Sommerradtour 2022:

Tutta l'Italia!

Altstadt Cefalu, Sizilien
Altstadt Cefalu, Sizilien, Italien

... im Grunde genommen
von Cefalu nach Cefalu.

Eisdiele Cefalu, Kanalstr. 3, Frankenthal / Pfalz
Schriftzug Eisdiele Cefalu,
         Frankenthal/Pfalz

Vorbemerkungen

Die Laufpause im Sommer will ich für eine längere Tour mit dem Rennrad nutzen: Tutta l'Italia Um eine große Radreise zu unternehmen, steige ich zuerst in den Zug und einmal um: Frankfurt - Milano / Milano - Palermo Einstimmen tuen mich vorher Der Leopard [11.7.22] und Der Pate Teil I-III [11.7.22]. Eigentlich soll es von Palermo nach Frankfurt gehen; doch es gibt da einige Schwierigkeiten ...

Die Route

In der Übersicht Palermo - Cassino: Sizilien und Kalabrien sowie Arona - Frankfurt: Die oberitalienischen Seen, die Alpen, Deutschland (Frankreich); oder im Detail: Sizilien und Kalabrien (10 MB) sowie die oberitalienischen Seen, die Alpen, Deutschland (Frankreich) (8,2 MB).

Anreise

Dienstag, 26.7. Seit der Rückreise aus Lissabon 2015 fliege ich nicht mehr; so reise ich mit der Bahn an. Und das ist nicht mal so unkomfortabel: Von Frankfurt fahre ich mit dem ECE 151 durchgehend nach Milano Porta Garibaldi - Verspätungen in Deutschland werden einfach durch Auslassen zweier Halte in der Schweiz kompensiert. Den Wechsel der Bahnhöfe in Mailand erledige ich mit dem Rad und nutze ihn für ein frühes Abendessen. In Milano Centrale besteige ich den durchgehenden Nachzug ICN 35221/1965 mit Kurswagen nach Palermo, in dem ich ein 1. Klasse-Einzelabteil belege; so trage ich im Abteil auch keine FFP2-Maske. Mit der Abendsonne verlasse ich Mailand ... Mittwoch, 27.7. und morgens wird mir das kleinen Frühstück serviert; da fahren wir aber schon im Cilento von Vallo della Lucania-Castelnuovo nach Ascea! Ab jetzt folgen wir der Küste des Tyrrhenischen Meeres: Gut 300 km geht es mit Blick auf's Meer nach Villa San Giovanni! Im Hafen wird der Zug stückweise auf die Fähre verladen, wir setzen nach Sizilien über und nochmals 200 km folgen wir der nördlichen Küstenlinie Siziliens nach Palermo, wo wir den Bahnhof mit ein paar Minuten Verspätung erreichen! Zum vorab gebuchten Hotel - mit Blick auf den Bahnhof (rechts) - sind es 200 m, das Fahrrad kann ich auf's Zimmer mitnehmen. Gut, die Fahrt dauert 33 Stunden; doch mit 156 EUR durchaus erschwinglich. Das Rad habe ich allerdings verpackt als Gepäckstück dabei.

Sizilien

Zweimal war ich schon mit dem Rad auf der Insel: Den Etna habe ich 2009 unter anderem umrundet sowie 2012 die Ausgrabungen Selinunts, das "Tal der Tempel" in Agrigent und die "Villa Romana del Casale" bei Piazza Armerina angesehen. Dieses Mal stehen die Schauplätze und Drehorte zweier meiner Lieblingsfilme - Der Leopard von Visconti [11.7.22] und Der Pate Teil I-III von Coppola [11.7.22] - im Vordergrund, die ich vorab recherchiert habe.

Am frühen Abend der Ankunft suche ich in Palermo den Palazzo Gangi-Valguanera auf: Hier spielt die abschließende, lange Ballszene des Leoparden im Spiegelsaal. Leider ist der Palazzo nicht zu besichtigen und die Osteria geschlossen; egal, ist eh eher hochpreisig. Eine Bahnfahrt in den Vorort Cardillo scheitert:-( So bummel ich duch die Gassen Palermos und finde mich abends noch ein an der Porta Felice: Hier wird mit einer abendlichen Straßenszene die finale Opernszene (später mehr dazu) eingeleitet im Pate III. Anschließend finde ich mich vor dem Opernhaus Teatro Massimo [25.8.22] selbst ein, auf dessen Stufen die Pate-Trilogie nach 9 h Film tragisch endet. Donnerstag, 28.7. Vor der Abfahrt zum nächsten Etappenziel nach Cefalu am Morgen mache ich dann doch noch einen Abstecher die 15 km hinaus nach Cardillo - die sich lohnen, um mir die Villa Boscogrande [25.8.22] anzusehen: Diese Villa stellt im Leopard zu Beginn den Familiensitz nahe Palermo dar. Der Gärtner erlaubt mir, mich für Photos umzusehen; so nutze ich die Gunst der Stunde, auch auf die Terrasse zu steigen;-)

Jetzt mache ich mich auf: Zuerst ein paar Kilometer flach an der Küste zum Einfahren, dann hinauf nach Ciminna, dem nächsten Drehort. Ciminna stellt im Leopard den Landsitz Donnafugata dar, in den die Familie des Fürsten von Salina im Laufe des Geschehens übersiedelt. Der Palast Castello di Donnafugata selbst liegt im Süden Siziliens; später dazu mehr. Die Hitze macht sich bemerkbar: Die Luft scheint zu stehen, die Grillen zirpen - nein, lärmen unentwegt und das Thermometer zeigt 35~45°C! So muß ich immer wieder Pausen machen: Im Schatten von Bäumen lüfte ich das Trikot und lasse mich vom Rückenwind kühlen. Die Landschaft aber ist umwerfend schön! Vom Drehort Ciminna bin ich dann einigermaßen enttäuscht: Obwohl ich - durch Zufall: Die zuerst erreichte Kirche Chiesa del Purgatorio hielt ich für die Chiesa Madre - den richtigen Weg zum Platz vor der Kirche Chiesa di Santa Maria Maddalena (Madre) finde und das Rad den steilen Weg hochschiebe, stören die vielen parkenden KFZ den Eindruck des Films, der fehlende Palazzo und der Kirchenwärter, der mir keinen Blick in die Kirche auf den Chor [24.3.23] und die Orgelempore und das Chorgestühl [24.3.23] gestattet:-|

Den gleichen Weg will ich mit dem Rad nicht zurückfahren, so wandere ich zuerst über Treppenstufen und später steil über einen ausgewaschenen Weg die 4 km hinunter und leicht wieder hinauf (bei 45°C in der Sonne habe ich mir die Strecke bis zum nächsten Orientierungspunkt von z. B. 1,68 km in 400 m-Abschnitte unterteilt: Nur noch 4 Runden im Stadion) - mit tollem Blick in die Landschaft! - zur geteerte Straße, die mich flugs zurück zur Küste bringt. Der Straße folge ich, zwischendurch zusammen mit den Rennradfahrern Guiseppe und Francesco im Gegenwind - denen ich zu einem Brunnen hinauf nach Campofelice di Roccella folge, nach Cefalu ..., und bin nach den ersten 134 km mit 1.590 Hm ganz schön kaputt. Nur gut, daß ich auf Anraten einer Freundin hier ein Zimmer vorgebucht habe, denn der Ort ist von Touristen überlaufen: Den sehenswerten Charme der Altstadt zerstören die Menschenmassen - ruhige Ecken muß man wirklich suchen; so ziehe ich mich für einen Wein in die Jureka Vineria [24.3.23] und für das Abendessen in's Man in Pasta [25.8.22] zurück. Dabei lerne ich die sizilianischen Weinsorten kennen: Grillo [27.8.22] (eher nicht so mein Fall: "alkohol- und extraktreich") und Inzolia [25.8.22] und essen tue ich das traditionelle sizilianische Gericht Pasta alla Norma [25.8.22]. 134 km Ø 20,5 (6:31) 1.590 Hm

Da die Lage der Hotelzimmer im Landesinneren viel entspannter ist als an der Küste, sehe ich den nächsten zwei Etappen recht gelassen entgegen. Nur die Höhenmeter hatte ich nicht im Blick: Während mich diese Etappe nach Pergusa vom Meeresniveau auf 670 m führt mit einigen Portelle dazwischen (∑ = 2.358 Hm), bringt mich die dann folgende nach Ragusa eher zurück an's Meer (∑ = 1.623 Hm)! Freitag, 29.7. So rolle ich mich ein paar Kilometer am Meer ein, biege ab über den Portella di Montenero nach Castelbuono. Weiter geht's über Geraci Siculo [1.2.23] und den Portella di Bafurco. An der Bergstadt Gangi vorbei fahre ich auf allerkleinsten Straßen - Ausblick in die Landschaft am Pizzo Croce - weiter nach Süden auf Calascibetta, an Enna wieder vorbei nach Pergusa und komme im Grand Hotel del Lago unter ..., obwohl man den Lago (einzigster natürlicher See Siziliens lt. Wikipedia!) gar nicht sehen kann:-) Die alte etwas verschlafen wirkende Motorsportrennstrecke Autodromo di Pergusa [25.8.22] wird am Abend vornehmlich von Rennradfahrern bevölkert! 116 km Ø 16,9 (6:50) 2.358 Hm

Samstag, 30.7. Die heutige Etappe hält ganz am Ende wieder einen Schauplatz und Drehort bereit; aber der Reihe nach ... Zuerst auf gesperrten Nebenstrecken mit Blick auf den rauchenden Etna erreiche ich Piazza Armerina mit seinen klassischen Bauten. Weiter über kleinste Straßen, Mirabella Imbaccari, Caltagirone und Santo Pietro (im Riserva naturale orientata Bosco di Santo Pietro) [25.8.22], wo ich die halbe Pizza von gestern zum Bier vertilge, erreiche ich Acate: Hier in der Gegend wird viel Wein angebaut, welcher von dem Winzer Feudo Arancio [25.8.22] verarbeitet wird; eine Flasche Grillo [25.8.22] habe ich vor der Reise zufällig geschenkt bekommen und wir hatten schon ein Gläschen probiert. Jetzt trinke ich meine Flasche unter ganz anderen Gesichtspunkten. Dann erreiche ich Vittoria: Eine eigenwillige Stadt, die nach Zerstörung durch ein Erdbeben 1693 schachbrettartig wieder aufgebaut wurde; Theater von 1877 im klassischen Stil, Kirche von 1754. Es findt sich aber auch tolle Architektur aus dem Jugendstil! Jetzt fahre ich auf den schon mehrfach erwähnten Schauplatz und Drehort zu: Das Castello di Donnafugata! Es soll den Autor Giuseppe Tomasi di Lampedusa zu seinem Roman "Der Leopard", der dem Film als Vorlage diente, inspiriert haben [25.8.22]. Das Hotel vor Ort verlockt, doch ich nehme die 30 km noch unter die Räder um Ragusa [25.8.22] zu erreichen: Die Stadt wurde auch durch das Erdbeben von 1693 zerstört und im sizilianischen Barock wieder aufgebaut (Unterstadt Ragusa Ibla) [25.8.22]. Ich steige im ersten Hotel (Mediterraneo Palace) ab, durchstreife die Oberstadt und gehe auch zur Unterstadt; dabei fallen mir die vielen Paläste auf: Schon sehr eindrucksvoll! 136 km Ø 20,7 (6:36) 1.623 Hm

Sonntag, 31.7. Jetzt geht es für mich strikt nach Norden durch die Monti Iblei - hier die Zwischenabfahrt nach Monterosso (STEREO), eine Vulkan-Region (wie in "Zur Geologie der süditalienischen Vulkane - Exkursionsführer" (9,5 MB) [25.8.22] ab Seite 105 beschrieben wird). In dieser Publikation bin ich auf Seite 107 auch über diesen Hinweis gestolpert: "V i z z i n i (bekannt durch die Oper 'Cavalleria rusticana'); ..." [25.8.22] Recherchen ergaben, daß eine der Sizilianischen Novellen [25.8.22] - Dörfliche Ehre (Cavalleria rusticana) - von Giovanni Verga als Vorlage diente für die Oper von Pietro Mascagni und er die Handlung in Vizzini (hier die Hinweise an der ehem. Osteria) und der (heutigen Geister-)Stadt Cunziria angelegt hat; und diese wird in Pate III - wie eingangs schon erwähnt und in vielen Handlungen im Film zitiert - im Finale aufgeführt. Ich streife das Rad schiebend durch das Areal ...; es soll für mich aber noch weiter gehen heute, vielleicht bis hinauf zum Etna. Durch recht unbesiedeltes Gebiet fahre ich bei immer noch hohen Temperaturen von 25/30 ~ 33/43°C, an die ich mich mittlerweilen gewöhnt habe, auf Paterno. Der Ort macht am Sonntag einen zu verschlafenen Eindruck - im Gegensatz zu 2012, ich fahre weiter nach Belpasso - auch weil der Etna voll in dunkeln Wolken hängt - den ich auch als ganz nett in Erinnerung habe. Die Hotelübernachtung scheitert fast, da lange kein Platz für mein Rad gefunden werden kann! Ich mache den touristischen Rundgang und bleibe hier (Garden Bar Epos Caffe) und da hängen. 127 km Ø 19,7 (6:28) 2.622 Hm

Zwei weitere Drehorte spornen mich für die Weiterfahrt an, obwohl es schlußendlich nur einer wird ... oder doch drei werden! Montag, 1.8. Zuerst fahre ich die 1.320 m hoch zum Rifugio Sapienza. Dabei geht es durch die einzigartige Lava- und Vulkanlandschaft des Etna (STEREO)! Mit tollen Blicken über die Ebene bis an's Meer. Oben am Rifugio herrschat aber ein großer Aufgalopp der Touristen; nicht so, wie im Frühjahr! So bin ich im Nachhinein froh, in Belpasso übernachtet zu haben und verlassen diesen Ort schnellst möglich Richtung Zafferana Etnea. Ich entscheide mich gegen die Fahrt zum Mareneve und für die direkte Route nach Lingualossa mit Rückblick auf den Etna (links in Wolken): Nach einem kurzen Anstieg fällt diese immer ganz leicht ab:-) Jetzt kann ich auch noch einen - ach was: Zwei!- optionale Drehorte einschieben. Zuerst fahre ich auf Fiumefreddo. Hier befindet sich das Castello degli Schiavi: Es stellt im Pate I den Wohnsitz Michael Corleones dar, während er sich nach dem Mord in New York auf Sizilien versteckt. Hier stirbt auch seine erste Frau Apollonia. Im Pate III will er mit Kay hier Don Tomasino treffen, der aber vorher erschossen wurde. Leider ist das Anwesen kaum einsehbar von der Straße, egal. Auf dem weitern Weg komme ich - das fällt mir rechtzeitig ein - auch durch Giardini Naxos: Der Bahnhof stellt im Pate III den Bahnhof von Bagheria dar, wo Michael Kay abholt. Und an Taormina vorbei erklimme ich die Anhöhe - mit Ausblick auf die Küste und das Festland, von der die sich in Serpentinen windende Straße nach Forza d'Agro auf Höhe 420 m abzweigt. Entgehen tuen mir die auffälligen Hinweisschilder des ****-Hotels Agostiniana nicht, mit dem ich liebäugele, da es schon deutlich auf 15 Uhr zugeht. In dem kleinen Ort spielt die Chiesa della Sanstissima Annunziata in allen drei Teilen Pate I, II, III eine Rolle: Damals wurde Vito Andolini (der Vater von Michael Corleone) aus dem Ort geschmuggelt, während heute mein Gios an der Mauer lehnt. Anschließend kehre ich auf ein Bier in der Bar Eden [25.8.22] ein, in der sich auch die Schauspieler und die Filmcrew gerne getroffen haben. Um den ursprünglich für den Tag geplanten zweiten Drehort zu erreichen, müßte ich die 420 m wieder hinunter und - vermutet auf Feldwegen wie bei Ciminna - nach Savoca wieder hinauf. Da frage ich lieber im Hotel Agostiniana [25.8.22], welches mir ein Angebot macht, das ich nicht ablehenen kann;-) So komme ich in den Genuß, in der "Trattoria Anni 60" zu Abend zu essen; aber nicht auf der Terrasse mit dem spektakulären Blick auf die Küste und das Festland, sondern in der Gasse mit Blick auf die Chiesa! Abends schaue ich nochmals in der Bar Eden vorbei; der Wirt fragt nur, ob ich nicht schon mal da gewesen sei:-) 104 km Ø 18,0 (5:48) 2.316 Hm

Dienstag, 2.8. Morgens mache ich mich auf den Weg die Serpentinen hinunter, passiere wieder die Anhöhe und fahre auf einer Nebenstrecke über den Ort Rina nach Savoca; der Weg ist aber gottlob geteert, da recht steil. Oben komme ich wie geplant direkt neben der Bar Vitelli heraus, wie Michael Corleone mit seinen Begleitern im Pate I. Beim kurzen Blick auf die Karte mit deutlich überhöhten Preisen kehre ich lieber schräg gegenüber mit Blick auf die Bar ein. Nach der Stärkung fahre ich noch zur Chiesa di San Nicolo: Hier heiratet Michael seine erste Frau Apollonia; auch im Pate I. Auf dem gleichen Weg der Hochzeitsgesellschaft fahre ich wieder in den Ort zurück und weiter an der Küste entlang nach Messina (da die Fähre von Tremestieri nur KFZ befördert:-( Ich nehme die nächste Personenfähre - dazu verpacke ich das Rad, verlasse nach knapp 600 km Sizilien ...

Kalabrien

... und erreiche Reggio Calabria in Kalabrien auf dem Festland. Da ich die kalabrische Küste am Tyrrhisischen Meer (Praia a Mare, Diamante, Paola, Pizzo, Tropea, Nicotera, Palmi, Bagnara Calabra und Scilla) 2009 schon entlang gefahren bin, will ich einem Tipp meines Freundes aus Münchener Corncordia-Zeiten folgen und durch die kalabrischen Nationalparks fahren: Aspromonte, La Sila und Pollino. Im Wesentlichen folge ich dem Ciclovia Parchi Calabria (Beschreibung und GPX-Tracks) [26.8.22].

Aspromonte

Heute will ich Gambarie erreichen und folge unwissend dem Streckenverlauf [26.8.22] in umgekehrter Richtung. Von Meereshöhe geht es auf fast 1.400 m hoch. Während es in der Stadt Reggio Calabria häßlich ist und es mitunter steil hinaufgeht, erreiche ich nach Terreti schon schönste Landschaften und den Parco Nazionale dell'Aspromonte! Verkehr gibt es so gut wie keinen. Bäume spenden Schatten und die Temperatur in der Höhe sind angenehm. Am späten Nachmittag erreiche ich das "Bergresort" Gambarie (als Ortsteil von Santo Stefano in Aspromonte) auf 1.310 m Höhe und komme im Hotel Centrale [26.8.22] unter. Es handelt sich um eine wichtige "Sommer-Touristenstation" (Wandern); im Winter gibt es neuerdings aber auch Skilifte. Trinken (Vino locale) und Essen (lecker Antipasti & Maccheroni al Sugo di Capra) tue ich aber gegenüber im Il Ritrovo "Bar Romeo" [26.8.22] aus den 60er-Jahren, einem historischen Treffpunkt der 70er und 80er-Jahre! 89 km Ø 16,0 (5:35) 2.011 Hm

Mittwoch, 3.8. Im Hotel bezahle ich 60 EUR (für die Nacht mit Frühstück im 3-Bett-Zimmer), obwohl mir 2 Tage zuvor in einem Buchungsportal nur eine Suite für 230 EUR angeboten wurde. So beruhigt steuere ich auf kleinsten Straßen meinem nächsten Zielort Serra San Bruno an ... Es heißt mich gleich der nächste Abschnitt des Nationalparks willkommen. Bestes Wetter lassen den Blick schweifen über Wälder und Berge bis zum Meer. In einem der wenigen Orte Delianuova versorge ich mich im Alimentari, wo der Vino Rosso Locale günstig im Regal steht (ohne Etikett:-) Ein Olivenhain spendet Schatten (STEREO). Und im zunächst letzten Ort Santa Christina d'Aspromonte halte ich für ein kleines 2. Frühstück am Dorfplatz.

Ich wundere mich über den versiegenden, ohnehin sehr schwachen Verkehr ... bis zur Barriere. So macht das Fahren über diese Panoramastraße doppelt Spaß! ... bis ich das Ende der Sperrung hinter mir lasse. Und ja, die Straße ist gesperrt; beachte die Wegweisung (links)! An der nächsten Abzweigung folge ich der Ausschilderung des Ciclovia. Es ergibt sich ein Rückblick auf Santa Christina und Delianuova. Dann geht es in der Sonne hinauf; den Brunnen mit Blick in die Ebene lasse ich dabei für einen kühlen Schluck und eine Erfrischung nicht aus. Im Wald sind die Straßenverhältnisse bisweilen fürchterlich (in einem Licht-Schatten-Mix mußte ich den Schlaglöchern in voller Fahrt geschickt ausweichen): Der Belag ist in Auflösung begriffen, immer wieder gefährlich Schlaglöcher, leidlich gesicherte Erdrutsche. Punkt um 15 Uhr zieht sich das übliche Nachmittagsgewitter zusammena: Zuerst fahre ich weiter, drehe aber keine 400 m später um; die Blitze werden häufiger, die Donner lauter. Gottlob hat das Restaurant Passo del Mercante noch offen! Die Küche ist zwar seit 14:30 zu, doch ich bekomme Wein, Grissini und ein Tiramisu. Als die Belegschaft das Restaurant schließt, kann ich bleiben ... und das Gewitter mit Starkregen, so daß alle Rohre überlaufen, aussitzen.

Im Villaggio Limina (einem aufgelassenem Dorf, außer anlässlich der Prozession und der Feierlichkeiten zu Ehren der Madonna am 15. August eines jeden Jahres, welches an der Straße liegt, die Kalabrian in zwei Teile schneidt und es von einem Meer zum anderen überqueren läßt) [28.8.22] am Piano della Limina scheint schon die Sonne; beide Meere sind hier von der Straße aus zu sehen und keine 40 km voneinander entfernt! An der nächsten der wenigen Abzweigungen lese ich erstmals mein Tagesziel Serra. Über den Passo Croce Ferrata mit seinen 4 Häusern erreiche ich nach einer Abfahrt meinen Zielort Serra San Bruno. Bei der Suche nach einer Unterkunft telefonieren Einheimische: Das Hotel ist voll, es gäbe aber B&B's. Die Suche gestaltet sich etwas langwieriger, schlußendlich werde ich in der City fündig. 133 km Ø 17,8 (6:55) 2.046 Hm

Die Überführungsetappe zum nächsten Nationalpark heute plane ich als - klar, aktiven! - Erholungstag: Die Übernachtungsmöglichkeiten in den Nationalparks sind nicht so dicht gesät; so wollen die Längen der einzelnen Etappen wohl überlegt sein. Donnerstag, 4.8. Doch vor der Abfahrt will ich mir unbedingt noch die Kartause Santo Stefano [29.8.22] ansehen, ein ehemaliges Zisterzienserkloster vom Ende des 12. Jh.: Allerdings halten die Mönche Klausur und eine Besichtigung der Reste der Fassade der Abteikirche ist nicht möglich. Allerdings ist in der Chiesa dell'Addolorata mit ihrer oval geformten Granitfassade aus dem späten kalabrischen Barock das Altarziborium der Klosterkirche zu sehen. Von Serra fahre ich auf hügeligen Nebenstraßen an's Meer. Dafür nehme ich - wegen harter Straßensperrung! - zum Schluß am Fluß einen aufgelassenen Weg in Kauf.

Am Meer 'lege ich erstmal die Beine hoch': Bei Bier und Chips genieße ich die Atmosphäre am 'Strand' ..., denn näher lasse ich das Meer nicht an mich ran:-) Zuerst recht nett geht es am Meer entlang (Montepaone Lido), später mit mehr Verkehr nach Catanzaro Lido und direkt weiter die 350 m hoch nach Catanzaro, meinem Zielort. Am ersten Hotel ganz unten fahre ich vorbei und peile eines weiter oben an. Der Bummel am Abend hält einen alten Verwaltungssitz (von 1920-27: "The building was one of the first examples made of reinforced concrete, in the city, and it was inspired by an ecletic liberty style in a good combination with a neo-Renaissance an a neo-baroque one, where gargoyles, bush hammered, smoothed ashlars and phytomorfic festoons are combined with powerful pilasters, projecting cornices an string course bands, reinterpreted in the stylistic key of the time.") gegenüber dem neuen bereit ebenso wie die Bergstation einer Standseilbahn von 1998. Die Stadt ist - wie so häufig hier - sehr hügelig bis bergig angelegt! Abends folge ich einem unscheinbaren Schild zu einer ganz heimeligen Pizzeria. Ansonsten bin ich von der Stadt nicht überzeugt. 79 km Ø 18,9 (4:12) 863 Hm

La Sila

Der nächste Nationalpark wartet: La Sila! Freitag, 5.8. Nach dem Blick aus dem Hotel bis zur Küste verliere ich aus der Stadt erstmal mächtig Höhe, da ich in's Alli-Tal fahre um die Hauptstraße nach Taverna zu meiden. Im Tal herrscht kaum Verkehr, nach vielen Kurven erreiche ich - an Taverna vorbei - Albi und den Wald. Schattig sehr nett komme ich zum ersten Villaggio Mancuso, vorher kehre ich schon im Il Bivacco del Parco SPORT HOTEL & RESIDENCE [29.8.22] zu einem zweiten Frühstück ein. Die Gebäude stehen zwar an der Straße, aber eigentlich auch im dichten Wald; aber viel (Wander-)Tourismus. Mich erinnerte es etwas an die Giant Forest Lodge (Historic District) [29.8.22] im Sequoia National Park, Kalifornien, wo ich 1996 mit dem Rad unterwegs war. Kurze Zeit später passiere das nicht so schöne Villagio Racise.

Der Wald ist schon klasse: Sehr abwechslungsreich und dicht, alter Baumbestand und tolle Flora am Boden! Große Höhenunterschied habe ich hier nicht zu bewältigen. Bei Ciricilla (Fontana dei Monaci) ergibt sich rechts der Blick in eine Hochebene - mit aufgelassenem Restaurant (STEREO). Mit einer Zwischenabfahrt durch landwirtschaftlich geprägte Gegend und etwas weiter auf knapp 1.400 m ergibt sich ein Blick in die Berglandschaft vor dem Colle d'Ascione. Eine Pause kommt nicht in Frage: Links hinter mir braut sich schon das übliche Nachmittagsgewitter zusammen. So fahre ich zum Lago Arvo hinunter und will - mit einem Schulterblick - Lorica trocken erreichen. Blitze zucken, Donner grollen, ich gebe Gas! Im Ort Lorica kehre ich in der ruhigen La Locanda dei Pini des Hotel dei Pini [29.8.22] ein und esse lecker Scialatelle al profumo di bosco (funghi porcini). Als auch nach dem zweiten Glas Wein kein Regen fällt, fahre ich weiter.

Steil geht es aus dem Ort (1.300 m) hinauf auf kleinster Straße (Michelin sagt: Für Wohnwagengespanne nicht geeignet:-) 10 km hinauf zuerst durch Wald, später mit vielen Lichtungen. Dann erreiche ich die Seilbahn (mit Ausblick in den Nationalpark), fahre erst vorbei und drehe nochmal um: Das Rifugio Monte Botte Donato (1.900 m) wurde scheinbar im Juli 2022 gerade wieder eröffnet: "... ha riaperto il rifugio di Monte Botte Donato, ..." Quelle [29.8.22] So kehre ich für eine Pause ein. Auf dem weiteren Weg ergibt sich eine tolle Wolkenstimmung über den bewaldeten Bergrücken, Richtung Tagesziel - am Rifugio Monte Curcio vorbei - aber bestes Wetter!

An meinem Tagesziel Camigliatello Silano komme ich im - hier im Nachhinein unnötig - vorgebuchten Hotel Meranda [29.8.22] unter; wie angekündigt viel ausgelassene Urlaubsstimmung (Remmidemmi). Aber abseits der Touristenmeile habe ich zwei nette Lokale gefunden: Die Bar Pedace (seit 1937) am unteren Ende der Via Roma und "schräg gegenüber" die Trattoria Barrese - Statzione e mangia (im Bahnhof:-) (mit Bed & Breakfast). Hier esse ich auch, zuerst die Antipasti del Casaro (mit u.a. Ricotta, Mozarella, Bergkäse), dann Gnocchi del Pastore, dazu - klar! Vino della casa rosso. 112 km Ø 16,5 (6:45) 2.693 Hm

Halb ist es heute eine Nationalpark-, halb eine Überführungs-Etapppe: Über Acri will ich aus La Sila hinausfahren und mit Castrovillari die 'Hauptstadt des Pollino' erreichen. Samstag, 6.8. Das Hotel (im Bildzentrum die Rampe, um mit dem Rad in die Hotellobby zu fahren:-) habe ich sehr gut in Erinnerung: Ein klassisches Winter-, Urlaubs- und Wander-Resort. Am Lago di Cecita o Mucone geht es ganz nett dahin, wenig spektakulär die Staumauer (da hinter Bäumen versteckt), dann hinauf mit netter Landschaft zum Schluß hinunter nach Acri: Hier nur - wenig reizvoll - kleine Bar-Pause. Anschließend durchfahre ich zur heißen Mittagszeit die Gegend um Spezzano Albanese; einen Landstrich, der während der albanischen Migrationswellen besiedelt wurde [30.8.22]. Eigentlich ist alles zu und die Orte sind wenig einladend, den Ortsteil Spezzano Albanese Terme suche ich vergebens; so fahre ich weiter auf Castrovillari. In der Ebene geht es flach dahin, doch zum Nachmittag braut sich das übliche Gewitter zusammen. Vor mir sehe ich schon Regenvorhänge am Himmel ..., die auf mich zuziehen. So erreiche ich den Ort Le Vigne mit seiner Bar nicht mehr rechtzeitig und stelle mich an einem - aufgelassenen - Hotel unter.

Anschließend bei bestem Wetter erreiche ich Castrovillari (die 'Hauptstadt' des Pollino) ..., wieder mit ein paar Regentropfen: Ich suche mir schnell ein Hotel [30.8.22] mit Zimmerblick zur catena montuosa del Pollino! Nach der unfreiwilligen Regenpause genieße ich den Bummel durch die Stadt: Zwischen Neustadt und Eingang zur Altstadt (auf einem Felssporn) am südlichen Ende des Corso Guiseppe Garibaldi (der Lebensader der Stadt) steht der Palazzo Cappelli von 1777 und direkt dahinter das Castello Aragonese von 1490, welches den Zugang zur Altstadt abgesichert hat (hier gibt mir ein Student der Geschichte eine kleine Privatführung: Die Aragoneser waren in Neapel an der Macht und das Castello war im Grund nur als Gefängnis für die aufmüpfige Bevölkerung gedacht, die gegen die Aragoneser revoltieren wollten. Die Bevölkerung war den Herrschern nicht wohlgesonnen. Er zeigt mir Turmverliese, in denen die Gefangenen zu Tode kamen.). Da ich zu früh unterwegs bin, finde ich zum Abendessen nur die (Abhol-)Pizzeria La Coccinella; obwohl nur ein Haus weiter - später - das Restaurant Pinsa Romana auf dem parkähnlichen Platz serviert. 111 km Ø 21,4 (5:12) 1.299 Hm

Ich habe mich heute für eine kleine Runde durch das Pollino-Massiv entschieden und will mir auf dem Weg zum Meer die Grotta del Romito in Papasidero ansehen (dafür muß ich auf die Fahrt auf Lauria verzichten:-( Alles gut geplant, früh will ich starten - um den nachmittäglichen Regen zu vermeiden; doch es kommt ganz anders! Sonntag, 7.8. Ich stehe auf, als die Sonne hinter dem Bergrücken des Pollino aufgeht. Frohen Mutes passiere ich das nette Bergstädtchen Morano Calabro und folge den lokalen Rennradfahrern (Ciclisti del Pollino) - vorbei an einem Einstieg zu einem (Bahn-)Radweg (mit Zeichen Verbot für Kraftwagen 251 sowie Krafträder 255 und Radweg 237) - aber sie werden es schon wissen ..., wie sich später herausstellt. Hier handelt es sich um einen im Bau befindlichen Bahnradweg von Lauria bis Castrovillari [31.8.22]. Auf dem weiteren Weg begegnen sich Straße und Radweg in der Tat, doch die Tunnel sind noch nicht freigegeben! Sicher ein Grund, noch mal wiederzukommen. Im weiteren Anstieg zum Campotenese ist der fertiggestellte Teil des Bahnradwegs (vorne und rechts wohl mit alter Bahninfrastruktur) gut zu erkennen. Aber so ist der Bahnradweg, der hier links gegenläufig zur Straße hochführt, nicht zu befahren:-( Nach Campotenese, im Grunde genommen eine Autobahnraststätte, fahre ich ab und hinauf zum Colle San Martino mit der Kapelle Lady of Mount Carmel: Diesen strategischen Punkt überragt noch heute die Ruine eines alten 'Fortino' der Bourbonen. Jetzt erreiche ich auch den Parco Nazionale del Pollino!

Pollino

An der Südflanke des Pollino-Hauptkamms steige ich in vielen Kurven langsam empor immer mit Blick nach rechts in die Ebene. Nach dem Überschreiten der Grenze nach Basilikata komme ich zum - 2017 leider geschlossenen [31.8.22]511679 - Albergo-Rifugio De Gasperi (1.535 m). Nebenan lädt aber die Bar 'Piano Ruggio' [31.8.22] auf ein Glas Wein (locale, ohne Etikett versteht sich;-) und Käsebrot ein. Als sich der Parkplatz (im Hintergrund) mit Wandertouristen füllt - es ist Sonntag! - breche ich auf, zuerst über die Hochebene, dann an vielen Sonntagsausflüglern vorbei und durch dichten Wald zum Colle del'Impiso (1.573 m). Anschließend komme ich - nach dem Passieren des auch 2017 geschlossenen Rifugio Visitone, mit (zu) gut besuchter Ausflugsgastronomie! - zum schönsten Abschnitt der Runde: Jetzt nördlich des Hauptkamms (STEREO) fahre ich durch eine leicht abfallende Hochebene auf kleinster, kaum befahrener Straße (single track road) mit Blick auf die Berge im nördlichen Teils des Nationalparks! Am Ende gelange ich auf die SP 4, biege links ab Richtung Vigganello, was ich rechts liegen lasse auf dem Weg nach Rotonda; hier kehre ich in einer Bar ein.

Die Wolken ziehen auf, ich verweile nicht lange, verlasse den Ort; doch knapp 3 km später höre ich unheilvolles, rhythmisches Schleifen am Hinterrad: Der Reifen wirft eine dicke Beule, ein halbes Ei! Hektisch, die sich verdichtenden Wolken im Blick, versuche ich zweimal durch Einlagen zwischen Schlauch und Reifen, weiterfahren zu können, vergeblich. Dabei beschädige ich wohl auch den Schlauch, so daß ich das Rad - bei einsetzendem leichten Regen - nach Rotonda zurückschiebe:-| Alle B&B auf dem Weg sind voll. Im Ort verweist man mich im Ristorante / Trattoria Braceria A'Rimissa an die Albergo Il Borgo Ospitale [31.8.22]; so habe ich wenigstens ein Dach über dem Kopf. Die einzelnen Unterkünfte sind verstreut (Albergo diffuso) in renovierten Gebäuden des historischen Ortskerns untergebracht. In der nahegelegenen Kirche Madonna del Rosario fällt mir auf der Orgelempore diese alte Orgel auf. Abends esse ich im A'Rimissa [31.8.22], wo meine Tischnachbarn aus Mailand z.T. deutsch sprechen, wir uns gut unterhalten und ich am Ende auf ein Glas ihres Aglianico del Vulture eingeladen werde! Und die Dame an der Rezeption hatte mich wegen des Problems mit dem Rad an Puppio verwiesen, der würde mir am Montag helfen können. Naja, so endet der Tag unerwarteter als geplant in jeder Hinsicht ... 80 km Ø 17,2 (4:38) 1.817 Hm

Montag, 8.8. Den Tag beginne ich nicht bei Puppio, sondern ganz entspannt beim Frühstück im Officine 'La Rossa' am Platz (gehört wie das A'Rimissa auch zum Il Borgo Ospitale-Konglomerat). Dann gehe ich die Straße runter zu Puppio: Dieser ist schon eifrig bei der Reparatur eines Motorrades. Schnell klären wir: Mein Problem ist nicht groß, sondern klein; denn er hat alle Teile im Laden: Rennradreifen, Schläuche und Reifenheber! Gemeinsam geht es an die Reparatur (der Motorradfahrer unterstützt uns moralisch, war mal in Deutschland, in Bremen) und mein Rad ist wie neu:-)

Innerlich habe ich mich auf eine Abfahrt bis an's Meer eingestellt; doch es steigt schon im Ort kontinuierlich an! Aber fast wie immer: Kaumst Verkehr und landschaftlich reizvoll! (STEREO) Bisweilen durchaus auch kurios ..., denn ich folge ja zumindest bis Papasidero dem fahrradtouristischen Streckenverlauf, auf den immer wieder hingewiesen wird:-) An Marmanno vorbei und vor Montagna biege ich rechts ab zur Grotta del Romita, einer frühgeschichtlich besiedelten Höhle. Bis dahin sind es 'nur' knapp 4 km, doch es geht zum Schluß mitunter haarsträuben steil bergab! So 'verliere' ich 220 Hm; doch Zurückfahren ist keine Option. Beim Besucherzentrum der Grotta del Romito [31.8.22] angekommen, habe ich eine halbe Stunde Zeit bis zur nächsten Führung, die ich in der Bar oberhalb verbringe; bei einem Glas Wein studiere ich die Erklärungen und den Flyer auf deutsch und englisch: Vor 18.000 Jahren schon war die Grotte besiedelt, Ausgrabungen förderten Bestattungen zutage die bis zu 13.000 Jahre alt sind. Beeindruckendstes Zeugnis ist aber die Ritzzeichung eines Auerochsen, die 10-15.000 Jahre alt ist. Ich trete den Rückweg an; die 15-20 % an der steilsten Stelle, die schon eine gewisse Länge hat, schiebe ich aber lieber.

Oben angekommen geht es sofort wieder hinunter durch wildeste Bergwelt: Tief eingeschnittene Täler und steile bewaldete Hänge. In flotter Fahrt geht es - mit einem Rückblick in die Berge und die sich auftürmenden Gewitterwolken vor Papasidero (STEREO) - weiter hinunter zum Fluß: In der schmalen Ortsdurchfahrt laden zwar Tische der Bars in der Sonne zu einer Pause ein; doch das Gewitter in den Bergen droht und bis zur Küste ist es noch ein Stück:-| (Rückblick auf den Ort.) Alsbald steigt die Straße im wilden Tal auch wieder an weil ich mich vom Fluß entferne, dann endlich die Anfahrt zur Küste. Durch Santa Domenica Talao (Rückblick) geht es und mit einer kleinen Abfahrt nach Scalea erreiche ich das Meer! Hier pausiere ich bei Bier und Pizza.

An der Küste will ich soweit fahren, wie ich komme; Freunde warnten mich aber vor ausgebuchten Hotels am Meer ... Durch Praia a Mare (Rückblick auch in die Berge) fahre ich durch, es ist noch zu früh. In Marina di Maratea will ich zum Meer, doch halt stop, vertan, den Porto di Maratea habe ich besonders schön in Erinnerung. Dort gibt es aber kein Hotel, also weiter. Ich erreiche Aquafredda und bekomme im ersten Hotel gleich ein Zimmer! Mit einer Aussicht auf Meer und Küste! ... und der täglichen Wäsche. Abendessen tue ich im Ort im Restaurant Le Vele mit Blick auf die Küste und den Sonnenuntergang. Neben dem ortsüblichen Amaro Lucana (links) probiere ich auf Empfehlung der Bedienung den Amaro del Golfo: Weniger 'pappig' süß, eher würzig trocken. Später Abends dann wieder das Gewitterspektakel. 106 km Ø 19,6 (5:25) 1.740 Hm

Cilento, Neapel, Cassino

Schon in der langfristigen Planung habe ich das Promontorio del Gargano verworfen - aus Zeitgründen - und mich für einen Besuch der Vulcano Solfatara entschieden; ich bleibe erstmal an der Westküste.

Cilento

Als nächstes steht also das Cilento an, unser altes Gebiet der Trainingslager im Frühjahr. Wie Christian und Andy wähle ich die Route an der Küste entlang und will nach den Nationalparks nicht durch's Hinterland fahren: Dienstag, 9.8. Ich starte spektakulär an der Steilküste (STEREO). Nach Sapri mit Rückblick auf die Küste über San Giovanni a Piro geht's über Marina di Camerota, Palinuro (Pause), Pisciotta, Ascea mit Blick in die Berge des Hinterlandes des Cilento, Marina di Casal Velino (Pause im Isola Verde), Acciaroli zuerst nach San Marco: Das günstigste Zimmer kostet hier 280 EUR. Ich fahre ohne zu überlegen weiter nach Santa Maria di Castellabate: Hier finde ich kein freies Zimmer:-( Als ich den Ort verlasse in Richtung Agropoli fällt mir ein Hotelwegweiser auf, dem ich folge und - nach etwas Verhandlung - noch ein Zimmer zu einem akzeptablen Preis bekomme. Die 700 m zurück in's Zentrum gehe ich zu Fuß. Abends ein herrlicher Sonnenuntergang und nach dem Essen im Duca? .. Dica! ein Amaro mit Gebäck in der Lounge Bar. 128 km Ø 19,7 (6:30) 1.877 Hm

Die nächsten beiden Etappen sind reine Überführunsgetappen: Mittwoch, 10.8. Nach dem hektischen Agropoli erreiche ich die Ausgrabungen von Paestum, hier 2. Frühstück. Nach unspektakulärer Fahrt durchquere ich das überfüllte Salerno und über den Bergrücken Pompeji mit seinen Ausgrabungen, im Hintergrund der Vesuv. Alleine in Torre Annunziata finde ich eine recht nette Bar für eine Pause am Meer: Lido Risorgimento.

Neapel

Als architektonischen Höhepunkt des Tages durchquere ich auf der ehemaligen SS 18 den Palazzo Reale di Portici: Es handelt sich um ein ehemaliges Landschloß der Bourbonen aus Neapel und Sizilien [1.9.22]. Neapel durchquere ich mittels der Tunnels möglichst schnell und fahre zuerst zum Eingang der Solfatara in Pozzuoli: Was ein Schock! Im Hotel wird mir die langjährige Schließung wegen tödlicher Unfälle [1.9.22] bestätigt (die ich vor der Reise nicht recherchiert hatte). Nur die Solfatara war der Grund für das Ziel Pozzuoli! Abends ist die Schlange beim Restaurant erheblich: Ich werde in die Warteliste aufgenommen und solle in der Bar nebenan warten. Nach 20 Minuten werde ich gerufen und kann dem geschäftigen Treiben der Pizzabäcker zuschauen. 136 km Ø 21,0 (6:29) 925 Hm Einigermaßen enttäuscht reise ich weiter in Richtung Abruzzen; dazu habe ich mir das Tagesziel Cassino ausgesucht. Donnerstag, 11.8. Am Krater mit seinen Weinfeldern vorbei nach Norden fahre ich dann schnurgerade. Bei der Caseificio F.lli Capozzi [1.9.22] mache ich Halt für einen frischen Mozzarella di bufala, bevor ich den Volturno überquere. Auf leicht welligem Terrain erreiche ich am Fuße des erloschenen Vulkas Roccamonfina Sessa Aurunca: Die nette Altstadt durchquere ich auf holprigem Pflaster. Später wechsel ich im Tal des Garigliano die Flußseite:

Cassino

An verschiedenen, einladenden Thermen und Hotels (Suio Terme) [1.9.22] vorbei erreiche ich später dann mein Tagesziel Cassino: Hier kehre ich in einer beliebten Pizzeria im Hinterhof ein, die während es leicht an zu tröpfeln beginnt, das Dach zuzieht und ganz spezielle Pizzacreationen breithält: Pizza Baccala' mit Fior di Latte, Baccala' Mantecato, Pomodorini Confit und Carciofi Croccanti Fritti! Die hat es mir angetan; aber es bestätigt sich meine Befürchtung, daß es die nur Invernali, also im Winter gibt:-| Egal, die Pizze di stagione estive (Sommersaison) bieten eine Pizza Baccala' Estiva mit Pomodoro, Patate, Baccala', Polvere die Olive Taggiache und Sedano: Mein Ding, super lecker! 104 km Ø 22,3 (4:40) 1.530 Hm Jetzt endlich, nach rund 1.700 km, also ca. der Hälfte der geplanten Strecke, wähne ich mich auf der sicheren Seite und will einen Ruhetag einlegen mit einer Wanderung hoch zum Kloster Montecassino [1.9.22], welches ich bei der Vorbeifahrt sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn hoch oben auf dem Gipfel schon gesehen habe. Freitag, der 13. ..., falsch: 12.8.:-| Frühstück im - etwas betagten, dadurch sehr gemütlichen - Hotel Alba [1.9.22], dann ca. 475 m Aufstieg: Zuerst auf der ehem. Hauptstraße, alsbald aber auf dem historischen Zuweg. Nur paar Wanderern begegne ich. Oben angekommen stehe ich vor dem ehem. Eingang (PAX). Jetzt betrete ich das Kloster durch den 'Kreuzgang am Eingang' (STEREO) mit Blick auf den Brunnenhof mit (links) Aussichtsbalkon (STEREO). In der Kirche fallen mir in der Krypta - die als einziger Teil im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurde! Insgesamt wurde die Abtei 4 x zerstört: 577, 883, 1349, 1944 - dieses Relief und das Deckenmosaik besonders auf: Beides trägt für mich jugendstilartige Züge. Im Hof zum St. Anna-Kloster (1953) befindet sich ein Säulengang, der zur selben Zeit entstanden ist. Hier werden Kapitelle verwendet, die bei den Aufräumarbeiten - neben anderen architektonischen Relikten - nach dem 2. Weltkrieg gefunden wurden. Pflanzenornamente prägen die künstlerische Arbeit der Kapitelle; sie stammen wohl aus dem Mittelalter (1050~1100) wohl von anderen Klöstern, zitieren byzantinische Kunst, die sich auch im Kloster Hosios Lukas in Griechenland findet (hmm ..., Form ja, Ornamente nein). Künstler aus Byzanz wurden vom Abt engagiert, um die Basilika auszuschmücken. Im Museum haben mich besonders folgende Exponate in den Bann gezogen: Ein Mini-Reisewörterbuch von 1892, welches in einem Medaillon (hinten links) aufbewahrt wurde und die Regeln des heiligen Benedikt, prächtigst ausgeschmückt, von 1430~1440. Da die "Cafeteria" aus 3 Getränkeautomaten mit Müllbechern besteht, mache ich mich auf den Heimweg: Es strahlt noch einmal der Brunnenhof in der Mittagssonne und ich gehe auf ganz ähnlichem Weg hinunter nach Cassino. Abends werden im Zentrum die Straßen für den KFZ-Verkehr gesperrt und der Platz wird für die Gastronomie genutzt. Hier will ich zwar mit Kreditkarte bezahlen, aber das klappt mal wieder nicht; so verbleiben mir noch 14 EUR Bargeld. Denn an Geldautomaten wird meine Karte zum Abheben i.d.R. nicht (mehr) akzeptiert. Hoffentlich eine Störung im Internet, ich will es morgen nochmals versuchen ... Ruhetag

Samstag, jetzt wirklich der 13.8. Ich frühstücke nichtsahnend im Hotel und zahle: Dazu gibt der Mitarbeiter meine Kreditkartennummer manuell in sein Gerät ein, das klappt. So fahre ich los in Richtung San Donato Val di Comino / Forca d'Acero (1.535 m). Doch es ist nicht nur bewölkt wie langfristig angekündigt, sondern fängt wie vorausgesagt an zu regnen als ich 10 km auf dem Tacho habe. Und in den Abruzzen hängen dichte Wolken! Jetzt kommt alles zusammen: Unsichere Lage der Unterkünfte im Parco Nazionale d'Abruzzo, Kreditkarte funktioniert so leidlich und Regen in den Bergen, na toll! Ich drehe entnervt um, versuche in Cassino nochmal vergeblich Geld zu bekommen, telefoniere 1/2 h ergebnislos (Ersatzkarte könnte in 5 Tagen per Kurrier da sein) mit der Bank-Hotline, warte den Regen ab während sich in den Wolken Lücken auftun und entschließe mich dennoch: Es macht keinen Sinn, so weiterzufahren:-| + 20 km

Abbruch / Unterbrechung der Reise

Am Bahnhof will ich ein Ticket nach Frankfurt, wenigstens nach Norditalien bekommen. Weder am Schalter noch am Automaten wird die Kreditkarte genommen! Wochenende, kein Geld und ich komme nicht weg:-( In meiner Verzweiflung fahre ich zum Hotel und schildere meine Lage: Geldauszahlung auf Kreditkarte ist aus fiskalischen Gründen nicht möglich; doch ein Mitarbeiter kauft per Handy-App und meinen Kreditkartendaten eine Fahrkarte von Cassino bis ..., halt: Nicht Bologna (der Zug am Wochenende nach München ist eh ausgebucht), sondern ... Mailand und druckt diese aus: Vielen Dank! Mein Bauchgefühl sagt mir, daß ich von Mailand zur Not per Rad schneller in die Schweiz oder nach Deutschland komme; notfalls auch mit 14 EUR! I.d.T.: Bologna-Innsbruck=400 km und -Chiasso=270 km; dagegen Mailand-Chiasso=50 km bzw. -Daisendorf=370 km (dort will ich Freunde besuchen)! Ich verlasse Cassino schon bei Sonnenschein mit Blick auf das Kloster und fahre zuerst Richtung Rom, während die Wolken in den Bergen hängen. Im Frecciarossa passieren wir den futuristischen Bahnhof Reggio d'Emilia AV von Calatrava, ich lese meine E-Mails und werde daran erinnert - klar: Habe ich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt! - daß mein Bruder nähe Lago Maggiore Urlaub macht. (Intuitiv hatte ich mich bei der Recherche nach Hotels in Mailänder Bahnhofsnähe gegen eine Buchung vorab entschieden!) Telefonate, Umstieg in Mailand und eine Anschlußfahrkarte später holt er mich gegen 22:15 Uhr in Arona am Bahnhof ab und wir fahren die 20 km zu ihrer Ferienwohnung am Lago d'Orta. Dort haben wir uns auf der Terrasse noch viel zu erzählen bis tief in die Nacht, wobei ich die Pasta-Reste vertilge und eine Flasche Solopaca Bianco Sannio DOP aus Malvasia di candia, Trebbiano e Falanghina drauf geht (die aus Solopaca / Castelvenere kommt: Keine 50 km von meiner Tour durch Neapel entfernt:-)

Abruzzen, Rimini, Po-Ebene

Was ist mir entgangen? Was hatte ich vorbereitet und geplant? In den Abruzzen wollte ich mir die Gole del Sagittario und - auf Empfehlung von Christian - im Parco Nazionale del Grand Sasso das Grand Sasso-Massiv inkl. Campo Imperatore ansehen. Dann wäre ich zur Küste des Ionischen Meers gefahren und weiter nach Rimini: Hier hatte ich die Drehorte des Films Oktober in Rimini [2.9.22] recherchiert. Über Ravenna, Comacchio (Flamingos im Po-Delta : Gescheiterte Weltmacht begnügt sich mit Fischfang) [3.9.22], Ferrara (Ferraras Kanäle : Der vergessene Heimathafen) [3.9.22], Mantua (Risotto alla pilota) [3.9.22] und Bergamo hätte ich die Po-Ebene durchquert und wäre am Lago di Como nach Chiavenna gekommen. Gut, die Abruzzen habe ich 2011 und die Po-Ebene 2014 durchquert. Doch meine Tour Palermo-Frankfurt ist jäh unterbrochen:-| Denn die Planung hat gepaßt: In 9 Tagen wäre ich mit 107 km/Tag rund 1.000 km weit gekommen, was genau ausgegangen wäre. Was ein Ärger!

Oberitalienische Seen / Alpen

Sonntag, 14.8. Wir frühstücken ausgiebig mit Blick auf Orta San Giulio am Lago d'Orta, nachdem ich mit ausreichend Bargeld versorgt wurde. Sehr froh, endlich wieder auf dem Rad zu sitzen, habe ich mir eine lange Etappe vorgenommen, im besten Fall will ich Chiavenna erreichen. Das Wetter ist eher bedeckt/bewölkt, es wird nicht so warm, aber die Sonne fehlt mir schon hier an den Seen ... In Omegna lege ich ein 2. Frühstück ein, erreiche am Lago Maggiore Verbania. Hier nehme ich die Fähre nach Laveno-Mombello und fahre auf der anderen Seeseite bis Luino. Für die Landbridge nach Lugano (die ersten 20 km in der Schweiz!) stärke ich mich hier am See noch einmal. Diesmal auf der - recht netten - italienischen Seite erreiche ich den See und fahre - zuerst auf Radwegen - nach Lugano. Sehr nett am Lago di Lugano entlang - wo ich wieder zurück nach Italien komme - und nach der nächsten Landbridge erreiche ich Menaggio am Lago di Como. Aus Zeitgründen bleibe ich diesseits des Sees, der Verkehr auf der Hauptstraße ist noch ok, oft werde ich aber an den neuen Tunnels vorbei auf die alte Seestraße geleitet. Der Tag beginnt sich zum Ende zu neigen: Im Flachen nach Verlassen des Sees nordwärts türmen sich die Alpen auf und gebe ich Gas, z.T. auf Radwegen; doch die Etappe zieht sich und das Terrain steigt allmählich an:- So erreiche ich - nur mit einer kurzen Erdnuß-Zwangspause - Chiavenna erst beim Dunkelwerden. Das erste Hotel ist voll; ich frage, fahre herum und telefoniere: Es gibt keine Übernachtung! Ein Buchungsportal zeigt mir an: Nächste Unterkunft in 20 km Entfernung! So esse und trinke ich ganz entspannt im Caffe Svizzero und mache es mir dann auf dem Bahnsteig, später im Vorraum eines Geldautomaten gemütlich. 162 km Ø 24,9 (6:29) 1.401 Hm

Wie ursprünglich geplant will ich die Alpen am Splügenpaß überqueren; und ich habe mich für den Besuch von Freunden am Bodensee, in Karlsruhe und Mosbach - und nicht in München und Regensburg - entschieden, fahre also westlich nach Frankfurt zurück. Montag, 15.8. Um 5:48 wache ich auf, strecke mich und fahre für's Frühstück zum Caffe Svizzero zurück; das Wetter ist super! Schon in Chiavenna steigt die Straße - klar: Ich muß von 333 m (Chivenna) auf 2.114 m (Splügenpaß) hoch! - und ich erreiche nach kurzen Fahrt die bedrohliche erste Serpentine, ... von 51! Langsam schraube ich mich hoch und erreiche den - bei Christian noch gesperrten - schönsten Streckenabschnitt von 21° bis 30° tornante mit 8 Galerien: Hier stapeln sich wirklich die Galerien und Spitzkehren übereinander am steilen Berg! Weiter oben hole ich den Rennradfahrer ein, der mich schon eine geraume Zeit begleitet, und wir fahren gemeinsame den Wolkenlücken entgegen (denn die Wolken hängen nur in den hohen Bergen ringsum).

Am Rifugio Stuetta auf Höhe 1.874 m [3.9.22], welches ich mir auch mal als Übernachtungsmöglichkeit herausgesucht hatte neben Chiavenna und der Albergo della Posta [3.9.22] im fogenden Ort Montespluga (1.905 m) noch vor dem Paß, halte ich spontan an und frage nach einem Zimmer ..., nach keinen 30 km auf dem Tacho! Und ich bekomme weit vor 12 Uhr das letzte Zimmer (da es ein 3-Bett-Zimmer ist und ich es alleine belege, zahle ich 10 EUR mehr, egal!): Ich freue mich - gerade nach der letzten Nacht! - auf diese Übernachtung in der familiären Atmosphäre der Hütte und auf eine Wanderung hier oben in den Bergen! Kurz fahre ich an der Staumauer und dem fast leeren See vorbei nach Montespluga, sehe den anderen Rennradfahrer aber nicht mehr, kehre auf einen Cappucchino und ein Stück Kuchen ein, kaufe Postkarten und kehre dann um, da der Ort im Schatten dichter Wolken liegt. Zurück in Stuetta (das Rifugio links) mache ich mich auf zu einer kleinen Wanderung: Ohne festes Ziel folge ich im Abstand anderen Wanderern ...; die Landschaft ist grandios, das Wetter hier super! (STEREO) Wanderwege gibt es genug, Wolken ergeben wechselnde Stimmungen, die Wegweisung ist hervorragend. Nach ein paar Kilometern durch leichtes Gelände erreiche ich das Rifugio Mai Tardi [3.9.22] zum Mittagessen: Ich bestelle die hiesige Spezialität Gnocchetti, wobei es sich um Gnocchetti della Valchiavenna (die hier auch Pizzoccheri genannt werden) [3.9.22] handelt. (Daneben gäbe es noch die Pizzoccheri) [4.9.22] Gut gewegweist folge ich der Mauer zurück zum Rifugio Stuetta. Kurze Zeit später sehe ich von meinem Zimmer, wie sich die Wolken den Paß hochschieben und es bis in die Nacht regnet. 33 km Ø 13,1 (2:33) 1.590 Hm

Dienstag, 16.8. Früh stehe ich auf; das Wetter: Super! Beim Frühstück bin ich Erster. Bei der Auffahrt zum Paß hängen letzte Wolkenreste in den Bergen; so nehme ich die zweite der verbliebenen 10 tornanti unter die Räder. Nach dem Splügenpaß - hier reise ich das 2. Mal in die Schweiz ein - mache ich mich an die Abfahrt vorbei an der Splügengalerie [3.9.22] bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen; das Thermometer zeigt unter 8°C! Ich genieße die Abfahrt hinunter bis zum Sufner See, blicke den See zurück, bevor ich die Viamala [3.9.22] passiere: Im unteren Abschnitt nach dem Restaurant zur alten Post und kurz vor Thusis wechsel ich auf den Viamalaweg, "die alte Kommerzialstraße von 1823. Diese Straße machte damals die Via Mala postkutschentauglich, heute gilt sie als historisches Baudenkmal, sie ist zwar asphaltiert aber autofrei. Leicht und stetig fallend führt der Weg durch die Westflanke der Schlucht und beeindruckt uns mit hohen Felswänden und tiefen Schluchteinblicken. Die Schlüsselstelle der alten Straße ist heute ein kurzer Tunnel" (im Hintergrund) Quelle [3.9.22], das Verlorene Loch [3.9.22]. Nach Thusis entledige ich mich der überflüssigen Kleidung an diesem eigenwilligen Bauwerk, der Steinkirche in Cazis [3.9.22]. Und vor Chur im Tal des Rheins steigt die Temperatur ob des sonnigen Wetters schon an; ich vermisse die Kühle aus den Bergen:-) Über den St. Luziesteig - wo ich zwar jetzt doch eine Pause im Landgasthof St. Luziesteig [3.9.22] einlegen will trotz ohne Franken; doch Mo. & Di. sind Ruhetage:-( und durch Liechtenstein erreiche ich in Österreich Feldkirch. 123 km Ø 24,7 (5:00) 1.430 Hm

Auch hier zeigt sich im Vorfeld - was beim Frühstück vom Nachbartisch bestätigt wird, daß Übernachtungen knapp sind: Bregenz sei wegen der Festspiele dort ausgebucht, eine Radtour dorthin mußte deswegen ausfallen. So werden auch im nahen Feldkirch die Zimmer knapp ..., und (viel) teurer! Da ich ein Zimmer vorgebucht habe, frage ich kurz vor 14 Uhr im italienische Restaurant Verona due [3.9.22] und kann noch zu Mittag essen; sehr nett - zumal ich vorher im anderen Lokal abgewiesen wurde, es gäbe nur noch eine kleine Karte ..., für einen hungrigen Rennradfahrer! Zum Nachtisch gibt es - ja, in Österreich und nicht in Italien! - meine Lieblingsnachspeise: Zabaglione [3.9.22]! (Die letzte - und erste! - Zabaglione meines Lebens hatte ich nach meiner Erinnerung 2009 in Biasca - bevor ich den Lukmanier gefahren bin, also in der Schweiz und auch nicht in Italien!) Anschließend beziehe ich das Hotel und mache mich an den Stadtrundgang; besonderen Wert lege ich dabei auf die Architektur des Jugendstils: Zwischen der gotischen Frauenkirche aus dem 15. Jh. (rechts) und dem Churer- oder Salztor (links, von 1491) z.B. befindet sich ein Bürgerhaus (das Köb-Haus) [3.9.22] von 1905 (wo früher der alte Salzstadel gestanden hat), welches meine Aufmersamkeit erregt. Oder das Landesgericht von 1903-05 an der Ill: Turm, Detail und Treppengiebelfassade. Gegenüber vom im Stadtrundgang genannten Mühle- oder Sautor interessiert mich eher das Städtische Elektrizitätswerk von 1906, welches - für mich als halbem Maschinenbauer recht interessant! - noch in Betrieb ist. Nicht weit entfernt steht der Turnsaal des ehemaligen Gymnasiums: Dieser ist von 1901/02 und weist sehr schlichte Jugendstilelemente auf. Auf dem Marktplatz (Nr. 13) fällt mir noch dieser Giebel von 1906/07 eines im Kern spätmittelalterlichen Hauses auf. Abends finde ich mich nochmals im Verona Due gegenüber dem Rathaus zum Essen ein. Eine gute Übersicht über die historischen Bauten liefert die Liste der denkmalgeschützten Objekte in Feldkirch [3.9.22].

Abends werfe ich noch einen Blick in's Wetter von Friedrichshafen (Bodensee); in der Nähe will ich bei Freunden eigentlich (nur) einen Ruhetag einlegen:-| Doch gerade wenn ich weiterfahren will, verschlechtert sich das Wetter massiv! Mal sehen, wie ich das umschiffen kann ... Doch Michael schrieb schon vorbeugend:

Hallo Jagger,

perfekt. Dann sehen wir uns morgen. Ich bin auf jeden Fall da, Elke stößt später dazu.
Du kannst gerne einen oder auch zwei oder drei Ruhetage einlegen :)

Bis morgen und viele Grüße
Michael

Deutschland (Frankreich)

Mittwoch, 17.8. Für's Frühstück im Hotel nehme ich mir Zeit und lese die Lokalzeitung: Tiefststand am Bodensee (klar, die Trockenheit hat ihre Spuren hinterlassen und schluck Regen, zum Teil ergiebig, ist angekündigt) und Wieder Waldbrände nahe Rimini (vielleicht doch gut, Rimini ausgelassen und Sizilien schon verlassen zu haben). Auf Nebenstrecken und über Lustenau fahre ich auf die Laufstrecke des Bodensee-Halbmarathons, auf der ich 2016 meine persönliche Bestleistung erzielt habe, an der Seebühne in Bregenz vorbei und - jetzt erreiche ich Deutschland - zum Schluß rückwärts nach Lindau zum Cafe, in dem wir damals tags zuvor eingekehrt sind. Jetzt Endspurt: Am Hafen vorbei und in Langenargen über die Kabelhängebrücke (von 1898 mit Spannweite zwischen den Pylonen von 72 Metern, seinerzeit eine technische Meisterleistung: Die Pläne der Brücke wurden u.a. auf der Weltausstellung 1900 in Paris vorgstellt) kann ich am Cafe Merk [3.9.22] in Immenstaad nicht vorbeifahren; es gibt Stachelbeerbaiser! An Meersburg vorbei fahre ich direkt zu meinen Freunden nach Daisendorf, wo Michael damals den Halbmarathon mitgelaufen ist. Nachmittags läuft er noch eine 10 km-Runde als Intervalltraining, auf der ich ihn auf dem Rad begleite. 106 + 10 km Am Abend besprechen wir die Wettersituation und ich kann das Regenwetter bei ihnen aussitzen; besten Dank! Donnerstag, 18.8. Heute Vormittag sehe ich mir Meersburg an: Blick von der Rieschentreppe auf den Hafen und Polizeiwache Meersburg; wahrscheinlich die einzige Polizeiwache Deutschlands, in deren Vorgarten Wein wächst:-) Nachmittags fahren wir mit dem Rad rund 40 km durch's Hinterland: Pause machen wir beim Abenteuerpark Immenstaad mit Kletterwald [3.9.22] und im Wirtshaus Frohsinn [3.9.22] in Buggensegel-Salem. Wir überlegen vor der Abfahrt noch, über Salem zu verlängern, doch als wir auf die Räder steigen, beginnt es leicht zu tröpfeln: So fällt die Entscheidung leicht, wir fahren die paar Kilometer direkt zurück und gottlob bleibt es beim gelengtlichen tröpfeln. + 40 km Freitag, 19.8. Da es heute ständig mal mehr, mal weniger regnet, legen wir einen Saunatag in der Meersburg Therme [3.9.22] ein. Samstag, 20.8. Wir frühstücken recht früh und am Bodensee lugt die Sonne durch die Wolken: Ich kann weiterfahren! Da Richtung Osten (Friedrichshafen und München) sowie Westen (Schaffhausen und Basel) Regenwolken durchziehen, entscheide ich mich für meine ursprünglich geplante Richtung: Ich will nach Norden am Neckar bis Rottweil, Horb oder Nahgold fahren.

Nach zwei Ruhetagen juckt es in den Beinen; und das Wetter spielt mit (18~25°C): Am Bodensee und in Richtung Norden sieht das Wetter gut aus! Kurz vor Ende des Sees in Sipplingen blicke ich zurück und zum Zollhaus Ludwigshafen voraus. Mit 3 Regenpausen (a 20 min.) in Tuttlingen an der Donau - wo ich kurz vor der Stadt einen unerklärlichen Platten hinten habe - (2. Frühstück), Rietheim und Aixheim, Neuhaus 11 (Al Paradise 3. Frühstück). Bei sich besserndem Wetter erreiche ich Rottweil, sehe mir die römischen Ausgrabungen [4.9.22] an und das Schwarze Tor. Jetzt folge ich dem Neckar bei bestem Wetter auf Horb, wo ich Station mache: Vom Zimmer aus habe ich besten Blick auf den Oberen Marktplatz mit Rathaus, ich bummel an der Stiftskirche (Turm links) vorbei zum Schurkenturm, Blick vom Sommerhaldeweg auf den Gasthof Schiff auf dem Hochflächensporn oberhalb des Neckartals, Rat- und Wachthaus am oberen Markt. Es gibt viele aufgelassene Läden und wenig Restaurants; ich werde fündig im Hotel Goldener Adler [4.9.22] und esse lecker Wild, dazu ein Waldulmer Spätburgunder! [5.9.22] 134 km Ø 25,9 (5:11) 1.033 Hm

Während der Anfahrt auf Horb hat sich schon geklärt, daß meine beiden weiteren Besuche wegen Corona und Urlaub ausfallen. So bin ich frei in der Planung der weiteren Route: Ich will den nördlichen Schwarzwald queren auf Achern, einen Abstecher nach Frankreich einbauen und über die Deutsche Weinstraße weiterfahren ... Sonntag, 21.8. Im altehrwürdigen Schiff frühstücke und bei bestem Wetter starte ich: Das Schiff und die Stiftskirche. Nett geht es etwas hügelig hinein über Freudenstadt nach Baiersbronn: Hier kurze Pause, ist ja Urlaub. So gestärkt fahre ich hoch zur Schwarzwaldhochstraße (B 500) [4.9.22], quere sie und auf kleinster Straße - mit Blick Richtung Mummelsee und Hornisgrinde, rechts oben (STEREO); etwas später blicke ich aus dem Schwarzwald über das Rheintal bis zu den Vogesen - Richtung Allerheiligen und weiter steil abwärts nach Ottenhöfen: Hier errinnere ich mich an unsere Wanderung über das Karlsruher Grat [5.9.22] und mache Pause im Park gegenüber dem Endbahnhof von Achern. Im Biergarten mit Blick in die Weinberge vom Hirsch in Kappelrodeck kehre ich zum Mittagessen ein (zuerst bin ich vorbeigefahren, doch es ist ja Urlaub:-). Bei der Waldulmer Winzergenossenschaft [5.9.22] fahre ich noch vorbei, sie ist am Sonntag nachmittags aber geschlossen; das Kachelbild finde ich dennoch ganz nett. Schnell geht es im Flachen jetzt dahin, ich komme zum Rhein, setze nach Frankreich über (Drusenheim), folge dem Deichradweg ein paar Kilometer und kehre - kurz vor Fort Louis - spontan im familiären S'Rhinfischel Rhinstub [4.9.22] im Garten ein. Leider gab's zum Kronenbourg nur einen - zwar leckeren - Salat; und in der französischen Pampa finde ich nichts zum Einkehren auf dem weiteren Weg. So wird der Weg lang bis Wissembourg ... 142 km Ø 23,1 (6:10) 1.337 Hm Ich komme im **-Hotel d'Alsace vor den Toren der Altstadt unter und esse abends noch gut im Cafe "La Rose". Zum Abschluß gönne ich mir einen Cafe Gourmand.

Montag 22.8. Überraschend gutes Frühstück im Hotel, kleine Rundfahrt durch die sehr nette Altstadt (Fachwerkaus) und im Nu bin ich über die Grenze wieder in Deutschland ..., auf der Deutschen Weinstraße: Weintor, Bad Bergzabern, Radwege, ... Links der Pfälzer Wald, die Weinberge und rechts die Rheinebene (STEREO), das Rhodter Schlössel (klassischer französischer Flügelbau von 1780) in Rhodt unter Rietburg, Edenkoben, in Maikammer mit dem Restaurant "Alt Maikammer", Neustadt, Gimmeldingen und Königsbach: Hier begebe ich mich auf den Pfälzer Weinsteig, denn ich würde gerne in der Waldschänke / Deidesheimer Hütte [4.9.22] einkehren. Doch die hat, genau wie vorher schon die Waldgaststätte Pfalzblick [4.9.22], zu Beginn der Woche zu:-( In Deidesheim kehre ich im Zum Schwanen [4.9.22] ein und bestelle Kaiserschmarrn:-) So gestärkt erreiche ich Freinsheim (Altes Rathaus), wo ich im Landhotel Altes Wasserwerk [4.9.22] unterkomme. Vorab drehe ich aber noch eine Runde ohne Gepäck (- Dackenheim - Kirchheim - Kleinkarlbach - Bobenheim - Weisenheim - Herxheim -) und entspanne anschließend in der Sauna ..., nach fast 2.600 km! 97 km Ø 20,2 (4:49) 1.199 Hm

Dienstag, 23.8. Dies ist also der letzte Tag der ehem. Tour "Palermo - Frankfurt": Ich lasse mir das ****-Frühstück ausgiebig schmecken und erreiche über Frankenthal / Pfalz - wo mir das Schild Gelateria CEFALU auffällt: Am ersten Fahrtag erreiche ich von Palermo die Stadt Cefalu, am letzten Tag passiere ich diese Eisdiele! - den Rheinradweg vor Worms. Dort an der Rheinpromenade unter den Platanen erinnere ich mich an den 1. Tristar 111 Germany-Triathlon (2010) und fahre am Rhein weiter nordwärts auf Gernsheim und die Fähre dort: Am Fährhaus lege ich eine Mittagsrast ein. Den Radwegen folge ich am Rhein entlang, biege nach Groß-Gerau ab - wo ich 2010 und 2017 den Frühjahrslauf Groß-Gerau bestritten habe, passiere Mörfelden - von den vielen Teilnahmen (z.B. 2017) an den Wettkämpfen (oder 2020) dort ganz zu schweigen! - und erreiche auf der Ironman-Radstrecke vom Langener Waldsee (2010) Frankfurt! 114 km Ø 25,2 (4:31) 283 Hm

Off-topic

Neben dem automobilien Einerlei sind mir drei Wagen im Gedächtnis geblieben:

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

Fazit

Folgt später mit etwas Abstand zur Reise ...

Technisches: An 25 Fahrtage bin ich 2.676 km gefahren; das sind im Schnitt 107 km/Tag. Offensichtlich kein Rennen, sondern Urlaub (aka cicloturistico:-) Insgesamt 5 Tage bin ich nicht gefahren, sog. Ruhe- oder Regentage. Von der Planung wären die ca. 1.000 km zwischen Cassino und Arona in den verbleibenden 9 Tagen locker zu schaffen gewesen! ... sogar mit Ruhetag! Unerklärlich sind mir die beiden Pannen: Die Beule auf der Lauffläche eines an sich tadellosen Reifens (Karkasse, Flanke, Lauffläche) - aber Puppio war eine Klasse für sich! - und der Platte eines an sich neuen Schlauchs, wo sich keine Beschädigung des Reifens oder des Schlauchs entdecken läßt:-|

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