Frühjahrstour 2019: Giro d'Italia del nord

Sesto Calende am Ticino vor Alpenpanorama

Übersicht der Route

Landkarte Bellinzona - Piemont - Po - Verona - Mailand in der Übersicht und im Detail (6,4 MB).

Tag 0: Anreise und von Bellinzona am Lago Maggiore bis Sesto (Mo., 15.4.19)

Wir erreichen pünktlich Bellinzona, das Wetter ist sonnig mit Wolken; ich entscheide mich dennoch, hier auszusteigen. Auf bekannten Nebenstrecken erreiche ich über Gubiasco den Lago Maggiore und auf der Küstenstraße vor Macagno meine erste Einkehr ... - in Italien! - ... mit tollem Blick auf den Lago! Bei wechselndem Wetter - mit einem nicht zu erwähnenden 'Schauer' - passiere ich Laveno und je weiter ich nach Süden fahre, bessert sich das Wetter beim Rückblick auf den Alpenhauptkamm. In Sesto angekommen frage ich gleich im 'verkehrsgünstig' gelegenen Hotel David: 80 EUR wollen Sie haben! Da bedanke ich mich und fahre gleich zum Hotel 3 Re am zentralen Dorfplatz direkt am Ticino weiter, denn dort kostet das Zimmer mit sagenhaftem Frühstück nur 10 EUR mehr! Diesmal habe ich einen tollen Blick auf den Ticino und den Dorfplatz mit Cafes, wo ich noch in der Sonne sitze, bevor ich am Ticino den Abend mit einem Moscato einläute und mich in der Pizzeria am Platz stärke. 86 km, Ø 25,8 km/h, (3:20) 194 Hm, 14~22°C (90 EUR)

Tag 1: Flach am Ticino, durch die Po-Ebene, durch's Monferrato nach Barolo (Di., 16.4.19)

Avisiertes Ziel ist heute Moncalvo. So verlasse ich - mit einem Rückblick, im Hintergrund die Alpen! - Sesto am Ticino und komme bald zum Abzweig des Naviglio Grande, dem ich an der immer wieder grandiosen Schleusentreppe Vizzola Ticino folge, vorbei an dem so früh vormittags noch geschlossenen Restaurant San Pietro, abbiege und über den Ticino die Lombardei verlasse und das Piemont erreiche! Jetzt durch die topfebene Po-Ebene passiere ich endlose Reisanbauflächen mit Cascinas, wo sich die Nebenstraßen durchschlängeln. Weiter über Casale (mit Pause) überquere ich mit Moncalvo das hügelige Monferrato: Dank Rückenwind sehe ich Barolo am Abend in erreichbarer Ferne; so beeile ich mich, erreiche Asti (Tolle Architektur hier!) und nach einem unüberlegtem Abstecher in die Hügel der Langhe - wo ich die bisher gefahrenen Kilometer so richtig merke! - Alba. Hier kehre ich - um der Entkräftung vorzubeugen - im von Dirk so vielgepriesenen Vincafe ein und tue mich bei zwei Glas Wein am Buffet gütlich, merke dabei aber, daß ich die Bar schon vorher selbst schon kennen und schätzen gelernt habe:-) Egal, so gestärkt mache ich mich auf nach Barolo, schaue zu früh bei Maurilio vorbei und beziehe mein Zimmer im Brezza mit Blick auf das Schloß, nachdem ich mich zuvor mit einem Glas Moscato zum 'alten Brezza' gesetzt habe: Mit seinen 87 Jahre ist er erstaunlich gut beieinander, wir unterhalten uns ein bißchen, was mein Italienisch halt so hergibt und ich erinnere mich, wie ich damals bei ihm öfter schon unten im Weinkeller Weine probiert habe. Abends genieße ich das große Menü, das gibt Kraft für die geplante Runde am nächsten Tag! Schön ist auch, Maurilio wiederzusehe: An diesem Dienstag geht es recht ruhig zu, zum Schluß nehme ich den Grappa vorne und wir unterhalten uns noch nett. Bleibt mir nur zu sagen: 'Alla prossima volta!' 196 km, Ø 25,0 km/h, (7:50) 962 Hm, 10-22°C (65 EUR)

Tag 2: Runde I durch die Langhe (Mi., 17.4.19)

Bei bestem Wetter fahre ich heute eine kleine Runde durch die Langhe ohne Gepäck; dabei entwickelt sich die Route etwas von selbst, Ziel ist mittags aber das Restaurant Da Lele in Murrazano. So fahre ich zuerst auf La Morra, mit Blick auf Barolo (links unten) und Novello (rechts oben), sehe mich am Belvedere in La Morra um und entscheide mich spontan für - wieder von Dirk empfohlen! - Pollenzo: Eine ehemals große Römerstadt im Tanaro-Tal. Gleich schon werde ich auf das ehemalige Amphitheater aufmerksam gemacht: Die heutige Bebauung folgt dem Oval und ist auf den Fundamenten gebaut. Die ist besonders gut aus der Luft [7.5.19] zu sehen. Nach einer Rundfahrt im Ort geht es für mich weiter über Cherasco - wo ich mir die mit viel Stuck im Stil der damaligen Zeit ausgestattete Kirche des Santuario della Madonna del Popolo (17./18. Jhdt.; Barock; mit 200 sichtbaren Engel-/Puttenfiguren!) ansehe - und Dogliani nach Murrazano, wo ich bei Da Lele einkehre: Ganz unkompliziert wird mir in Radlerkluft ein Tisch gegeben und das Essen verläuft völlig entspannt! Ohne Eile gebe ich mich den Genüssen hin ... toll! Anschließend fahre ich durch kleine Orte nach Castiglione Falletto, wo ich bei Renza - nach dem großen Ansturm - auf der Terrazza einkehre mit einem tollen Blick in die Langhe hinüber nach Serralunga! Zurück nach Barolo nehme ich die Abkürzung durch die Weinberge - mit 20 % Gefälle! - hinunter bei Brovia vorbei. Abends esse ich dann bei Brezza ... 99 km, Ø 20,7 km/h, (4:47) 1.452 Hm, Sonne (65 EUR)

Tag 3: Runde II durch die Langhe nach Alba (Do., 18.4.19)

Diesmal will ich nicht so spät bei Mittagessen erscheinen und fahre etwas 'zielorientierter' ... Über Novello geht es nach Dogliani (Pause) und weiter nach Rodino: Hier warte ich 1/2 h auf die Öffnung des Restaurants Gemma, doch es ist total ausreserviert! Was für eine Pleite! Etwas genervt disponiere ich um: Fahre in Monforte beim 'Autisten' (Pause) vorbei und direkt nach Castiglione Falletto - wieder mit tollem Blick hinüber nach Serralunga - zu Renza! Hier lasse ich mich verköstigen und sitze drinnen, die Terrazza 'brummt':-) So habe ich dann noch Gelegenheit, mich mit Renza zu unterhalten ..., die jetzt auch schon Mitte 70 ist! Ganz entspannt kann ich dann weiterfahren nach Alba und beziehe ein Zimmer im Hotel Savona. Beim Rundgang durch die Stadt fällt mein Blick - wie immer - in diese Passage auf die Bar Pasticceria: Diesmal kehre ich ein und nehme ein paar biscottini ... und jetzt weiß ich auch, woran mich diese Passage und die Bar erinnert: Die Schlußszene von '2001: Odyssee im Weltraum'! Weiter an den Geschlechtertürmen zum Dom sehe ich mir noch das Chorgestühl näher an, bevor ich in der Osteria dell'Arco essen gehe. 55 km, Ø 20,6 km/h, (2:39) 783 Hm, 15-25°C (60 EUR)

Tag 4: Ostwärts über Alessandria und Valenza nach Pavia (Fr., 19.4.19)

Ab jetzt habe ich ostwärts immer mehr oder weniger Gegenwind; dazu kommt kurz nach Verlassen von Alba noch ein Platter ..., wobei der Ersatzschlauch auch defekt ist:-( Mit Pause in Barbaresco und am alten Bahnhof vorbei komme ich nach Canelli, wo ich mitten Ort pausiere. Dann Alessandria (Pause) und Valenza (Pause) und am Po in der Trattoria del Ponte nochmals Pause:-) So komme ich irgendwann in Pavia an und komme - wie immer - in Bahnhofsnähe unter. Den Abend läute ich abseits der Massen am Piazza del Municipio ein, um abends im Ristorante Pizzeria Drago Marino einzukehren, unweit des Hotels. 157 km, Ø 21,4 km/h, (7:20) 1.033 Hm, Sonne (72 EUR)

Tag 5: Am Po nach Piacenza (Sa., 20.4.19)

Bei bestem Wetter stoße ich beim Verlassen von Pavia auf den Naviglio di Pavia (an dem ich normalerweise Richtung Norden die Certosa di Pavia erreiche) und folge ihm Richtung Süden, Richtung Po: Hier an der letzten Schleuse mündet der Kanal in den Po. In einem Naturschutzgebiet folge ich dem Po erst auf nicht befestigten Wegen, später auf dem Deich auf kleisten Nebenstraßen durch die Po-Ebene und passiere Orio Litta mit diesem tollen Landsitz (Villa Litta; in Privatbesitz; 17. Jhdt.; Barock), welcher in dieser flachen Landschaft mit seinen kleinsten Ortschaften doppelt heraussticht (mit terrassenfömig angelegten Gärten, die zeitweise bis an den Po reichten). Im Gegenwind merke ich mein schmerzendes linkes Knie etwas mehr, so daß ich mich entscheide, in Piacenza Quartier zu nehmen (nach etwas Suchen im selben Hotel Astor [16.5.19] wie 2014): Hier beeindruckem mich herrschaftliche Pallazzi und das Portal des Doms. Als mich der Osterauftrieb in der Innenstadt etwas auch die Nerven geht, verziehe ich mich etwas abseits in's - wie ich erst später gemerkt habe - Caffe del Teatro des Teatro Municipale. Als immer mehr Gäste in's Teatro strömen, interessiere ich mich für die Veranstaltung. Da noch genug Karten vorhanden sind und in Anbetracht unangemessener Kleidung (für das Konzert am Ostersamstag) entscheide ich mich für den 3. Rang und das Konzert-Buffet. Vom Orchestra Sinfonica Nazionale delle RAI wird das Concerto di Pasqua gegeben in dem beeindruckenden Theaterbau! 92 km, Ø 20,5 km/h, (4:28) 294 Hm, 15-25°C (52 EUR)

Tag 5: Dem Po folgend über Cremona & Sabbioneta nach Mantua (So., 21.4.19)

Wieder bei bestem Wetter verlasse ich Picenza mit einem Blick auf den Broletto und folge dem Po auf dem Radweg zuerst nach Cremona: Auch hier beeindruckt der Broletto, ich kehre auf dem Domplatz ein und beobachte das Treiben am Feiertag. Vor der Weiterfahrt werfe ich einen Blick auf das Dom-Ensemble und fahre weiter entlang des Po: Zuerst auf Nebenstrecken, dann auf dem Deich, wo ich trotz Feiertag noch ein Glas Wein bekomme in der Locanda La Motta, sehr elegisch in Motta Baluffi. Nach der Weiterfahrt am Po, dem Besuch von Sabbioneta mit Pause und der Querung auf der Ponte di Barche di Torre d' Oglio, der hier in den Po mündet, erreiche ich Mantua. Auch hier komme ich wie durch Zufall in der Albergo Italia [8.5.19] unter, in der wir auch 2014 abgestiegen sind:-) Mit etwas Glück finde ich zwar ein Restaurant Pizzeria, welches Risotto alla Pilota anbietet; aber die Qualität vom Restaurant Padus (2014) hat es nicht. Doch immer gut für einen Besuch: Die Bar Sociale im Teatro Sociale direkt gegenüber der Albergo:-) 140 km, Ø 21,8 km/h, (6:24) 251 Hm, 16~27°C (70 EUR)

Tag 6: Kurze Überführungsetappe nach Verona (Mo., 22.4.19)

Bei Sonne mit paar Wolken mache ich mich auf den Weg nach Verona. In Manuta fahre ich durch die Gassen der Innenstadt auf den Bischofspalast und Dom und verlasse Mantua mit einem Rückblick über den Fahrdamm zwischen den Seen. Auf Nebenstrecken durchfahre ich auch Vigasio, wo ich mich zu den Einheimischen geselle, die den Ostermontag genießen. In Verona treffe ich dann Petra und ... 41 km, Ø 21,9 km/h, (1:54) 175 Hm, 15~25°C (34 EUR)

Tag 7: Ruhe-, Besichtigungs- und Regentag in Verona (Di., 23.4.19)

... wir machen uns am Ruhe- und Besichtigungstag zuerst auf den Weg nach San Zeno: Die Kirche bietet viele Details genau wie der Kreuzgang. Anschließend weichen wir dem sporadischen Regen zum Mittag in einer Pizzeria aus, um uns danach an der Etsch mit Blick auf die Ponte Scaligero das Museo di Castelvecchio [16.5.19] anzusehen: Hier begeisterte mich besonders dieses Bild. Von der Burg haben wir auch einen außergewöhnlichen Blick auf die Ponte Scaligero. Der weitere Rundgang durch Verona führt uns noch zu Synagoge mit einer Fassade des Historismus (1864) (den dann der Jugendstil ablöst) und in eines meiner Lieblingsrestaurants. Wolken / Regen (34 EUR)

Tag 8: Am Lago Maggiore vorbei nach Brescia (Mi., 24.4.19)

Von der Unterkunft fahre ich Richtung Piazza dei Signori und folge über die Ponte Scaligero an der Etsch nach Parona di Valpolicella und mit Pause in Pescantina unserer Wanderung im Herbst 2018. Am Südufer des Lago di Garda über Lonato del Garda erreiche ich Brescia: Hier mache ich Pause auf der Piazza della Loggia (von 1433; links die Venezianische Loggia) mit dem dominierenden Renaissance-Gebäude der Loggia (als Zeichnung auf meiner Radtour 1992 nach Siena - und weiter nach Ancona/mit Petra nach Griechenland) und gegenüber der Laubengang (Portici im venezianischen Stil) mit dem Torre dell´Orologio (von 1550). Da der Himmel dunkler wird (das Regenradar kündigt Regen an) suche ich ein Hotel und werde am Bahnhof fündig, als die ersten Tropfen runterkommen. So sitze ich den Regen im Hotel aus und bleibe abends zuerst an diesem Brunnen auf der Piazza del Vescovato in einer Bar hängen (sehr lauschig:-). Beim weiteren Rundgang komme ich auch zum kapitolischen Tempel (73 n.u.Z.) am Ausgrabungsgelände des alten Forums aus römischer Zeit. 82 km, Ø 22,9 km/h, (3:35) 448 Hm, 17-22°C (50 EUR)

Tag 9: Die Schlußetappe nach Mailand (Do., 25.4.19)

Spontan entscheide ich mich für die letzte Etappe um: Statt am Alpenrand über Bergamo nach Como zu fahren, schlage ich den Weg nach Mailand ein. Zum einen scheint das Wetter in der Ebene besser, zum anderen müßte ich auf der ursprünglichen Route eher Hauptstraßen folgen. So geht es mit viel Rückenwind durch die Provinz und mit ein paar Pausen erreiche ich Milano Centrale, kaufe die Anschlußfahrkarte nach Chiasso für den EC und vertreibe mir die Zeit in der Bar Centrale [16.5.19] - der historischen Caffeteria mit direktem Blick auf den Haupteingang - mit der Süddeutschen, bis ich mich aus Mailand mit dem nachmittäglichen Regen verabschiede. Das Rad kommt derweil wieder 'an den Haken':-) ... und nach dem Gotthard-Basistunnel will ich fast schon aussteigen: Denn ungewöhnlicherweise ist das Wetter nördlich der Alpen viel besser und sonnig! 106 km, Ø 26,8 km/h, (3:57) 200 Hm, Sonne / Nebel / Wolken

Fazit

Erst jetzt, im Frühjahr 2020 wird klar, wie wertvoll diese Reise in den Norden Italien gewesen ist: Der Frühling ist hier schon ein ganzes Stück weiter als in Deutschland, das Radfahren - und natürlich die Küche! - ein Traum. Die abwechslungsreichen Gegenden (z.B. Po-Ebene oder Alta Langa) und kleinen Orte und Straßen machen das Reisen hier sehr angenehm. Und so kommen 1.054 km auf dem Rennrad zusammen, welche Grundlage für meine Laufform der Saison sind.

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