dem Hauptplatz (76 EUR DZ).

Di., 15.10.13: Einreise über zwei Pässe

In Villach starten wir bei Nebel, den wir aber beim Abzweig zum Wurzenpaß hinter uns lassen. Der erste Paß (1.073m) erreichen wir wieder über eine steile 18%-Rampe, die mir aber nicht mehr so lang vorkommt wie im letzten Jahr. Bei bestem Herbstwetter machen wir uns an die Abfahrt nach Slowenien.

Vrsicpaß: 1.611m

Nach der Durchfahrt von Podkoren und Kranjska Gora (809m) machen wir uns mit Blick in die Julischen Alpen und Nebeldurchfahrt an die sonnige Auffahrt durch herbstlichen Wald. Die Wolken hüllen dabei die Bergspitzen wie Wattebäusche ein. In 23 Kehren mit bestem Ausblick in die alpine Bergwelt erreichen wir den Vrsicpaß (1.611m) (Rückblick). Leider hängen danach die Wolken z.T. dichter in den Bergen - wir machen Mittagspause in Bovec - und lösen sich nur mehr (Cafe-Pause in Kobarid) oder weniger auf (Soca-Tal).

Tolmin

Unterkommen tun wir in Tolmin (112 km, Ø 20,0 km/h, 5:34, 8:29, 1774 HM, 6-14-19°C, 50 EUR DZ) in einem alten Hotel (Spiegelkommode aus dem Art Deco?): Außer dem Hotelrestaurant gibt es nur Dönerbuden etc., so ist bei uns einiges los, und gegenüber die 'M'Bar, in der wir das Ende des Spiels Schweiz-Slowenien unter großer emotionaler Teilnahme der anderen Gäste ansehen (1-0).

Mi., 16.10.13: Durch die Kras Brkini nach Triest

Im Soca-Tal

Wie üblich starten wir mit Nebel im Soca Tal; nur schemenhaft heben sind die Formen darin ab. Dem engen Tal folgen wir Richtung Süden, und obwohl sich der Verkehr in Grenzen hält, wechseln wir bei Doblar über eine in der Karte nicht verzeichnete Brücke(!) nach Avce und erreichen - an Rocinj vorbei - Kanal für eine Kaffeepause. Dieses schöne Städtchen verlassen wir am Bahnhof vorbei und folgen der Soca weiter nach Süden. Kurz vor Nova Gorica passieren wir die Salcanobrücke der Wocheiner Bahn (ehem. Eisenbahninfrastrukturprojekt kurz nach 1900).

Nova Gorica

Wir folgen der Bahnlinie auf slowenischer Seite und passieren den alten Bahnhof (den Titos Partisanen 1945 eroberten) auf dem von der italienisch-slowenischen Staatsgrenze geteilten Bahnhofsvorplatz (ital. Piazza Transalpina) und anschließend auf einem Radweg eine der beiden Tunnelröhren der Bahn.

Weinstraße Kras

Bei Miren überqueren wir die Vipava und steigen an auf das Karstplateau (die ehem. Burg STEREO): Hier beginnt die Kras Wine Road [27.7.15]. Eigentlich wollten wir schon früher Pause machen, weichen jetzt von der geplanten Route ab und folgen dem Wegweiser vinarstvo Marusic: Es heißt zwar, daß Besuch nur nach Voranmeldung möglich sei, doch den Winzer treffen wir bei der Arbeit im Schuppen an und einer Weinprobe steht nichts im Weg! Zuerst werden wir in den Weinkeller geführt und probieren einen sehr jungen Weißwein (mit Kastanie?) und einen noch jungen Rotwein (Kras Teran; auf roter Erde, wegen hohem Metallgehalt), welchen wir dann zu eigenen Oliven des Winzers und anderen Leckereien trinken. Sprache der Unterhaltung ist eine Mischung aus Italienisch mit Deutsch und Englisch, die drei Sprachen, mit denen wir eigentlich immer ganz gut zurecht kommen in Slowenien. Wir verlassen die Turisticna kmetija Marusic [27.7.15] (welche auch Zimmer bietet), folgen dem Grenzverlauf auf slowenischer Seite durch ein paar kleine Orte - sehen zu, daß wir die Gottesanbeterinnen auf der Straße nicht überfahren - vorbei an Weinhängen und erreichen mit bis zu 24% Gefälle die Küstenstraße!

Triest

Dieser folgen wir mit einem Abstecher zum Hafen von Grignano nach Süden und erreichen Triest mit seinem Hafen, dem Canal Grande und der Piazza dell'Unita d'Italia mit dem Palazzo del Governo (1905); das ganz leicht diesige Wetter verleiht selbst den Aufnahmen einen morbiden Charme. Den atmen wir dann in zwei alten Cafehäusern ein, für die Triest auch berühmt ist (die k.u.k. Doppelmonarchie läßt schön grüßen:-) Das 'Artico Caffe Torinese' (1919) und das 'Caffe Tommaseo' (1830), wo wir jeweils einen Cafe nehmen. Mit dem Einsetzen der Dämmerung an der Piazza bummeln wir noch durch die - teils toll renovierte - Altstadt hinauf zum Hügel von San Giusto, sehen uns die Basilika dort an und auf dem Rückweg das älteste Monument von Triest, den Arco di Riccardo als Bestandteil der römischen Stadtmauer von 33 n. Chr. In der Altstadt essen wir dann noch gediegen, als Vorspeise habe ich einen gemischten Fischteller. Unterkommen tun wir im Hotel Alabarda ** (104 km, Ø 21,7 km/h, 4:48, 7:34, 906 Hm, 12-20~22-35°C, 55 EUR DZ) im Zentrum der Stadt.

Do., 17.10.13: Auf zur Hauptstadt Ljubljana

Am Meer brechen wir ohne Nebel auf und verlassen auf einem direkten Schleichweg (Steigung 14-18%: Wer bis jetzt noch nicht wach war, der ist es jetzt!) die Stadt; auf ca. 300m haben wir einen Rückblick auf die Stadt vorbei an dem Stadtteil Rozzol Melara mit dem Sozialbaukomplex Ater (1979-81); dieser folgte den Gedanken Le Corbusiers, eine unabhängige Siedlung mit allen benötigten Einrichtungen wie Schule, Einkaufen etc. zu schaffen ('Vertikale Stadt', Vorläufer der Plattenbauten). Er gilt weithin als Musterbeispiel verfehlter Planung wegen hoher sozialer Spannungen.

Das Gestüt Lipica und das Off

Kurz hinter der Grenze erreichen wir das Gestüt Lipica in gleichnamigem Ortsteil; die weißen Lipizzaner laufen hier auf mit uralten Eichen bestandenen Wiesen herum ...; und wieder läßt Wien schön grüßen! Dann machen wir uns an eine flache und nur wellige Etappe (Hrusevje) oft durch herbstliche Alleen auf und durch Postojna und entlang der Autobahn fahren wir anschließend auf Cerknica (563m), wo wir - nach etwas Suchen - sehr gut essen! Denn anschließend überqueren wir eine Art Gebirgszug, der uns immer wieder recht ruppig zwischen 800 und 900m pendeln läßt, bevor wir uns - nach einem Blick in den 'Ljubljansko barje'-Talkessel STEREO - auf die Abfahrt machen, um ganz flach neben der Ljubljanica das Stadtzentrum von Ljubljana zu erreichen.

Stadtrundgang Ljubljana

Auf der Suche nach einem Hotel sehen wir hinter der Slowenischen Philharmonie die Burg und haben vom achten Stock unseres Hotelzimmers aus einen tollen Blick über die Stadt bis hin zu den Bergen (118 km, Ø 21,5 km/h, 5:29, 7:53, 1.460 Hm, 11-12~22-39°C, 82 EUR DZ)! Wir nutzen das abendliche Sonnenlich für einen kurzen Stadtrundgang durch die Altstadt: Zuerst sehen wir uns die Jugendstilleuchter auf der Drachenbrücke an, passieren den schon geschlossenen Dom St. Nikolaus, kreuzen über die berühmten 'Drei Brücken' (Tromostovje) und stehen nahe dem Hauptplatz Preseren vor dieser Jugendstilfassade (Detail)! Zum Ende des Rundgangs ist der 'Wolkenkratzer' (Neboticnik) von 1933 (Vladimir Subic) nicht mehr weit (wir entdecken Personen und Sitzgelegenheiten dort oben): Es handelt sich hierbei um einen 70 m hohen Turm, der zu seiner Entstehenungszeit das höchste Gebäude des Balkans und unter den 10 höchsten Gebäuden Europas zu finden war! Es war fortschrittlich mit Klimaanlage, Zentralheizung und schnellen Fahrstühlen ausgestattet. Es ist ein herrliches Beispiel aus dem Art Deco und nach langer Renovierungsphase seit einiger Zeit wieder offen! Beeindruckend - neben der Ausstattung des Eingangbereichs mit dunklem Marmor - ist das spiralförmige Treppenhaus (welches leider nicht bis zur Bar ganz oben führt). Von dort oben haben wir einen besten Blick auf: Die Altstadt (Jugendstilhaus im Zentrum mit grünem Dach, die Doppeltürme von St. Nikolaus hinten rechts), die Burg und die ebene Moorfläche (Altstadt unter Denkmalschutz), die moderne Stadt bis hin zu den Gebirgsketten, ... eindrucksvoll! Und während wir ein erstes Getränk genießen, versinkt langsam die Sonne über der Stadt. Beim Verlassen der Bar fallen mir noch die perfekt renovierte Wendeltreppe aus Holz sowie die Art Deco-Einrichtung im Restaurant auf.

Fr., 18.10.13: Über Land und Berg und Tal

Im obligatorischen Morgennebel verlassen wir im Berufsverkehr die Stadt: Aber wie gestern schon bei der Einfahrt, verlassen wir auch heute wieder antizyklisch die Stadt. Zuerst nach Norden erreichen wir Kamnik, wo sich der Nebel schon lichtet: Hier stehen sich in der Altstadt Alt und Neu im Schatten der mächtigen Kirche gegenüber.

Im Nevljica-Tal

Um ein paar Kräfte zu sparen für die lange Etappe entscheiden wir uns für eine flachere, dafür auch etwas langweiligere Route entlang des Flusses Nevljica; alleine der Rückblick (mit Triglav?) entschädigt etwas. Da die Hauptstraße später dann der Autobahn folgt, verlassen wir diese nach einer Kaffeepause und folgen kleinen Straßen (im Hintergrund der See Zovnesko jezero) vorbei an Hopfenfeldern dem alten Straßenverlauf im Tal, um zur Mittagszeit Sostanj zu erreichen: Auch hier gestaltet es sich schwierig, das scheinbar einzigste Restaurant zu finden, wo wir dann ganz lecker essen. Beim Verlassen des Ortes am Bahnhof wird dann wieder deutlich, was diesen Ort beherrscht: Ein riesiges Braunkohlekraftwerk, welches ein Drittel der Stromproduktion Sloweniens liefert.

Ein unbekannter Gebirgszug

Nach der Stärkung stehen für uns wieder Berge an: Nördlich von Velenje geht es durch einen unbekannten Gebirgszug auf der 696 ruppig rauf und runter (gottlob wie auch schon nach Cerknica auf der 643 fast ohne KFZ). Ab dem Scheitelpunkt bei Graska Gora geht es z.T. steil runter, dann flacher durch Slovenj Gradec, auf der 4 mit viel Verkehr und Baustelle nach Dravograd. Hier wählen wir südlich der Drau (Drava) eine kleine Straße mit Radweg (der leider einige hundert Meter nicht geteert ist vor Trbonje) und überqueren hier die Drau. Wir folgen dem Drauradweg etwas und entscheiden uns im netten Muta gegen das Landhotel; doch was uns in Radlje ob Dravi erwartet, ernüchtert uns doch: Das im Internet noch vorhandene Hotel ist nicht mehr existent, an dessen Stelle gibt es jetzt ein 'Hostel' (147 km, Ø 22,9 km/h, 6:25, 9:24, 1.215 Hm, 5-18~22-35°C, 42 EUR DZ ohne Frühst.); alle Restaurants sind geschlossen, wir bekommen auf persönliche Intervention der Hostelmutter eine Tiefkühlpizza und Bier in einer Bar.

Sa., 19.10.13: Auf Weinstraßen zum Ziel

Morgens wieder der übliche Nebel über dem trostlosen Ort. Doch beim kleinen Frühstück in der Bar gegenüber stimmt der Blick auf die Wettervorhersage froh: Heiter bei bis zu 20°C! (Während es in Nova Gorica aus Wolken regnet.) Wir machen uns an die Auffahrt zu unserem dritten Paß; dabei kämpfen Sonne und Nebel oft in dramatischer Weise (wie hier auf dem Radlje Paß, wo der Wind die Wolkenfetzen über den Sattel treibt). Der Blick nach Österreich gestaltet sich da schon etwas freundlicher.

Weinstraßen

Z.T. sehr steil geht es hinunter nach Eibiswald, ab wo wir der Schilcher Weinstraße bis Wies folgen; hier machen wir Früchstückspause mit Wildpastete, Filet vom Reh und Wildschweinschinken, dazu ein Schilcher! Wir verlassen die Weinstraße und folgen Dank Jans GPS Radwegen auf Landwirtschaftswegen im Sulmtal. Doch die Buschenschänken halten uns wieder auf: In Haslach lassen wir uns zuerst den Weißen schmecken, um dann bei bestem Wetter das Mittagessen anschließen zu lassen mit Sturm zur Brettljause. So gestärkt machen wir uns an die Sausaler Weinstraße (Anfahrt nach Kitzeck) mit bestem Rückblick in den 'Naturpark Südsteierisches Weinland' und in die Weinlagen ringsum. Etwas später erreichen wir die Kirche von Kitzeck; doch der Wochentag Samstag und die Nähe zu Graz machen sich bemerkbar: Die Buschenschänken sind überfüllt, die KFZ fahren zum Parken in die Weinberge! So sehen wir zu, daß wir die Weinstraße verlassen und uns auf kleinen Straßen Graz nähern, während die Schatten beginnen, länger zu werden.

Auf nach Graz

In der Stadt kommen wir ganz nahe dem Bahnhof unter (93 km, Ø 21,0 km/h, 4:24, 8:05, 1.025 Hm, 6-20-26°C, 62 EUR im DZ, ohne Frühst.) Abends machen wir noch einen kleinen Rundgang - u.a. über die Murinsel - und enden bei Herrengulasch mit Gelbem Muskateller (aus Kitzeck) (leider ist der Welschriesling aus Feldkirchen - Vorort von Graz - aus).

So., 20.10.13: Abreise

5 Uhr klingelt der Wecker, der Zug geht pünktlich 5:44. Der Steuerwagen der DB mit großem Radabteil macht das Reisen sehr angenehm! Durchgehend geht es für mich bis Frankfurt; die Süddeutsche Zeitung vertreibt mir die Zeit und bringt mich dabei auf den neuesten Stand des Zeitgeschehens.

Fazit

Am Ende stehen rund 575 km und 6.500 Hm auf der Uhr; und natürlich viele Eindrücke:

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