Wintertraining 2010

Cordoba - Valencia - Zaragoza - Barcelona

13 Fahrtage, 1.600 km, 16.000 Hm

A.S.: Nichtraucherschutzgesetz in Spanien

Bei meinem letzten Training in 08/09 in Spanien war das ja noch ein Thema genau wie dieses Mal auch; allerdings hat sich - dummerweise erst - zum 2.1.11 etwas geändert. Später dazu mehr!

Etappenübersicht

BerichtDatum(Start) - ZielkmØHm∑ km°C
Teil I16.12.10Zuganreise: Frankfurt - Paris - ...
17.12.10... - Madrid - Cordoba: Cordoba - Porcuna: Hungerast7119,59247-9(-15)
18.12.10- Jaen: Heute: Schwimmtraining5920,412001307-11
19.12.10- Pozo Alcon: Heute: Motortraining11322,8181824310-12
20.12.10- Lorca: Wüstenlandschaft15423,613973972-14(-20)
21.12.10- Torrevieja: Endlich das Meer!15024,111465478-18
Teil II22.12.10- Cocentaina: Erster Paß13420,816396819-20(-25)
23.12.10- Valencia: Mundraub ist abgeschafft!13322,858981411-18(-22)
24.12.10- Bejis: Womit habe ich das verdient?8817,013579024-22
25.12.10- Aliaga: *aechz*, *stoehn*11918,417241021-2-4
26.12.10- Zaragoza: Take the long way home16124,312621182-11-9(-12/19)
Teil III27.12.10Zaragoza: Endlich Ruhetag!
28.12.10- Maials: Der Anfang vom Ende16625,4114513480-11
29.12.10- Valls: Ruta del Cister13923,5146714876-15(-22)
30.12.10- Barcelona: Estacio de Franca und Zugabreise Barcelona - ...11922,6549160611-15
31.12.10... - Paris - Frankfurt

Teil I: Cordoba → Torrevieja (Andalusien / Murcia / Valencia)

Zuganreise

Traditionell reise ich mit der Bahn an; mit Sparpreisen im Internet bei den ausländischen Bahnen (SNCF, Renfe) kommt die An- und Abreise mit 250 Euro selbst günstiger als der Flug! Zwar werden viele Züge wegen des einsetzenden Winters gestrichen. Mit einiger Verspätung unterwegs erreiche ich aber über Paris (Gare de l'Est/Gare d'Austerlitz), nach abendlichen Gesprächen mit anderen (u.a. Rad-)Reisenden im Barwagen und morgens im Restaurant zum Frühstück bei der Anfahrt auf Madrid (Chamartin/Atocha) meinen Startort Cordoba pünktlich, wo an der Mesquita die Reise beginnt!

Hungerast

Bei sonnigem Wetter beginne ich euphorisch mein Radtraining: Auf kleinen Nebenstrecken durch die Olivenhaine geht es durch die Hügellandschaft; schnell macht sich bemerkbar, daß ich keine Grundlage geschaffen habe:-( Da das avisierte Hotel in Bujalance renoviert wird stärke ich mich in der Bar am sehenswerten Plaza Mayor mit Gebäck (der Zucker dient als Katalysator zur Fettverbrennung): Der Wirt empfiehlt das Hotel in Montoro (liegt nicht auf meinem Weg) bzw. Canete de las Torres, welches ich ansteuere (8 km). Das nette Hostal Alcazaba de Las Torres mit Restaurant ist leider ausgebucht, aber der Wirt hier empfiehlt mir das Hostal in Porcuna (14 km). Durch weitere Olivenhügel steuere ich auf Porcuna (oben) zu und komme günstig im Hostal Ana Pilar unter. Abends gibt es dann erstmals Tapas, während ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt studiere!

Heute: Schwimmtraining

Frühstücken tue ich mit Bocadillo de queso und Cafe con leche in der Bar am Plaza de Andalucia. Zuerst steuere ich - über Nebenstrecken - Martos, die 'Hauptstadt der Oliven' an (einer der weltgrößten Olivenproduzenten!). Das Wetter ist ganztags aber regnerisch:-(ich vermisse meine Schwimmbrille und die Flossen) Einmal stelle ich mich unter, weil es stärker regnet; ansonsten regnet es nur mäßig bei 12°C. Die Landschaft ist trotzdem überwältigend! Da ich komplett durch bin und langsam auszukühlen beginne, entschließe ich nur noch bis Jaen zu fahren: Hier komme ich im spacigen Hotel Europa unter! Die Stadt bietet einiges: Die eindrucksvolle Kathedrale mit ihrem außerordentlichen Chorgestühl. Beim Regen macht der Stadtrundgang aber wenig Freude; so freue ich mich über ein Restaurant mit Nichtraucherbereich, wo ich rohe Muscheln (conchas finas = 'glatte Muscheln' = braune Venusmuscheln), natürlich Oliven und Bacalao esse.

Fahrradfahren in Spanien

Als Radfahrer habe ich mich immer wohl gefühlt, auch dank diverser Hinweisschilder: Trotz farbig markiertem Fahrradstreifen gab es einige dieser überdimensionalen Schilder: Peligro = Gefahr; fragt sich nur für wen das gilt, die Fahrradfahrer oder die KFZ? (Im Hintergrund Jaen mit der o.g. Kathedrale.) An der Küste im Süden wird auf den besonders starken Wochenendverkehr der Fahrradfahrer hingewiesen. Und in der Innenstadt von Zaragoza sollte man nicht all zu schnell unterwegs sein (also keine Kondensstreifen:-) Und an der Küstenstraße wird noch mal ausdrücklich auf den Sicherheitsabstand hingewiesen! In Deutschland kann ich mich an solche Schilder nicht erinnern. Auch weichen die KFZ bei Überholvorgängen meist weit auf die Gegenfahrbahn aus; wenn das nicht möglich ist, wurde fast immer nicht überholt. Und auf neuangelegten Straßen gab es manchmal recht brauchbare Radfahrwege wie diesen hier, den ich auch mit 50 km/h noch gefahrfrei befahren konnte.

Heute: Motortraining

Unentschlossen fahre ich viel zu spät los: Das Wetter ist wolkenverhangen und leicht regnerisch bei 10-12°C, aber was soll's. Zuerst an der N 323 entlang biege ich ab ich Richtung Parque natural de la Sierra Magina. Aufgrund des tief liegenden Wolken (hier auf 1.000 m Höhe mit Blick über die Ebene) spare ich mir aber die Durchquerung und nutze lieber den heftigen Rückenwind zu einem speziellen 'Motortraining': Dabei fährt man normalerweise knappst hinter einem KFZ her und trainiert bei hoher Geschwindigkeit das Fahren mit großem Gang (Schnelligkeitsausdauer) oder hoher Trittfrequenz bei wenig Last (um den Puls hochzubringen). In Bergabpassagen muß ich dabei sogar mal von 70 auf 50 km/h abbremsen, um nicht aus der Kurve zu fliegen! So macht selbst meine bergigste Etappe mächtig Spaß; dazu gesellt sich besser werdendes Wetter. Nach dem Umfahren von Jodar und mit schönem Blick in die Landschaft erreiche ich nach Überqueren der alten Bahnlinie Madrid-Granada über Huesa (wo mein Outdoor-Mobiltelefon versagt, weil Sand hinter der Objektivabdeckung das Abdeckglas verkrazt hat) Pozo Alcon: Kleines Städtchen auf 900m, nette und günstige Unterkunft, lecker selbstgebackenes Gebäck zum cafe, tapas zum tinto und gute Pizza zum Auffüllen der Kohlehydratspeicher!

Wüstenlandschaft

Wieder mit Rückenwind und sich besserndem Wetter fahre ich zuerst entlang des Parque Natural de las Sierras de Cazorla, Segura y las Villas - den ich 2005 mit Michael schon durchquert habe - und komme im bergigen Terrain bei Castril vorbei. In Huescar fahre ich an der Kirche vorbei, sehe mir am Plaza Mayor das eigenwillige Haus mit Jugendstilelementen an und mache Pause mit Bocadillo. Danach erreiche ich an ersten Höhlenhäusern vorbei einem netten Tal folgend die Fuencaliente: Eine gefaßte warme Quelle inmitten einer wüstenartigen Landschaft. Der nette Ort Orce wartet mit Höhlen-Appartments auf (Cuevas de Orce), wo ich gerne übernachtet hätte (in Erinnerung an Coober Pedy), aber es ist noch zu früh am Tag ... und es erwartet mich die schönste Landschaft der ganzen Tour: Vor den nördlich gelegenen Hügelketten breitet sich eine karstartige Canyonlandschaft aus! Der folge ich ostwärts, während ich mich in 1.000 bis 1.100 m Höhe auf die Sierra de Maria zubewege. Der Rückblick auf diesen nordöstlichen Ausläufer des Baza-Beckens ist beeindruckend! Eine einmalige Landschaft, ganz ohne Verkehr und fast ohne Hinweise auf Zivilisation. Kilometerlang zieht sich die Straße jetzt schnurgerade entlang, langsam erreiche ich die Auffahrt zum Puerto Maria, rechts die bis über 2.000 m hohen Gipfel der Sierra de Maria. Nach der Ausfahrt aus der Sierra erreiche ich den Ort Velez Blanco: Einladend liegt er in der abendlichen Sonne, doch mein Tagesziel heißt Lorca: Hier gibt es zwar eine günstige Pension, außer dem Plaza de Espana mit dem Ayuntamiento mit seiner Barockfassade und der Stiftskirche Colegial de San Patricio aber sonst nichts zu sehen.

Endlich das Meer!

Das Wetter ist heute sehr wechselhaft und hält von Wolken, Regen und Sonne alles bereit. Über dem ebenen Flußtal hängt ein unangenehmer Geruch, Landwirtschaft dominiert, es ist unansehnlich:-| Wikipedia meint dazu lapidar: "Die Wirtschaft wird bis heute von der Landwirtschaft dominiert; ... Lorca ist traditionell ein Zentrum der Schweinezuchtbetriebe, deren Abfälle zunehmend ein ökologisches Problem darstellen." Ich bin froh als ich in der Sierra de Almenara von 370 m auf 730 m ansteige! Die Abfahrt anfangs ist noch ganz nett: Im weiteren Küstenbereich endet sie aber in trostlosen, z. T. verwahrlosten Plastikgewächshäusern:-( Ich erreiche zwar das Meer, aber bei der zersiedelten und bisweilen häßlichen Landschaft verschwende ich keinen Gedanken an eine Pause. Alleine die Passage entlang der Sierra de la Muela vor Cartagena ist noch mal ganz schön: Regen bei der Auffahrt, Wolken in 340 m Höhe und Sonne auf der Abfart! In Cartagena beeindruckt mich nur die Hafenanlage, bei der alte und neue Elemente miteinander verbunden wurden und glattes Pflaster, Natursteinfassaden und Palmen eigenartige Kontraste erzeugen! In schneller, belangloser Fahrt mit Rückenwind geht es nach Nordosten, einzig in Santiago de la Ribera mache ich eine Pause: Das Rad spiegelt die Straßenverhältnisse wieder: Ein Film aus Schlamm bedeckt die Straße, entsprchend sehe ich aus! Dann manche ich einen Abstecher in die Salinenlandschaft bei San Pedro und erreiche Torrevieja: Wieder häßlich wie die Nacht! Unterkunft günstig, in der Taberna Tipica versuchen sie mich noch über's Ohr zu hauen(?) und auf dem Nach-Hause-Weg bewundere ich noch die Attraktion des Ortes!

Teil II: Torrevieja → Zaragoza (Valencia / Aragonien)

Erster Paß

Die Küste ist häßlich verbaut und zersiedelt! Ich fahre und halte erst in Alicante zu cafe und tapas an einem netten Platz mit Bäumen mit Brett- oder Luftwurzeln(?). Auch die palmengesäumte Hafenpromenade empfiehlt der grüne Michelin-Reiseführer: Toll! Die Festung sehe ich mir nur im Vorbeifahren an, die Architektur ist einfach umwerfend (beachte die romantische Bahnstrecke an der Küste)! Nach dem ganz netten Playa de Sant Joan (gepflegter als im Süden) verlasse ich bei El Campello die Küste und biege in's Hinterland ab: Sofort läßt der Verkehr nach und es wird landschaftlich reizvoll! Über kleinste Straßen erreiche ich den Port de Tudons und folge der Straße nach Alcoleja: Wenn für LKW die Durchfahrt verboten ist, dann ist das genau richtig für's Rennrad:-) Der Paß hat Zeit gekostet, so erreiche ich mit Höchstgeschwindigkeit im Anbruch der Dunkelheit Cocentaina, wo ich am Plaza de la Fuente im Nou Hostalet unterkomme (alle die ich nach einer Unterkunft fragte, sprachen immer nur von der fuente): Neu, familiär, komfortabel! Abends beeindruckt mich (auf dem Weg zum Inder) dieses Portal: Die Ornamente in der Türverkleidung wurden wohl eingestanzt ...

Mundraub ist abgeschafft!

Nach dem Frühstück in der Bar des Hostalets arbeite ich mich bei sonnigem Wetter von ca. 400 auf 600 m hoch, um dann in einer herrlichen Abfahrt - zum Schluß durch eine kurvige Schlucht - und mit einem Gegenanstieg am Castillo de Forna vorbei über Oliva an's Meer (hier der Hafen von Platja i Grau de Gandia) zu kommen. Zuerst am Strand, später abseits der Hauptstraßen fahre ich mit eindrucksvoller Gebirgskulisse in Richtung Norden. Zwischen den Obstplantagen bin ich gut vor dem heftigen Seitenwind (vom Land zum Meer) geschützt: Dabei kann ich nicht widerstehen und muß die Mandarinen am Wegesrand probieren, herrlich:-) Zwei landen dann für später in den Trikottaschen ... Vor Cullera habe ich bei der Überquerung des Xuquer diesen Blick zurück bis zur Landzunge mit El Montgo (752 m) in 50 km Entfernung! Die Stadt Cullera ist eher unansehnlich, anders als der Strand (mit El Montgo)! Hier in der Nähe des Strands mache ich Pause und genieße das Panorama! Am Leuchtturm (meine alte Leidenschaft) vorbei geht es in Höchstgeschwindigkeit - während sich auf dem Meer Regenwolken entladen - an den Calatrava-Bauten nach Valencia, wo ich 2006 schon einen Ruhetag verbracht habe. Heute nehme ich das erste Hostal am Platze. Dann schaue ich mir noch die Kathedrale an (eindrucksvoll!) und gehe Tapas essen (auch eindrucksvoll:-)

Womit habe ich das verdient?

Morgens ziehe ich die Vorhänge vom Fenster: Wow, what a day! Mit dem Frühstück verbinde ich die Besichtigung des Estacion del norte: Er wurde von einem Bewunderer des österreichischen Jugendstils erbaut! Die Schalterhalle strahlt die Eleganz der Jahre 1909-1917 aus; leider gibt es die alte Cafeteria nicht mehr, welche im besterhaltensten Teil untergebracht war (hier ein Detail der Wand(verkleidung)). Zurück zum Hotel gibt es das alte "Schwarz zu Blau" (ganz rechts mein Hotel). Bei der Ausfahrt aus der Stadt - schweren Herzens nehme ich Abschied! Aber diesmal ist Zaragoza dran - werfe ich noch Blicke auf die Kathedrale und andere Sehenswürdigkeiten. Da ich die Küstenstrecke nach Barcelona kenne, wähle ich das Hinterland: Leider bläst mir jetzt - drei Tage lang! - der Rückenwind der letzten Tage entgegen:-( Auf dem Weg in die Berge kommen mir immer mehr Radfahrer entgegen: Es scheinen (traditionelle?) Ausfahrten der örtlichen Radclubs zum 24.12. zu sein, wie ich später erfahre. Heftigster Gegenwind stellt sich mir in den Weg; an der tollen Aussicht ändert das nichts. In den Bergen komme ich dann noch langsamer voran, so daß ich mir in der dünn besiedelten Gegend Gedanken wegen der Unterkunft machen muß. Ich vertraue der Michelin-Karte, die ein aufgelassenes Castillo (links) nahe Bejis (darunter) verzeichnet hat. Ich komme am 24.12. im Hostal 'El Tren Pita' [25.1.14] unter und werde - nachdem Santa Claus für die Kinder vorgefahren ist - als einziger Gast mit dem Weihnachtsmenü des Familientreffens versorgt! Bejis: 429 Einwohner auf 800 m Höhe.

*aechz*, *stoehn*

Heute soll es durch bergiges und wenig besiedeltes Gebiet gehen; so packe ich beim Frühstück im El Tren Pita - zum cafe gibt es für mich den traditionellen trockenen Weihnachtskuchen der Familie! - zwei pastas in die Trikottaschen ..., für alle Fälle: Denn die Herbergsmutter sagte, daß am 1. Feiertag alles zu sei! Der Wind pfeift noch um die bergige Lage des Ortes Bejis; und als ich los um die Ecke fahre, kann ich mich kaum auf dem Rad halten! Zu der Heftigkeit des Windes von gestern gesellen sich heute auch noch orkanartige Böen! Das Wetter ist toll, aber ich komme nur mühsam voran; zudem verfahre ich mich auch noch und nehme den Umweg über El Toro! Egal, die Landschaft entschädigt für alles! So erreiche ich Mora de Rubielos für meine erste Pause: Die Bar ist sehr gut besucht und ich nehme dos bocadillos y cafe con leche. Jetzt nehme ich den Puerto San Rafael (1560 m) unter die Räder: Die Landschaft ist sehr nett. Nach der Abfahrt durch den (Skiort?) La Virgen de la Vega fahr' ich den zweiten Paß hoch zum Puerto de Gudar (1530 m), wie gleichnamige Sierra. Nach dem Abzweig (hoch nach Gudar) wird die Straße eher löchrig. Da Allepuz und Jorcas nicht auf dem Weg liegen und Camarillas eher verlassen wirkt, bange ich um meine Unterkunft! Alle Hoffnung setze ich auf Aliaga (weil ein aufgelassenes Castillo in der Michelin-Karte vermerkt ist:-) Bei Sonnenuntergang verliere ich 200 Hm auf dem Weg in ein enges Tal, dabei wird es schattig und für den nächsten Morgen erwarte ich nichts Gutes. Für den Abend aber habe ich Glück: Das Hostal Rural La Parra, welches ich sofort finde, ist zwar verlassen; aber mit Hilfe aus dem Dorf und ein paar Telefonaten bekomme ich ein Zimmer mit Abendessen in einem 'palacio'! Vertreiben tue ich mir die Zeit in der nahen Bar mit cacahuetes y cerveza, bevor ich zum Abendessen Linsensuppe und Kanninchen bekomme. Aliaga: 381 Einwohner auf 1.100 m Höhe.

Take the long way home

Die Strecke nach Zaragoza führt mich heute letztmalig durch sehr dünn besiedeltes Gebiet: Auf 161 km liegen 11 mehr oder weniger große pueblos, an denen die Straße aber meist vorbei führt. Bei bestem Wetter, die Sonne erreicht sogar schon das Tal, starte ich nach einem Frühstück in der Bar. Meine Befürchtung vom Vorabend bestätigt sich: Der HAC hat keine Störung der Anzeige, es soll -11°C heißen:-| Und als das Thermometer -5°C anzeigt, kommt mir das schon sehr warm vor, zumal es aus dem Tal länger leicht und stetig bergauf geht bis auf 1.400 m. Von der Sierra de San Just bietet sich dann ein Blick in die ehem.(?) Bergbauregion um Escucha: Hier habe ich währen der 5 km langen Abfahrt ein tollen Panoramablick! Nach dem Ort Utrillas durchquere ich das Tal des Rio Martin, um wieder auf 1.200 m aufzusteigen. In einer Abfahrt erreiche ich den netten Ort La Hz de la Vieja. An Schluchten vorbei fahre ich nach Lecera, wo ich Mittagsrast in der Dorfgaststätte mache. Dann komme ich zum wohl landschaftlich schönsten Abschnitt der Reise: In der Anfahrt auf Belchite halte ich für dieses wüstenartige Panorama an! Jetzt kann ich die Haupt- oder eine längere Nebenstrecke wählen. Ich entscheide mich für die Nebenstrecke ..., und bereue es nicht! Denn als ich mich jetzt dem kleinen Ort Puebla de Alborton nähere - wieder Bergbauregion - wird es noch besser! In der Hoffnung, die Bergkette umfahren zu können irre ich allerdings: Wieder steige ich auf 700 m an, genieße aber einen tollen Rückblick auf die Auffahrt und ein Panorama ähnlich wie in der australischen Wüste! Die letzten 40 Kilometer bis Zaragoza rolle ich hinunter und entscheide mich schnell für ein Hotel gegenüber einer klasse Jugendstil- bzw. Art-Deco(?) Fassade. Abends genieße ich Tapas und Cafe con leche con churros, sehe mir schon die imposante Basilika an und nähere mich einem Menschenauflauf in einer Seitengasse. Neugierig schaue ich mich um: Die Churreria Chocolateria La Fama ist der Ort des Begehrens! Ich kämpfe mich zu einem freien Platz durch und bestelle zum 'Nachtisch' eine Tasse Schokolade und vier Churros: Nicht zu vergleichen mit den Churros aus der Tapas-Bar! Kein bißchen fettig, knusprig und in die Schokolade getunkt super köstlich! Später dazu mehr ...

Zaragoza: Endlich Ruhetag!

Zaragoza bietet auch am Montag einiges zum Ansehen: Meinen Rundgang starte ich bei den Markthallen von 1909 (kein Jugendstil, sondern Historismus), in denen meine Leibspeise in Rohform angeboten wird. Viel Zeit nehme ich mir aber für die Aljaferia: Ein Palast, der von der zweiten Häfte des 11. Jhd. bis heute in wechselvoller Geschichte bewohnt und genutzt wurde! Er wurde zuerst als maurischer Palast erbaut (und diente den Reales Alcazares in Sevilla und der Alhambra in Granada mit seinen künstlerischen Elementen als Vorbild): Eingang zum Gebetsraum (Oratorium), Oratorium (deutlich sind Original und Ergänzungen zu unterscheiden) mit Mihrab, Säulenhalle mit privaten Räumen, Innenhof mit Garten, Innenhof, linkerhand die Freitreppe, die zum - aufgestocken - Palast der Katholischen Könige führt, dessen de los Pasos Perdidos genannten Räume im großen Thronsaal mit seiner eindrucksvollen Holzdecke ihren krönenden Abschluß finden. Zuletzt wurde der Komplex als Festung moderner Art genutzt, mit Graben, Zugbrücke und Außenmauern. Mittlerweilen ist das Saal des Aragonischen Parlaments eingezogen, welchen ich auch besichtigen konnte. An dem Expogelände von 2008 vorbei und nach einer Stärkung schaue ich mir nochmals die Basilica del Pilar an und komme um die Churreria La Fama nicht herum: Es ist einfch zu köstlich:-) Abends freue ich mich auf mein - jahreszeitlich üblich geschmücktes - Hotel.

Nichtraucherschutz in Spanien

Zum Abendessen in Bars und Restaurants suche ich Nichtraucherlokale (wie z.B. La Fama) oder Lokale mit Nichtraucherbereich. In Raucherlokalen raucht oft der einzige Gast; und wenn der geht, steckt sich die Bedienung eine Zigarette an! Denn das alte Raucherschutzgesetzt von 2006 wirkt nicht, die Appelle des Parlaments an Vernunft, Toleranz und Rücksichtnahme haben nichts genutzt (vgl. dazu mein Vorwort und das Fazit von 08/09). Genau so habe ich es auch bisher wahrgenommen und nehme es auch diesmal wieder wahr: "Es verlangte von Gaststätten mit einer Fläche von mehr als hundert Quadratmetern, gut belüftete Nichtraucherzonen einzurichten, und stellte es den Eigentümern kleinerer Kneipen frei, ob sie rauchfrei sein wollten oder nicht. Sie mussten nur ein Schild ins Fenster hängen. Das Ergebnis war, dass von den Großen rund zehn Prozent die Vorschrift befolgten und der Rest sie - folgenlos - ignorierte. Mehr als neunzig Prozent der kleinen Kneipen hießen Raucher dagegen ausdrücklich willkommen." Quelle: FAZ [13.8.17] Jetzt wurde es dem Parlament allerdings zu dumm, daß nur einem Drittel rauchender Bevölkerung kaum Nichtraucherlokale gegenüberstehen: Es verbannt Raucher ab dem 2.1.2011 kurzerhand aus allen Restaurants, Bars und Cafes ohne Ausnahmen!

Teil III: Zaragoza → Barcelona (Aragonien / Katalonien)

Der Anfang vom Ende

Heute habe ich auf den ersten 75 km nur fünf Orte und überquere dabei die Sierra de Alcubierre: Der Puerto de Alcubierre mit 610 m noch in weiter Ferne. Dabei sehe ich öfter mal andere Rennradfahrer, bei denen ich gerne mal den Windschatten ausnutze;-) Nach Überqueren des Puertos ergibt sich ein tolles Panorama mit den schneebdeckten Pyrenäen im Hintergrund (in weit über 100 km Entfernung)! In langen Geraden - die Pyrenäen immer linker Hand im Blick - nähere ich mich Sarinena (Mittagspause), strebe aber mit leichtem Rückenwind weiter, da die erste 130 km heute etwas für Einzelfahrspezialisten sind. Erst am Rio Cinca wird es etwas interessanter: Der Ort Ballobar vor schroffer Abbruchkannte ist ganz nett oder die die Landschaft zerschneidende AVE-Hochgeschwindigkeitsstrecke (Madrid - Zaragoza - Barcelona). Um etwas Spielraum für die Besichtigungen morgen zu gewinnen - heute ist der erste der drei letzten Tage mit Fahrt auf Barcelona - gebe ich Gas ..., und verfahre mich dabei leider:-( Zwischenzeitlich über nicht staubfreie Straßen eiere ich dem Abend entgegen ..., um am Abend Nichts erhoffend im Ort Maials zu landen, der wider Erwarten eine Herberge offeriert gottlob (deren Bar zwar heute aus nicht verständlichen Gründen geschlossen ist, aber ...)! Und - oh Wunder - die Societat Maialenca ist rauchfrei:-) Hier verbringe ich gerne den ganzen Abend, denn die Lokalität ist wie eine Art Dorfzentrum eingerichtet, u.a. mit extra abgetrenntem Bereich für die Jugend! Maials: 1006 Einwohner auf 395 m Höhe.

Ruta del Cister

Bei mäßigem Wetter starte ich (hier in Granadella bei einer typischen Ortsdurchfahrt), doch beim Erreichen des landschaftlich schönsten Teils der heutigen Strecke klart der Himmel auf! Ich durchquere heute die Sierra del Monsant: Fast 10 km fahre ich auf dem Grat, was mir immer wieder Panoramablicke nach rechts und links in die zerklüfteten Täler ermöglicht! Nach den netten Orten Ulldermolins (Mittagspause) und Prades verlasse ich auf einer rauschenden Abfahrt von 1030 auf 430 m (ohne ein Auto auf der T 700!) die Sierra und nähere mich am Castell de Riudabella vorbei dem ersten Zisterzienserkloster: Monestir de Poblet (gegründet 1151)! Doch besichtigen will ich ein anderes Kloster hier auf der katalanischen Route der Zisterzienser. Leider, wie ich im Nachhinein feststellen mußte, soll es sich bei Poblet um "das größte und prächtigste Königskloster Spaniens, zugleich das umfangreichste und besterhaltene Zisterzienserkloster des Abendlandes" (Zitat: Wikipedia) handeln, welches allerdings stark restauriert wurde. Ich vertraue dem grünen Michelin-Guide und fahre weiter zum Zisterzienserkloster Santes Creus (erbaut 1158). Um 17:00 erreiche ich die Klosterkirche mit ihrem romanischen Portal kurz vor Sonnenuntergang. Zuerst sehe ich mir den gotischen Kreuzgang an, der mit seiner phantasievollen Ausschmückung nichts mit der Schlichtheit der übrigen Klostergebäude zu tun hat: Die Kapitelle zeigen Menschen, reale Szenen, aber auch Pflanzen und Fabelwesen. Auch das Dormitorium mit fast 50 m Länge vom Ende des 12. Jhd. beeindruckt! Leider ist das ehem. Refektorium, welches dann als Weinkeller fungiert hat, geschlossen:-| Gleiches gilt für alle Unterkünfte im Ort! Und auf dem Weg in die Dunkelheit gibt es auch in Aiguamurcia keine Unterkunft; so fahre ich noch 10 km bis Valls weiter und komme dort in einem der beiden *** Autobahn-Hotels unter:-( Die abendliche Sauna im Hotel-Spa entschädigt etwas.

Estacio de Franca

Morgens, der Schock: Aldi, Lidl und die Umgehungsstraße! Ich starte meine letzte Etappe, mache noch ein Photo im Hotelaufzug. Noch in Valls nehme ich einen cafe in der ... tja, wenn das kein Fingerzeig Gottes ist ... Frankfurt Cafeteria:-) In der Zeitung studiere ich derweil noch das Wetter. Schon gestern bin ich durch die Weingegend um den Ort Barbera de la Conca gefahren und habe dort die älteste Weinkooperative Kataloniens gesehen. Heute sehe ich mir in Nulles den Bau der Cooperativa Agrícola de San Isisdro von 1915 an: Er verbindet Modernismus mit der Nüchternheit des beginnden Jahrhunderts! An der Küste angekommen ist es dann nicht mehr so schön, außer ich fahre die fast menschenleeren Strandpromenaden entlang direkt am Meer. Kurz vor Barcelona steigt die Küstenstraße nochmal auf über 100 m an zwischen Sitges und Castelldefels: Hier kenne ich ein lokales Restaurant, in dem ich 2006 schon lecker Paella gegessen hatte. Als Abschiedsessen nehme ich diesmal Vorspeise und schaue, wie es um Deutschland bestellt ist; dann nehme ich wieder zweimal Paella (die frisch zubereitet wird, köstlich!) und zum Nachtisch selbstgemachte crema catalana sowie ein cortado. In Barcelona mache ich natürlich noch einen Abstecher, bevor ich meine Reise nach 1.600 km beende an der Estacio de Franca.

Zugabreise

Das Trenhotel wartet auf dem Gleis (links) und das Rad bekommt diesmal einen eigenen Platz im Sitzklassewagen, so daß es im Abteil nicht stört. In der Bar beschließe ich den Abend mit einem Ribera del Duero y queso. Update [23.12.2014]: Im Nachhinein recherchiere ich, daß dies eine der letzten Möglichkeiten der Rückreise mit dem Trenhotel gewesen ist! Denn zum 15.12.2013 wurde die Nachtzugverbindung Joan Miro (Barcelona Franca-Paris Austerlitz) eingestellt! Er war schon recht einzigartig in Europa: Ein Hotel-Zug mit guter Ausstattung, zwar bisweilen eng, dafür aber mit getrennten Bar- und Speisewagen; richtiges Reisen halt! Vgl. dazu die Wikipedia zum guten alten Trenhotel der Elipsos S.A. [23.12.2014]. Am nächsten Morgen, während der blauen Stunde (Schwarz zu Blau), frühstücke ich in der Bar. Wir erreiche Paris pünktlich, ich wechsel die Bahnhöfe, genieße ein rauchfreies Cafe bei cafe au lait, croissant und pain au chocolat. Dann geht der ICE mit wetterbedingt reduzierter Geschwindigkeit nach Frankfurt, wo ich 30 min verspätet ankomme.

Fazit

Für zwei Wochen lohnt die weite Anreise nach Spanien; zumal man Paris für einen Zwischenstop einbauen kann. Bei Sonne ist das Radfahren einfach eine Wucht! Tapas, Weine, Fisch und Muscheln, Kaffee ...: Es schmeckt vor Ort einfach doppelt gut. Selbst über die Feiertage oder dazwischen ist es - fast - kein Problem, eine Herberge zu finden. Die Einheimischen sind sehr freundlich, Autofahrer nehmen viel Rücksicht und mit ein wenig Spanisch hat man eigentlich immer gewonnen.

Ungewohnt sind nur die verrauchten Restaurants, Cafes und Bars: Das ist nach den angenehmen Erfahrungen aus Deutschland, Frankreich und selbst aus Italien nicht mehr hinzunehmen! Wie sehr habe ich mich in Paris über die erste rauchfreie Bar gefreut. Aber das gehört ja jetzt endlich der Vergangenheit an ...

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